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Graz

Die ältesten Spuren der Anwesenheit von Menschen im Gebiet um Graz stammen aus dem Mittelpaläolithikum. Im Wesentlichen handelt es sich um spärliche Funde von Stein- und Knochenwerkzeugen von Neandertalern im Grazer Bergland: in der Repolusthöhle, der Badlhöhle bei Peggau und der Drachenhöhle bei Mixnitz.

40000
v.

Repoluskhöhle Wolfszahn

In der mittleren Steinzeit ist die Zigeunerhöhle bei Gratkorn bewohnt. Ein verzierter Geweihspross zeigt die ältesten Tierdarstellungen der Steiermark.

7500
v.

Zigeunerhöhle
Hügelgräberfeld aus der Jungsteinzeit am Bockberg bei Wildon. 4230
v.
Bockberg Wildon Bockberg
Siedlung aus der Kupferzeit auf der Kanzelhöhe nördlich von Graz. 4000
v.
Kanzelhöhe
Fund einer Tonfigur, der sogenannten Graziella, aus einer Siedlung der Kupferzeit im Pfauengarten. 3800
v.
Graziella
In der Jungsteinzeit ist das gesamte südliche Alpenvorland an Lafnitz, Raab, Feistritz, Mur, Mürz und Enns nachweislich recht dicht von bäuerlichen Kolonisten besiedelt. 3500
v.
 

Ältestes gefundenes Brandgrab der Steiermark im Innenhof des ehemaligen Karmeliterklosters am Karmeliterplatz

1300 v.

Brandgrab

Grabkeramik aus der mittleren Urnenfelderzeit der Rasentaler Hallstattgräber, eines hallstattzeitlichen Gräberfeldes am Südfuß des Wildoner Schlossberges.
Auch die Funde des 15 km entfernten Gräberfeldes von Kainach-Parz stammen aus dieser Zeit.
1000 v. Rasental Parz
Die wichtigsten Funde aus der Hallstattzeit sind das Fürstengrab in Kleinklein bei Leibnitz und der Strettweger Opferwagen. 600
v.
Strettweg
Im Herbst kommt es bei Noreia (Neumarkt) zur ersten Schlacht zwischen Römern und Germanen, in welcher die Kimbern das römische Heer überfallen und ihre Legionen niedermetzeln. 115
v.
 
Ab Beginn des 1. Jahrhunderts überziehen die Römer zur militärischen und wirtschaftlichen Durchdringung den österreichischen Raum mit einem Netz von Straßen. Von besonderer Bedeutung ist der schon seit Urzeiten bekannte Handelsweg der Bernsteinstraße, welcher unter Umgehung des Berglandes, von Aquileia ausgehend, durch die Ebenen von Pannonien über Poetovio (Pettau), Savaria (Steinamanger) und Scarabantia (Ödenburg) bis nach Carnuntum und weiter zur Ostsee verläuft. So verläuft auch am Westrand des Grazer Feldes vom Süden nach Norden eine Römerstraße, von der in Eggenberg eine Handelsstraße in den Osten (strata vngarica), nach Savaria abzweigt..

In Charlottendorf, am Rosenberg, in St. Leonhard, in Straßgang und am Thalerhof finden sich Reste römischer Wohnungen.
200 Römerstraßen Römische Villa Thalerhof
Flavia Solva (Wagna) ist Verwaltungszentrum der römischen Provinz Noricum. 300  

Auf der Flucht vor dem in Pannonien einbrechenden zentralasiatischen Reitervolk der Awaren besiedeln die sogenannten Alpenslawen Gebiete der heutigen Steiermark und Kärntens und errichten das Herzogtum Karantanien (Der Name ist vom keltischen Wort "carant" für Freund abgeleitet). Zahlreiche Orts-, Flur- und Gewässernamen zeugen von dieser Zeit (z.B.: Andritz/jendriza=rasch fließender Bach, Weinitzen/vinica=Weingarten, Ragnitz/raknica=Krebsenbach). Rituelles Zentrum ist das Zollfeld, wo auf dem dort aufgestellten Fürstenstein - dem Kapitell einer römischen Säule - die residierenden Fürsten eingesetzt werden.

550

Fürstenstein

Das 567 aus Asien eindringende Reitervolk der Awaren errichtet im Osten ihr Awarenreich und schließt mit den Langobarden eine Allianz; die Wenden werden ihre Untertanen. 567  
Samo, ein fränkischer Händler aus dem Henneland bei Bamberg, kämpft auf Seiten der Slawen erfolgreich gegen die Awaren, wird dafür zu ihrem König erhoben und gründet in Ostmitteleuropa ein slawisches Fürstenreich mit der Hauptburg in Voitsberg, wobei er auch gegen den merowingischen Frankenkönig Dagobert I. siegreich bleibt. 623

 

 

Der dem merowingischen Geschlecht entstammende, erste Bischof Rupert von Salzburg beginnt im nördlichen Karantanien mit seiner Missionstätigkeit. 698 Awarenmark
Von den Awaren bedrängt, ersucht der erste namentlich bekannte Slawenfürst Borouth den Baiernherzog Odilo um Hilfe, die dieser unter der Voraussetzung der Anerkennung der bairischen bzw. fränkischen Oberhoheit gewährt. Zusätzlich werden sein Sohn Cacatius und sein Neffe Cheitumar als Geiseln nach Salzburg gebracht, um sie dort christlich erziehen zu lassen. 743  
Nach Borouths Tod um 750 folgen ihm zuerst Cacatius und dann Cheitumar nach, der Bischof Virgil von Salzburg um Mithilfe bei der weiteren Christianisierung des Landes ersucht, Virgil entsendet den irischen Bischof Modestus mit weiteren Klerikern nach Karantanien, wo sie im Zuge ihrer Missionierung Kirchen errichten (Ingering bei Knittelfeld) und neue Priester weihen. 767  
Unter Herzog Tassilo III., der als Odilos Sohn schon im Kindesalter 748 Herzog von Baiern wird, unterwerfen die Baiern das heidnische Karantanien mit den dort ansässigen Windischen (Slowenen). Von Salzburg aus nimmt die Christianisierung der Awaren im Süden sowie der Slawen Richtung Osten regen Aufschwung. Entlang der Flussläufe werden erste Fernhandelsbeziehungen aufgebaut. So ziehen Baiernstämme auch der Mur entlang in eine von Windischen bewohnte Ebene. Der dabei gemachte Ausspruch "G'räts, so g'räts!" (Gelingt es, so ist es gut) soll einer Legende nach zum Namen "Graz" geführt haben. 772 Tassilokelch Slawenmission
Wegen seiner Kolaboration mit den Langobarden und Awaren wird Tassilos durch seinen Vetter Karl d. Großen gestürzt und das baierische Stammesherzogtum mit seinem Grenzverlauf östlich von Graz auf der Ries an das fränkische Reich angegliedert.

788

 

Pippin (auch Karlmann, 777-810), ein Sohn Karls des Großen, besiegt zusammen mit Herzog Erich von Friaul (Cividale) die Reiternomaden der Awaren im Donau-Theiß-Gebiet und macht eine ungeheuere Beute von Gold und Silber. Das Frankengebiet dehnt sich nun bis zum Donau-Drauwinkel aus. Dieses gewonnene Land, die Awarische oder Pannonische Mark, wird bairischen Siedlern überantwortet und in Grafschaften unterteilt: in das Land an der Donau (Enns bis Fischa), in Oberpannonien (Awarenland Fischa bis Raab), Unterpannonien (Raab bis Draumündung), Karantanien (Kärnten, Ober- und Mittelsteiermark), sowie im Süden in die Friaulische Mark. An der Spitze der Verwaltungsbezirke stehen Persönlichkeiten bedeutender Geschlechter mit ihren Gutshöfen und Festungen sowie geistliche Herren mit Bischofskirchen und Klöstern. Sie stellen den Ursprung der ersten deutschen Dörfer und Pfarreien auf dem Boden der heutigen Steiermark dar wie z.B. die Burgen zu Gruscharn (Pürgg), Burg Eppenstein bei Judenburg, Burg Leoben (St.Peter-Freienstein) oder Hengistburg (St. Lorenzen am Hengsberg).
Bei der Reichsteilung 806 erhält Pippin von seinem Vater Karl dem Großen Baiern und wird König von Italien.
796 Karantanien
Karl d. Große bestätigt die Zugehörigkeit des Missionsgebietes um den Plattensee für das Erzbistum Salzburg. Es ist von der Raab, Donau und Drau umgrenzt und erstreckt sich westwärts bis an die Grenze zu Karantanien. Zusammen bildet dieses Gebiet „Sclavinia“, dessen Grenze zwischen der Wasserscheide von Mur und Raab, östlich des Grazer Feldes verläuft. 803  
Das im Keller der alten, ehemaligen Jesuiten-Universität in der Hofgasse aufgefundene Körpergräberfeld, lag zu Beginn der frühmittelalterlichen Besiedlung von Gradec am Fuß des Schloßberges, unmittelbar an dem vom Murübergang nach Osten führenden Weg. In den 12 Gräbern liegen Personen verschiedenen Alters mit Blickrichtung nach Osten bestattet. Nach heidnischer Tradition hat man den Toten zur "Versorgung" Keramiktöpfe, Eisenmesser und Esswaren mitgegeben.

810

Graz.Alte.Uni Alte Universität Skelett Skelett

Ludwig I. der Fromme (778-840), der Sohn Karls des Großen, lässt das Gebiet zwischen Enns und Mur in die Grafschaften Ennstal, Mürztal, Leoben, Judenburg und Dudleben gliedern. Als Grafen setzt er fränkische Adelige ein, die sich gegen die Angriffe der Ungarn währen sollen. 828

 

 

Ludwig II., der Deutsche (806 bis 876), der seinem Vater Kaiser Ludwig dem Frommen als Herzog von Baiern und später ostfränkischer König nachfolgt, setzt das Werk von Karl d. Großen fort und schenkt dem Erzbistum Salzburg 42 Besitzungen, beginnend von der Donau, über Ungarn, das steirische Gebiet bis nach Kärnten. Darunter die Kirchen zu Sabniz bei Hartberg („ecclesia ad Sabnizam“), St. Ruprecht, Nestelbach bei Graz, Straßengel, Bruck, St. Lorenzen im Mürztal, St. Michael bei Leoben, Pöls, Graslupp bei Neumarkt und Katsch.

Auf dem Grazer Feld entstehen in Feldkirchen und Straßgang die ersten Eigenkirchen von Grundherren, die dafür vom Salzburger Erzbischof die Seelsorgerechte und das Zehentrecht erwerben. Sie können als Wiege des steirischen Pfarrnetzes angesehen werden.
860 Ludwig der Deutsche
Arbo (Aribo, vor 850 bis nach 909), Ahnherr des Geschlechtes derr Aribonen, wird ab 871 Graf im Traungau und Markgraf der baierischen Ostmark. Die turmlose Rupertikirche in der Aribonenstraße in Straßgang ist eine ursprünglich salzburgerische Gründung und von alters her Friedhofskirche und damit der älteste erhaltene Kirchenbau von Graz. 871 Rupertikirche Straßgang Rupertikirche
Karlmann (830-880), der älteste Sohn des ostfränkischen Königs Ludwig des Deutschen, übernimmt nach dessen Tod 876 die Herrschaft als ostfränkischer Teilkönig.
Gleichzeitig wird sein unehelicher Sohn Arnulf von Kärnten (850-899), der auf der Mosaburch in Moosburg aufwächst von 876 bis 887 Markgraf von Kärnten, später dann von 887 bis 899 auch ostfränkischer König, von 894 bis 899 König von Italien und schließlich von 896 bis 899 römisch-deutscher Kaiser.
876  
Früheste Benennung von "Grazze" in einer Urkunde des Hochstiftes Salzburg, die besagt, das Ludwig III. der Jüngere (835-882), Sohn des barischen Herzogs Ludwig II. des Deutschen, einige Güter des Salzburger Erzbischofs Dietmar I. gegen Güter in Graz eingetauscht, die dessen Ministeriale Vodilhelm als Lehen besessen hat. 881  
Die Hengistburg (Hengistfeldon) in Hengsberg bei Wildon, ist Sitz der Markgrafen der "marchia carantana". 892 Hengistburg Hengistburg Hengistburg
Ungarneinfall bis zur Kor-, Stub- und Gleinalpe.

894

 

Graf Otakar I. (+ 907) aus dem Hause der Aribonen ist königlicher Sendbote in der bairischen Ostmark und erbaut in Steyr an der Enns die "Stiraburg" (Styrapurch) der Traungauer, woraus sich nach und nach der Name "Steiermark" entwickelt. Diese "familiares marchionis" aus dem Traungau gelangt im Laufe der Jahrhunderte über das Ybbs- u. Traisental nach Pitten (Starhemberger u. Dunkelsteiner) und dann weiter ins Ennstal (Gerunge) und nach Wildon. 904 Otakar I. Stiraburg
Die Baiern, Landesherren an der Enns und Mur, verlieren am 4. Juli in Preßburg gegen die Ungarn, sodass die Mittel- und Untersteiermark für 50 Jahre ungarisches Territorium wird. 907  
Durch den Sieg Kaiser Otto I. der Große (912-973) am 10. August über die Ungarn auf dem Lechfeld bei Augsburg wird den durch viele Jahre andauernden Raubzügen der magyarischen Reiterkrieger ein Ende gesetzt und sie müssen sich nach Westungarn zurückziehen. Im Herbst räumen sie auch die Gebiete in der heutigen Steiermark. Zum Schutz werden Marken errichtet: die Mark an der Drau, die Mark an der Saun und die Mark an der mittleren Mur (marchia Carentana), die sich von der Gleinalpe bis zum "mons Predel" (Ries) erstreckt und die Hengistburg (St. Margarethen) als Markzentrum hat. Der über die Mur vorgeschobene Brückenkopf, das kleine Kastell Gradec auf dem Schloßberg, hat die Aufgabe, den Murübergang der nach Osten führenden Straße zu sichern.

955

Lechfeld Lechfeld

Gegen Ungarn entsteht die "marchia carantana" oder "marchia transalpina", die bis zur Wasserscheide von Mur und Raab reicht. Sie kann als Keimzelle für die spätere Steiermark angesehen werden. Die Grenze verläuft auf der Ries, dem mons predel („in monte, qui dicitur Predel“), hinter der sich die ungarischen Grenzwächter befinden (Ungerdörfer).
Gegen Leibnitz wird das Grazer Feld durch den Wildoner Berg (Buchkogel) getrennt, dessen höchste Erhebung 550 m beträgt. Auf diesem, auch „Hoher Hengst“ genannten, Bergrücken entsteht die erste frühmittelalterliche“ Burganlage, die Hengistburg. Sie ist die Hauptburg der entstehenden „Marchia Carentana“ (Karantanische Mark), der Keimzelle der späteren Steiermark, von der aus die Markgrafen ihren an der Grenze des Römischen Reiches gelegenen Machtbereich verwalten und verteidigen.

960

 

Wildon
Markwart III. (bis 1000), aus dem Hause der Eppensteiner, ist erster Markgraf der Mark an der Mur in Karantanien. Das ursprünglich aus Baiern kommende Geschlecht trägt seinen Namen nach dessen Sitz, der zwischen Obdach und Judenburg gelegenen Burg Eppenstein. Auf ihr rot-weiß-rotes Wappen geht auch das österreichisches Bindenschild zurück.

Errichtung der "Mark an der Mur". Ihre Grenze gegen Ungarn verläuft entlang des mons Predel (Platte - Altes Faßl - Prellerberg - St.Ruprecht - Nestelbach - Vasoldsberg - Hühnerberg).
An der wichtigen Straßenkreuzung zwischen der am süd-nördlich am Westrand des Grazer Beckens verlaufenden alten Römerstraße und der bei der Murfurt (spätere Murbrücke) aus Savaria (Steinamanger) einmündenden Ost-West-Verbindung der "strata ungarica" befindet sich seit Mitte des 10. Jahrhundert als vorgeschobener Brückenkopf zur Bewachung und Grenzsicherung am Schloßberg das kleine Kastell "gradec" (ältere untere Burg, später St.Paul-Burg mit Kapelle, der heutigen Stiegenkirche).

970

Eppenstein Stiegenkirche

Mit der Absetzung des bairischen Herzogs Heinrich II. des Zänkers durch Kaiser Otto II. nach einer Verschwörung wird Karantanien vom Herzogtum Baiern abgetrennt und Heinrich III. (940-989) aus dem Geschlecht der Luitpoldinger als selbständiges Herzogtum Kärnten („Marchia Karentana“) übergeben. Unter seiner Verwaltung stehen die Karantanische Mark (die spätere Steiermark), die Gebiete hinter dem Drauwald (mit Pettau und Marburg), die Grafschaft an der Sann um Cilli sowie die Marken Krain , Verona, Friaul und Istrien.
Neuer Graf der bairischen Ostmark ("Marchia orientalis" oder "Ostarrîchi") ist der erste Babenberger Markgraf Luitpold I. (940-994).


Um diese Zeit wird die erste kleine Burg (gradec) am Südsporn des Schloßberges zur Bewachung des Murüberganges der wichtigen, nach Savaria (Steinamanger) wegführenden Straße gebaut, wobei die St.-Pauls-Kapelle als Burgkapelle fungiert. Bei späteren Ausgrabungen finden die dort seit 1588 ansässigen Augustinereremiten „mortuorum hominum ossa non modica“, woraus sie auf einen ehemaligen Friedhof schließen, der nicht nur das patrozinienkundlich und siedlungsgeschichtlich hohe Alter der Stiegenkirche, sondern auch den Status einer Stadtpfarre bezeugt, den die Paulskapelle einige Jahre inne hatte, wenn die außerhalb der Stadtmauer gelegene Ägidiuskirche zur Verteidigung gegen die Feinde aus dem Osten benötigt wird. In einer Mitteilung des Pfarres von Graz, anlässlich der landesfürstlichen Visitation 1545, wird dies bestätigt: “die recht pharr ist vor alter sandti Pauls khierchen bey dem perg under dem schloß in der stat Gräz gewesst“

976

Heinrich III. Marchia orientalis

Kaiser Otto II. (955-983) schenkt Bischof Gottschalk von Freising Ländereien in Neuhofen an der Ybbs. In der lateinischen Urkunde wird statt der "regio orientalis" erstmals die umgangssprachliche Form von "ostarrichi" verwendet: "Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Otto, durch göttliche vorausbestimmende Gnade Kaiser Augustus. Alle unsere eifrigen Getreuen, die gegenwärtigen und auch die zukünftigen, mögen wissen, daß wir, die würdigen Bitten unseres geliebten Vetters Heinrich, des Herzogs von Baiern, erfüllend, gewisse Besitzungen unseres Rechts in der Gegend, die in der Volkssprache Ostarichi heißt, in der Mark und Grafschaft des Grafen Heinrich, des Sohnes des Markgrafen Liutpold, in dem Ort, der Niuvanhofa genannt wird, das heißt mit eben dieserm Hofe und dreißig in seiner unmittelbaren Umgebung liegenden Königshufen mit bebautem und unbebautem Land, mit Wiesen, Weiden, Wäldern, Gebäuden, mit Quellen und Wasserläufen, mit Jagden, Bienenweiden, Fischwässern, Mühlen, mit beweglichem und unbeweglichem Gut, mit Wegen und unwegsamen Land dem Schoße der Freisinger Kirche zu eigenem und ewigen Gebrauch überlassen.". 996 Otto III. ostarrichi-Urkunde
Als Nachfolger seines Vaters Markwart III. wird Adalbero von Eppenstein (980-1039) von Kaiser Otto III. (980-1002) mit der Markgrafschaft von Karantanien betraut. Zudem ist er Graf im Ennstal und Judenburg (Graf von Eppenstein). Auch bekommt er ausgedehnte Besitzungen Im Mürztal und um Voitsberg geschenkt. Unter Kaiser Heinrich II. (973-1024) wird er 1012 Herzog von Kärnten, Markgraf von Verona, Friaul, Krain und Trient, Graf von Görz sowie Vogt über das Patriarch Aquileia. 1000

 

Zu der slawischen Besiedlung im Norden von Graz entstehen am Westrand des Grazer Feldes die ersten deutschen Dörfer von Bayrisch-Grätz (Baierdorf in Eggenberg), während das östlich der Mur gelegene Gebiet unbesiedelt bleibt.

1010

 

Der bairische Pfalzgraf Hartwig II. erhält vom deutschen König das große Gebiet um die Piesting im Südosten Niederösterreichs und die Oststeiermark als Geschenk. 1020  
Nach dem frühen Tod von Pfalzgraf Hartwig II. wird dessen riesiger Besitz zwischen seine beiden Söhnen Aribo II. und Boto (Patto) aufgeteilt. 1026  
König Heinrich III. kann nach Siegen über die Ungarn die Ostgrenze der Mark bis zur Lafnitz ausdehnen und schenkt das von der Piesting bis nach Radkersburg reichende Land dem Markgrafen Arnold II. von Wels-Lambach und dessen Sohn Gottfried von Pitten. Entlang der Mur entsteht mit den Festungen von Hengistburg, Seggauberg, Straßgang, Schloßberg, Gösting und Plankenwarth eine Linie von Abwehrbastionen. Damit ergeben sich erstmals größere Siedlungsmöglichkeit im diesem bisher unbesiedeltem Gebiet östlich der Mur. Unter Aribo II., Pfalzgraf des unteren Salzburggaues, entsteht ein erstes deutsches Siedlungsgebiet im Osten von Graz. Er errichtet den Meierhof Guntarn, einen Fronhof mit Eigenkirche (St.Leonhard), Mühle, Schmiede und Taverne (Schanzelwirt), auch wird er selbst Besitzer weiter Gebiete in der Oststeiermark (Premstätten, Hausmannstätten) und Namensgeber für Arndorf (bei St.Ruprecht/Raab).

1043

Heinrich.III. Heinrich III.

Papst Leo IX. reist durch die Steiermark und weiht am 4. August die St.Oswald-Kapelle bei Leoben. 1044  
Der riesige Besitz des Geschlechtes der Wels-Lambacher wird geteilt. Den nördlichen Teil von der Piesting bis zum Masenberg bei Hartberg erhalten die Grafen von Formbach bei Passau, die sich in Pitten ein neues Herrschaftszentrum schaffen. Den südlichen Besitz, der von St. Johann in der Haide bis nach Radkersburg reicht, bekommt Otakar I., Graf im Chiemgau (erstmals genannt 1056). Er wird somit Markgraf der Karantanischen Mark, welche auch das Gebiet der späteren Steiermark umfasst. Otakar I. ist Mitbegründer des Admonter Benediktinerstiftes und erbaut im Jahre 980 bei Steyr an der Enns die "Stiraburg" der Traungauer, woraus sich nach und nach der Name "Steiermark" entwickelt.

1049

Burg Pitten Steyr

Einfallende Türken verwüsten erneut das Land und zerstören das damalige Zentrum der Mark, die erstmals urkundlich erwähnte "Veste Hengist" (Hengistburg bei St. Margarethen). Aufgrund der ständigen Bedrohung ensteht östlich der Mur ein menschenleerer Grenzwaldgürtel.

1053

 

Eine im Süden von Graz, dem Johannes d. Täufer geweihte Feldkirche sowie die Kirchen St. Georg und St. Martin bei Straßgang sind die ältesten nachweisbaren Kirchen am Grazer Feld. Bevor die pfarrlichen Rechte an Straßgang übergehen, ist Feldkirchen ihre Mutterpfarre.

Um 1050 entsteht die Eigenkirche des hl. Ägydius in Semriach, eine Filialkirche der Pfarre Gratwein, die 1237 erstmals urkundlich ihre Erwähnung findet.
1055 Semriach
Otakar I. († 1075), Sohn von Oci V. und vorher als Otakar VI. Graf im Chiemgau., wird durch den Tod Gottfrieds von Pitten und damit dem Aussterben der Grafen von Wels-Lambach ab 1056 Markgraf von Karantanien bzw. der Steiermark, wie diese später nach seiner Stammburg in Steyr genannt wird. Er ist mit Wilibirg v. Eppenstein-Kärnten, der Tochter des Kärntner Herzogs Arnold II. v. Wels-Lambach verheiratet. Seine Söhne Adalbero der Rauhe (Königspartei) und Ottokar II. (Papstpartei) bekämpfen einander im Investiturstreit. Er gilt als Mitbegründer von Stift Admont. 1056  
Pfalzgraf Kuno von Rott gründet um 1073 den nach ihm benannten Ort Kumberg (Chuniperge) sowie Arndor Erbindorf ad Rabam). 1073  
Erzbischof Gebhard, Erzbischof von Salzburg und ehemaliger Beichtvater von Kaiser Heinrich III. gründet im Ennstal das Kloster Admont. Die ersten 12 Mönche kommen aus dem Mutterkloster St. Peter in Salzburg. 1074 Admont
Adalbero der Rauhe (vor 1055 - 1082) ist 2. Markgraf von Steiermark. 1077  
Graf Otakar II. kommt in den Besitz der Stiraburg in Steyr. 1079  
Der Traungauer Otakar II. (auch Ottokar II.) wird der 3. Markgraf der Steiermark.

1082

Oatakar II.

Im "Dorf" des Herrn Wezil, einem Gefolgsmann des Grundherrns, existieren 15 Bauernhöfe (Wetzelsdorf). 1099  

Im gefälschten Codex 30 der Reiner Stiftsbibliothek, einer Sammelhandschrift von 237 Blättern aus dem 15. Jahrhundert, wird erstmals Graz erwähnt: "MCXV Concremate sunt triganta mulieres in grecz una die" (1115 sind in Graz an einem Tag 30 Frauen verbrannt worden).

Existenz von "Gut Sparbersbach", welches im 18. Jh. nach seinem damaligen Besitzer Fr. Friedrich Haller den Namen "Hallerschlössl" erhält.

1115 Kopialbuch grecz
Der muslimische Geograf und Kartograf Al Idrisi (أبو عبد الله محمد الإدريسي, 1099-1166) bereist als Jugendlicher ganz Europa und berichtet unter anderem über eine Stadt Akrizav, welche am Ende des Berges Dschuß liegt (Graz am Fuße des Schöckels). 1118 Al Idrisi

Nach dem Tod des letzten Eppensteiners, Herzog Heinrich III. sowie des Traungauers Otakars II. erbt dessen Sohn Leopold I. der Starke (dessen bisherige Machtzentren in Steyr und Fischau waren) am 4. Dezember die Ländereien des Eppensteiner Geschlechtes, die reiche Allode "provincia Graslupp". Aus diesen Gebieten um Enns, Steyr, Murau, St. Lambrecht, Neumarkt, Leoben, Bruck, Gösting, Mürzzuschlag, Mariazell, den Wiener Neustädter Raum und Voitsberg formt Liutpold der Tapfere die Steiermark, leitet den Ausbau der Landesherrschaft ein und nennt sich als Erster "Markgraf der Steiermark". Er errichtet in Hartberg die erste Traungauer-Pfalz mit einem ersten Markt und eine weitere Pfalz in Grauscharn/Pürgg. Er ist auch Vogt von Stift St. Lambrecht und betreibt die Gründung des ältesten Zisterzienserklosters Österreichs in Rein, wo er auch 1129 begraben wird. Das Jahr 1122 kann somit als das Geburtsjahr der Steiermark betrachtet werden.

Das im Ennstal ansässige Geschlecht mit dem Namen "During"nennt sich "von Dunkelstein". Die Söhne eines During heißen Heinrich, Adalbero, Ulrich und Pilgrim.

In diese Zeit fällt auch die Stadtgründung von Graz: Der hochfreie Adelige aus dem bairischen Geschlecht der Aribonen, Bernhard (Bero oder Benno) von Stübing (bis 1152), ist Besitzer des Grazer Bodens und des Schlosses Stübing. Er lässt die Aulandschaft entlang der Mur mit Dörfern besiedeln und durch seinen Gefolgsmann Hadmar vom Ennstal die neue Herrschaftsburg auf dem Grazer Schloßberg errichten.

1122

Leopoldus fortis Leopold I. d. Starke Markgraf Leopold I. der Starke Besiedlung von Graz

Hadmar vom Ennstal, ein Gefolgsmann Raffolds, errichtet im Auftrag des Bernhard von Stübing ein Herrschaftszentrum in Graz. Auf dem Schloßberg wird die Burganlage gebaut sowie zu ihren Füßen das älteste Siedlungszentrums in Graz („suburbanum castri“) mit einem Meierhof (Freiheitsplatz) und der dazugehörigen Eigenkirche St. Ägydius gegründet. Der dreischiffige romanische Bau steht auf der Hochterasse einer ehmaligen Dingstätte, außerhalb der Stadtmauern, an der vom Westen über die Furt der Mur kommenden Straße (Sporgasse) Richtung Osten. Als eine Art Wehrkirche ist sie von einer eigenen Friedhofsmauer umgeben. 1127 Ägydiuskirche
Die Herren von Dunkelstein erbauen am Ternitzer Petersberg die Burg Dunkelstein.

Erwähnung des Namens „Gracz“ in einer Abschrift aus dem 15. Jahrhundert der gefälchten Schenkungsurkunde des Markgrafen Leopold I. von Steiermark an "Adalram de Waldekke" aus dem späten 12. Jahrhundert, in der ein "Dietmarus de Gracz" als Zeuge genannt ist.

1128

Burg Dunkelstein Schenkungsurkunde

Neuer Markgraf der Steiermark wird der Sohn von Liutpold d. Starken, der Traungauer Otakar III. (bis 1164), während dessen Regierungszeit Graz immer mehr zum Verwaltungszentrum seines riesigen Reiches, der Steiermark wird. Durch Erbschaften erwirbt er das Gebiet in der Friaul mit Cordenons und der Vogtei über Stift Ossiach, den Besitz um Trixen mit Unterdrauburg, die Marken an der Drau und Sann mit den Herrschaften Marburg, Radkersburg und dem Tüffer Gebiet, das Amt Ratschach in Krain, die Vogtei über Pettau, die Klöster St. Paul und Viktring, verschiedene Lehen in Aquileia sowie nach dem Tod seines Cousins, des Formbachers Ekbert III., die niederösterreichische Grafschaft Pitten. Er gebietet letztlich über einen von der Donau bis zur Save reichenden Herrschaftsbereich.

Gerlach, Graf von Dunkenstein, fungiert von 1129 bis ca. 1164 als erster Abt in Stift Rein.
1129 Otakar III.
Der hochfreie Adelige aus dem bayrischen Geschlechter der Aribonen, Bernhard (Benno) von Stübing, Enkel des Pfalzgrafen Aribo II., ist Mitte des 12. Jahrhunderts Besitzer des Grazer Bodens und des Schlosses Stübing. Er gilt als Erbauer der Herrschaftsburg auf dem Grazer Schloßberg sowie als Begründer des ersten Grazer Marktes ("Erster Sack" in der Sackstraße). Dieser liegt quer zur Durchzugsstraße "strata ungarica" gegen Osten, die hier die Mur überschreitet und die Verbindung zwischen der Römerstraße am rechten Murufer mit Ungarn darstellt und ein gewichtiger Grund für die Marktgründung ist. Von dieser wichtigen Handelsverbindung nach Gleisdorf, Weiz, Hartberg und weiter nach Savaria (Steinamanger) zweigte unmittelbar bei der Pauluskirche ein Weg Richtung Ries nach Fürstenfeld, ein zweiter über Waltendorf entlang des Ostrandes des Grazer Beckens nach Radkersburg (Religo von Hohenberg gründet an dieser Straße den Ort Gillersdorf) sowie einer nach Norden (Grabenstraße) ab.

1130

Adalram von Feistritz-Waldeck stiftet in Friesach in Gegenwart der Bischöfe Reginbert von Brixen und Roman von Gurk sowie vieler adeliger Zeugen, darunter auch Udalrich von Graz-Dunkelstein, die Abtei .Seckau in St. Marein bei Knittelfeld und übereignet sie der Kirche von Salzburg. Grund dafür war der Totschlag an seinem Vetter Adalbero († um 1138), der mit seiner Frau Richinza Ehebruch begangen hatte. 1142 wird das Stift nach Seckau verlegt.
In der diesbezüglichen Urkunde vom 10. Jänner 1140 wird der Hochfreie Udalrich von Graz-Dunkelstein als "Udalrich de Grace" erwähnt; es ist dies der erste sichere Nachweis des Namens Graz. Als "prefectus" der Burg ist er von 1146-64 der erste wirkliche Besitzer des Grazer Bodens.

An der Grenze der Steiermark zur Ostmark lässt Markgraf Otakar III. bei Piesting die Burg Starhemberg erbauen
.
1140 Adalram.v.Waldeck Seckau Burg Starhemberg

Der Kreuzfahrer Heinrich von Dunkenstein (NÖ.), ein Ministeriale des Markgrafen Otakar III., widmet dem Kloster Rein zu seinem Seelenheil eine Hube in „Subellendorf“ und seine Höfe in Weikersdorf (bei Wiener Neustadt) mit dem Vorbehalt, dass seine Nichte Gertrudis diese bis zu ihrem Lebensende nutzen kann.

Udalrich I .der Ältere von Graz-Dunkelstein (Udalricus de Donchensteine 1146 bis 1164), Ahnherr des fränkisch-allemannischen Geschlechtes der Udalrichinger in Graz, ist zusammen mit seinem Vater, Hadmar vom Ennstal, ein Ministeriale von Bernhard von Stübing und wird als Befehlshaber der Burg Graz in einer Urkunde Markgraf Otakars III. als "Udalrich de Grace" und "prefectus urbis Grace" genannt. Als Burgherr von Graz verfügt er über Besitzungen in Graz, Wildon, Mureck, Glaneck, Neumarkt, Niederwölz, seine Familie über Besitztümer in Traboch, Trofaiach, St. Benedikten im Seckauer Becken, Prethal bei Bruck, Afram und Ragnitz bei Wildon.

1146

Dietmar I. von Graz (1147), Stammvater der Ministerialiengeschlechter der Trennsteiner u. Ehrenfelser, beherrscht mit seinen Besitzungen östlich und südöstlich des Schöckels (Paldungesdorf, Diepoldsberg am Schöckel, Göttelsberg bei Weiz) die Straße von Graz nach Hartberg. In Graz wird das Bestehen eines kleinen Gassenmarktes im ersten Sack sowie erste Erwähnung eines Kaufmannes namens Witelo urkundlich bestätigt.

1147 Ehrenfels

Als der Besitzer der Herrschaft Graz, Bernhard von Stübing, stirbt, seine beiden Söhne Konrad "Henne" von Feistritz und Adalram 1151 wegen angeblichen Hochverrats enthauptet werden und der dritte Sohn Udalrich von Graz ins Kloster Seckau eintritt, wird der riesige Besitz von Markgraf Otakar III. eingezogen. Das Gebiet reicht vom Schloßberg bis nach rapam (St. Ruprecht an der Raab). Der Ort Andorf (Erbindorf, iuxta Rabam fluuium sitis) ist im Besitz des Klosters Seckau. Otakar III. übernimmt auch die Ministerialen der Aribonen. Seine beiden Gefolgsmänner, Hadmar vom Ennstal und dessen Sohn Udalrich von Dunkelstein, sorgen mit der Errichtung der neuen oberen Burg auf dem Schloßberg, dem Meierhof, der ältesten Marktsiedlung unter der Burg (Freiheitsplatz), der Eigenkirche St. Ägydius (Domkirche), der Anlegung eines zweiten Marktes mit dem Hauptplatzes (1160) sowie von "Harmsdorf" (Althallerschlößl), eines eigenen Herrenhofes, für den weiteren Ausbau von Graz zu einem neuen Herrschaftszentrum. Der Markt im Zentrum der Altstadt ist nach dem bairischen Muster einer Ackerbürgerstadt angelegt, deren profane Hofstätten ein Vorder- und Hinterhaus besitzen, welche durch einen schmalen Flügen, die Stallungen, verbunden sind, während sich die Pfarrkirche St. Ägydius als umwehrtes Kirchenkastell außerhalb der Stadtmauer befindet und die Bettelorden bei den Stadttoren siedeln (die Franziskaner beim Murtor, die Dominikaner beim Eisernen Tor).

Otakar III. erwirbt durch Erbschaften weitere riesige Gebiete, sodass sein Herrschaftsbereich schließlich von der Donau bis zur Save reicht.

1151

 

Otakar III. übernimmt die Vogtei über Seckau von deren Gründer Adalram von Waldegg. 1152  
Der Georgaph und Kartograph Muhammad al-Idrisi bezeichnet in seinem Werk „Reise des Sehnsüchtigen um die Horizonte zu durchqueren“ Gratz als Stadt Akrizaw, die am Ende des Berges Dschuá liegt. 1154  
Erzbischof Eberhard I. von Salzburg schenkt das ganze Zehent zwischen der Pinka und Lafnitz dem Kloster Admont. 1155  

Otakar III. erwirbt Graz.

Ein Gräberfund aus 2010 im Keller der Grazer Burg zeigt, dass auch außerhalb der Friedhofsummauerung der Ägidiuskirche Menschen bestattet werden. Die Anordnung und die Verletzungen der 18 Skelette (4 Kinder, 8 Männer, 6 Frauen) lassen darauf schließen, dass es sich bei den Toten um Opfer von Gewalteinwirkungen und bei Seuchen Verstorbener handelt, die vielleicht einer elitären Gesellschaftsschicht angehören und gesondert begraben wurden.

1156 Graz Burg Graz Burg Grazer Burg
Die durch Otakar III. übernommenen Ministerialen der Aribonen, Hadmar vom Ennstal und und dessen Sohn, Burggraf Ulrich von Graz-Dunkelstein, sorgen mit der Anlegung eines zweiten Marktes mit dem Hauptplatzes (1160) sowie von "Harmsdorf" (Althallerschlößl) für den weiteren Ausbau von Graz als neues Herrschaftszentrum.
Am rechten Murufer entsteht ein großer ländlicher, erzbischöflicher Pfarrsprengel (von Gösting bis nach Premstätten), im Osten die landesfürstliche Stadtpfarre Graz (von St. Veit bis Fernitz).

Erstmals taucht auf dem Schild von Markgraf Ottokar III. der Panther als religiöses Sinnbild des auferstandenen Christus als Wappentier auf und wird damit zum Vorläufer des steirischen Wappens.

Unter Otakar III. 1160 auch Ausbau des Weges über den Semmering mit der Gründung eines Hospizes für Pilger, Kreuzfahrer und Kaufleute in Spital am Semmering.

1160

 

Der Traungauer Markgraf Otakar III. schenkt dem Zisterzienserstift Rein drei Hofstätten unter der Grazer Burg zur Errichtung eines Stiftshofes, der "Reinerhof" (Sackstraße 20) wird gebaut. Er ist als ältestes Haus und erstes Kaufhaus von Graz urkundlich nachweisbar. In der Urkunde wird deutlich zwischen "suburbanum castri" (alte Marktanlage in der Sackstraße) und dem "forum" (neue Marktanlage am Hauptplatz) unterschieden.
In Vorau gründet er das Stift (1163), zu Seiz bei Gonobitz eine Kartause.
Otakar III. tritt dann einen Kreuzzug ins Heilige Land an, verstirbt aber 31.12.
1164 auf der Durchreise bei Fünfkirchen in Ungarn.
Da sein Sohn Otakar IV. erst ein Jahr alt war, führt seine Mutter Kunigunde bis zu seiner Volljährigkeit 1180 die Amtsgeschäfte.

1164 Vorau Markgraf Otakar III.
Der junge Markgraf Otakar IV. hält in in Graz, das als "forum" (Markt) bezeichnet wird, einen großen Hoftag ab. Der Pfarrer der St. Ägidenkirche ist gleichzeitig auch sein Hofkaplan. 1172  
Die früheste Bezeugung der Ägydenkirche des Marktes Graz findet sich in einer Schenkungsurkunde Markgraf Otachers an das Stift Seckau: „actum in foro Grazze in ecclesia sancti Egidii“ im Jahre der Fleischwerdung des Wortes, am 17. Februar 1174, seitdem die Ägidiuskirche Sitz der Pfarre ist. 1174  

Auf dem Reichstag zu Augburg am 16. September wird Otokar IV. von seinem Onkel Friedrich I. Barbarossa für volljährig erklärt und zum Herzog Otakar I. der "terra ducis Stiriensis" erhoben. Einen gemeinsamen Namen all dieser Landschaften gibt es aber noch nicht und so wird die „terra ducis Stirensis” auch als "marchionatus Styriae", "Marchia Stirie”, "Stirenmarch”, "Stiremarke", "Stire", "Stirelant", „Steir”, „Steierland” oder „Steiermark” bezeichnet.

Auf der Verfolgung des Salzburger Erzbischofs Adalbert II. weilt Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Leibnitz.

1180

Otakar.IV. 1173.Otakar.IV. Herzoghut

Mit Heinrich I. scheint erstmals ein Pfarrherr in Graz auf: "Plebanus Henricus de Graece" (1181-1224). 1181  
Der Udalrichinger "burggravius de Graece", Otaker I. de Graz (bis 1215), und der "castellanus de Graez", Otto I. von Graz, aus dem Geschlecht der Grazer Dietmare, sind die gemeinsamen Burgherren auf dem Schloßberg. In dieser Zeit wird die romanische Rundkirche, die St. Thomaskapelle erbaut. 1185 Thomas-Kapelle Thomaskapelle
Am 17. August 1186 schließen der kinderlose und schwer kranke Traungauer Herzog Ottokar I. von Steiermark und der Babenberger Herzog Leopold V. von Österreich auf dem Georgenberg in Enns einen Erbvertrag, die Georgenberger Handfeste, in welchem vereinbart wird, dass nach Ottokars Tod der Herrscher Österreichs auch in der Steiermark herrsche, dass also beide Herzogtümer für immer ungeteilt bleiben. 1186 Georgenberger.Urkunde Georgenberger.Handfeste
Graz wird erstmals "civitas" (Stadt) genannt. 1189  
Im August brechen steirische Ritter mit Herzog Leopold V. zum Dritten Kreuzzug ins Hl. Land auf, wo bei Erstürmung der Stadt Akkon durch Leopolds blutgetränkter Waffenrock nicht nur die rot-weiß-rote Fahne Österreichs geboren wird, sondern Leopold sich auch mit dem englischen König Richard Löwenherz zerstreitet und diesen auf dessen Rückweg auf der Burg Dürnstein gefangen nehmen lässt.
1190  

Als Herzog Otakar I. 1192 stirbt, folgt ihm Herzog Leopold V. der Tugendhafte gemäß den Vereinbarungen der Georgenberger Handfeste nach und wird damit der erste gemeinsame Regent des Länder Österreich-Steiermark. Dieser feiert als neuer Landesherr noch im selben Jahr im Juni den ersten Hoftag in Graz, wo er auf dem Platz vor der Pfarrkirche St.Aegiden auf einem Speer das Wappenschild von Österreich und Steier aufrichten lässt und unter freiem Himmel allgemeines Gericht hält. Zu seiner Zeit wird das der hl. Katharina geweihte Kirchlein an der Friedhofsmauer von St. Ägid gebaut, ein romanischer Rundbau, der auch als Karner bzw. Beinhaus dient.

1192

Leopold.V. Steiermark

Nur zwei Jahre später fällt Leopold V. in Graz vom Pferd, bricht sich den Knöchel und verstirbt am 31. Dezember 1194 an den Folgen der mit einem Jagdmesser durchgeführten Amputation an einer Blutvergiftung.
Entgegen den Bestimmungen wird die Herrschaft unter seinen Söhnen nun wieder aufgeteilt: Friedrich I, der Katholische, erhält das Herzogtum Österreich (heutiges Nieder- und Oberösterreich), Leopold VI., der Glorreiche, übernimmt die Steiermark.

1194

Tummelplatz

Herzog Friedrich I. hält in Graz einen allgemeinen Gerichts- und Hoftag ab. 1196  
Als schließlich auch Ferdinand I. auf der Rückreise eines Kreuzuges stirbt, werden beide Herzogtümer unter Leopold VI. wieder vereint. 1198 Leopold VI.
Schon das Siegel des Landmarschalls, Herrand I. von Wildon, zeigt den von einem Marschallstab und drei grünen Seeblättern unterlegten Panther des Familienwappens des Ministerialiengeschlechts der Wildonier. 1199  
Durch Leopold VI. Erbauung der Rundkapelle St. Kunigund bei einer Gerichtsstätte auf dem "Hugel Lee bei Graz" samt ummauerten Friedhof. Ihre Entstehung und ihr Patrozinium wird mit dem Kult um die hl. Kunigunde, der von Papst Innozenz III. heilig gesprochenen Frau des bairischen Herzogs Heinrich IV. und späteren Kaiser Heinrich II. aus der Linie der Liudolfinger sowie der Übertragung ihrer Gebeine in den Bamberger Dom 1201 in Verbindung gebracht, als plötzlich ein Stummer wieder sprechen kann. 1202 Leechkirche
Einer der bedeutendsten Grazer Pfarrer, Heinrich I. (1181-1224), wird als Kaplan von Herzog Leopold VI. erwähnt („sacerdos de Graeze“). 1203  
Zwischen Erzbischof Eberhard II. von Salzburg und Herzog Leopold VI. von Österreich und Steier wird vertraglich das Patronatsrecht für die steirischen Landesfürsten festgelegt: Der Erzbischof behält sich die völlig freie Verleihung von Pitten, Walterdorf und Radkersburg, verzichtet aber auf das Patronatsrecht über die Pfarren Lanzenkirchen, Hartberg, Graz, Riegersburg und Straden, womit die Grazer Pfarre landesfürstlich wird. Das erlaubt - wie schon früher - dem Landesherrn als Erbauer und Eigner von Kirchen auch die Bestellung von Pfarrern mit ihren Günstlingen. Nach alter Sitte sind diese Pfarrer gleichzeitig auch die Kanzleivorstände der steirischen Markgrafen und Herzöge.
Demnach spielt der aus dem Zisterzienserstift Zwettl kommende Pfarrer Heinrich, der erste der Grazer Ägidiuskirche, auch eine bedeutende Rolle in der herzöglichen Kanzlei; sein Pfarrgebiet ist das ganze linke Murufer, von Weinzödl bis zum Hühnerberg.
1211  

In einer am 13. Mai 1212 ausgestellten Schenkungsurkunde an Ulrich I. von Peggau (ab 1237 Graf von Pfannberg) wird der Ort "Sembriach" erstmals erwähnt.

1212 Semriach
Unter Herzog Leopold VI. wird in den Jahren von 1214 bis 1223 Graz zum ersten Mal richtig ummauert und ein Albertus als "judex" (Stadtrichter) ernannt, der den Vorsitz im Stadtgericht führt und die Stadtgeschäfte koordiniert.. 1214  
Mit der Erlaubnis von Papst Honorius III. gründet der Salzburger Erzbischof Eberhard II. das Bistum Seckau, das damit nach Gurk (1072) und Chiemsee (1215) das dritte Salzburger Eigenbistum wird. Die weltliche Bestätigung erfolgt durch König Friedrich II. in Nürnberg, der dem Propst von Friesach und Maria Saal als neuem Bischof Karl I. die Würde eines Reichsfürsten verrleiht. Das Territorium des Bistums umfasst lediglich einen schmalen Streifen von Seckau über das Murtal und die Stubalpe in das Kainachtal und zur Mur bei Wildon mit insgesamt 13 Pfarren. Die Seckauer Bischöfe residierten von Anbeginn weg nicht im Augustiner-Chorherrenstift Seckau, sondern auf Schloss Seggau bei Leibnitz und fallweise auch in Graz. 1218 Gründung Bistum Seckau Bistum Seggau
Herzog Leopold VI., der Glorreiche, hält in Graz einen großen Hoftag. 1221  
Herzog Leopold VI. hält 1224 „iuxta capellam sancte Chunegundis“ und 1227 „in ecclesia sancte Chunegundis“ in der Leechkirche Gericht. 1224  
Otto II. von Graz aus dem Geschlecht der Grazer Diertmare erbaut die die Römerstraße kontrollierende Burg Ehrenfels bei St. Radegund und nennt sich ab diesem Zeitpunkt "von Ehrenfels". 1229 Ehrenfels

Friedrich II. der Streitbare (1211 bis 15.6.1246), aus dem Geschlecht der Babenberger, wird nach seinem Vater Leopold VI. Herzog von Österrerich und der Steiermark. Unter ihm erhält das steirische Wappentier, der Panther, eine Krone.

Neben der ältesten Kapelle von Graz, der Jacobikapelle, Gründung eines Klosters an der "Murpruggen" (heute Franziskanerkloster) durch die Grazer Minoriten.

Befestigter Gutshof (Gut Sparbersbach, im 18. Jahrhundert nach Dr. Friedrich Haller "Hallerschloss" genannt) des Siedlungsbeauftragten "Walto" ist Namensgeber für den späteren Bezirk Waltendorf.

1230

Herzog Friedrich II. Stadtsiegel.Graz

Nachfolger des ersten Bischofs von Seckau, Karl I., wird der "Gilgenpfarrer" Heinrich I. der Pernecker (1231–1243), der zuvor urkundlich als erster Ägydenpfarrer in Graz genannt wird. 1232  

In einer Urkunde von Herzog Friedrich II. wird Graz als „Bairisch Grätz“ bezeichnet, um es nicht mit Windischgrätz zu verwechseln.

Der neu gegründeten  Deutschordenskommende überträgt er etliche Güter, darunter die Kunigundenkirche (Leechkirche) sowie Dörfer bei Gleisdorf und Leibnitz, und verleiht ihr ein besonderes Handelsprivileg, um ungestört auf allen Märkten mit ihren Erzeugnissen zu handeln und so die Konkurrenz aller Nichtbürger auszuschalten.

1233 Windischgraetz Leechkirche Deutsche Ordensgemeinde
Auf dem Weg nach Cividale in Oberitalien weilt Kaiser Friedrich II. in Graz 1234 Friedrich.II.
Der Bamberger Bischof, Ekbert Graf von Andechs-Meranien, wird von Kaiser Friedrich II. zum Vicarius (Statthalter) für Österreich und die Steiermark bestellt, um das Land vom Joch Herzog Friedrichs II. des Streitbaren zu befreien.

Herzog Friedrich II. verleiht Graz das Privileg der Stadtfreiheiten; damit verbunden ist wahrscheinlich auch die Änderung des Wappens: der gekrönte Panther als Wappentier.

Der jüngere Bruder von Udalrich III, Otakar II. "de Graetz", steht als Anhänger von Kaiser Friedrich II. mit Herzog Friedrich II. im Streit und verliert sein Burggrafenamt sowie sein landesfürstliches Lehen, die Burg Helfenstein zwischen Stübing und Gratwein, die Herzog Friedrich vorher selbst zerstört und dann dem Kloster Reun schenkt.
1237 Ekbert Helfenstein

Otto (1239-70), aus dem steirischen Ministerialiengeschlecht der Liechtensteiner (Ottonis de Lichtanstain), wird Pfarrer von Graz.

Im Stadtteil "In der Höll" am linken Murufer, der wegen der ständigen Überschwemmungen nur von den Ärmsten, den Badern und Handwerkern bewohnt ist, besitzen auch Die "Minderbrüder" (Minoriten) ein Kloster mit einer Kirche Mariä Himmelfahrt (Franziskanerkirche). In diese älteste Klosterniederlassung von Graz wird beim Bau eine bereits ältere Kapelle sowie die mittelalterliche Stadtmauer mit einbezogen, zumal aus stategischen Gründen ihrer Schutzfunktion wegen alle Stifte und Klöster entlang der exponierten Ringmauer angesiedelt werden.

1239  
Als Gefolgsmann von Herzog Friedrich II. scheint der Udalrichinger Otakar IV. zu Graz auf, der nicht mehr Burgherr, aber Pächter der herzöglichen Münze (Münzamt) in Graz ist.
Erzbischof Eberhard II. von Salzburg weilt an seinem Zehenthof, dem Reuner Hof in Graz (heute Sackstr. 18-20).
1243  

Herzog Friedrich II., der Streitbare, der 1230 seinem Vater Leopold VI. nachfolgt, verstrickt sich immer wieder in Streitigkeiten, so auch mit Kaiser Friedrich II., der deshalb über die innerösterreichischen Länder die Reichsacht verhängt.
Er wird dann aber zum treuen Bündnispartner des Kaisers und als Österreich und die Steiermark zu einem Königreich erhöht werden sollen, fällt er 1246 in der Schlacht an der Leitha 1246 gegen den Ungarnkönig Béla IV.
Unter Herzog Friedrich II. . erhält das steirische Wappentier, der Panther, eine Krone.

1245

Burg Liechtenstein Liechtenstein Ulrich von Liechtenstein

Ulrich von Liechtenstein ist nicht nur erprobter Ritter und Minnesänger, sondern bringt es auch als Diplomat zum Truchseß und Landesmarschall von Steiermark. Als Komödiant verkleidet, setzt er im Sinne Friedrichs II. seine politschen Kräfte für den Wunsch ein, die Herzogtümer Österreich und Steiermark in starker Hand vereint zu sehen. "hin ze gracz, dar stuant min ger."
Über den Tod von Friedrich dem Streibaren schreibt er: "Es kam ein Tag, den ich immer hassen muß, denn eine geschwinde Sommerzeit erschien, in der der hochgeborene Fürst Friedrich von Österreich jämmerlich erschlagen ward. Nach ihm erhob sich große Not in Steier, mancher ward arm, der vorher reich gewesen, man beraubte die Länder Tag und Nacht, wovon viele Dörfer wüste lagen. Die Reichen nahmen den Armen ihr Gut."
Un
d in seinem Roman „Vrowendienst“ bezeichnet er Graz als eine Stadt, in der er gute Wundärzte fand, die ihn von seiner Hasenscharte befreiten.
Die Ägidiuskirche wird als Pfarrkirche erwähnt: „actum apud Gretz, in parocciali ecclesia“. 1252  

Otakar von Graz schenkt Bischof Ulrich von Seckau ein Haus bei Graz ("domum meum apud Graetz").

Mit dem Tod Herzog Friedrich II. des Streitbaren in der Schlacht an der Leitha 1246 sterben die Babenberger in männlicher Linie aus und der Ungarnkönig König Béla IV. kann kurzzeitig 1254 die Grüne Mark an sich reißen. Der ungarische Graf Stephan von Agram ist bis 1259 Statthalter in Graz.

1254

 

Durch den Sieg von Landmarschall Ulrich von Wildon über König Bela IV. in der Schlacht bei Kroißenbrunn kann dessen Herrschaft über die Steiermark beendet werden. 1260  

Nach Siegen über die Ungarn und der Heirat mit Margareta von Österreich wird König Premysl Ottokar II. von Böhmen im Frieden von Wien der Besitz und die Herzogswürde der Steiermark zugesichert. Graz wird Sitz eines böhmischen Statthalters.

Erstmalige urkundliche Erwähnung eines von einer Judenmauer umgebenen Ghettos (zwischen Hans-Sachs-Gasse und Zeughaus), in welchem 150 Juden leben. Durch das "Judentürl" in der Stadtmauer Verbindung zum Judenfriedhof (Radetzkyspitz).

1261

Margarete Premysl

Nahe der Egydikirche in Graz, in Richtung Burg, wird ein bestehendes Pfarrhaus genannt. 1263  
Graz hat 16 Dörfer mit 249 Gütern.
Unter König Ottokar II. erfolgt die erste steinerne Ummauerung von Graz, wobei das Stadtgebiet um das Minoritenkloster (später Franziskanerkloster) und den Bischofshof bis hin zur Hans-Sachs-Gasse im Süden mit einbezogen wird. Auf dem St. Paulsberg steht der höchste Wachturm der Stadtbefestigung, der Uhrturm, dessen Glocke ("Steir.Horn") das Zu- und Aufsperren der Stadttore verkündet. Die romanische Pfarrkirche St. Ägyd, von einem Friedhof mit eigener Wehrmauerund und der, der hl. Katharina von Alexandrien geweihten Friedhofskirche umgeben, liegt, wie bei vielen mittelalterlichen Städten, aber außerhalb der Stadtmauer. Für den Zugang sorgt ein nördlich der St. Paulskirche situiertes Stadttor (inneres Paulustor) in der Sporgasse; diese ist schon seit der Spätantike Teil einer wichtigen Handelsstraße, der "strata vngarica", welche die Verbindung von der am Westrand des Grazer Beckens verlaufenden Römerstraße zum Osten, Richtung Weiz und Hartberg ermöglicht.
Erstmals wird von Mautstellen in Graz (auf der Murbrücke), Windisch-Feistritz, Frohnleiten (1385) und Wilfersdorf berichtet, die an wichtigen Straßen nach Ungarn, Hartberg und Bruck/Mur liegen.
1265 Inneres Paulustor Uhrturm
Die Egydikirche wird als „maior ecclesia in Graetz“ bezeichnet. 1266  
Am rechten Murufer gibt es die Pfarre St. Andrä. 1270 Andräkirche
Graz wird in einer Urkunde als „civitas Styriae“, Hauptstadt des Landes bezeichnet.
Der Seckauer Bischof Wernhard kauft das Bischofshaus in Graz, welches sein Nachfolger Bischof Leopold I. mit einer Kapelle ausbaut.
1274  
Für die St. Ägidi-Pfarre in Graz ausdrücklich das Begräbnisrecht bezeugt: „apud Graetz in cymiterio sancti Egidii“. 1275  
In einer Urkunde vom 14.März 1278 gestattet er dem Deutschen Ritterorden der Kirche St. Kunigund am Leech bei Bairisch-Grätz ein Schulhaus zu errichten. 1278 Leechkirche

König Rudolf I. von Habsburg, der 1276 im "Reiner Schwur" von den steirischen Adeligen als herzöglicher Landesherr (1278-1282) anerkannt wird, zieht am 26. August 1278 gegen seinen Widersacher in die Entscheidungsschlacht bei Dürnkrut, in der Ottokar nicht nur verliert, sondern auf der Flucht vom Steirer Seifried von Mahrenberg getötet wird ("König Ottokars Glück und Ende"). Rudolf kommt mit großem Gefolge nach Graz.

1279

Rudolf.I.

Unter dem Leitgedanke, den ungarischen Handel vornehmlich für Graz zu sichern, erlaubt ein Privileg König Rudolfs I. den Grazern, in jeder beliebigen Stadt kein Mautgeld für ihre Waren zu bezahlen, sofern sie dieser Stadt das gleiche Recht in Graz zubilligen. Zu Gunsten Wiens hob Rudolf I. 1302 diese Mautbegünstigung wieder auf.
Auch das Niederlagerecht, das Graz schon seit den Babenbergern ausübt, wird von Rudolf I. bestätigt: Jeder Kaufmann, der das Murtal zu Wasser oder Lande entlang fährt, muss in Graz seine Waren auslegen; er darf sich allerdings nicht länger als 1 Nacht aufhalten. Fährt ein Kaufmann ohne Aufenthalt an Graz vorbei, so verfällt sein ganzer Besitz der Stadt.
1281  
Rudolf I. von Habsburg belehnt seine beiden Söhne, Albrecht I. (1282-1298) und Rudolf II. (1282-1283), zu Reichsverwesern in Österreich und der Steiermark. Ritter Otto von Lichtenstein, der Sohn des Minnesängers Ulrich von Lichtenstein, wird als Landeshauptmann eingesetzt. 1282 Herzog Albrecht I. + Rudolph II. Albrecht.I.
Heinrich II., Abt des Stiftes Admont, wird Landeshauptmann der Steiermark und Minister des Habsburger Herzogs Albrecht I (1282-1298)., der über die Steiermark herrscht.

1285

Heinrich.II.

Bischof Leopold I. weiht am 2. Jänner die Johanneskapelle im Grazer Bischofshof; es ist die älteste bezeugte Kirchweihe in der steirischen Landeshauptstadt, wovon auch die ältesten Grazer Fresken zeugen. 1287  
Einer der Herren vonh Walsee, Ulrich I. von Walsee, ist ab 1299 Landeshauptmann der Steiermark. 1299 UlrichI.
Grazer Stadtprivileg durch Herzog Rudolf III. (1298-1306) vom 4. Juli 1302. 1302 Herzog Rudolf III. Graz Stadtprivileg
Herzog Friedrich I.,(III.) der Schöne (1306 bis 1330) übernimmt nach dem Tod seines älteren Bruders Rudolf III. die alleinige Regierung der Herzogtümer Österreich und Steiermark.

Landeshauptmann Ulrich von Wallsee stiftet vor der Stadt am Grillbühel (am heutigen Platz der Alten Technik) ein Dominikanertinnenkloster.

1308

Herzog Friedrich I. der Schöne

Der Chronist Ottokar aus der Gaal beschreibt in seiner Schilderung der Schlacht von Kroißenbrunn erstmals das Wappen der Steiermark: "... ein banier grüene als ein gras, darin ein pantel swebte blanc, asl ob ez lebte ..." 1315  
Gründung der Katharinenkapelle (heute Mausoleum) bei der St. Egidykirche durch Vorfahren des Grazer Bürgers Jakob Gruedl, die als caranrium (Beinhaus oder Karner) dient. 1325  
Albrecht II., der Lahme (12.12.1298 bis 16.8.1358), und sein Bruder Otto IV., der Fröhliche, regieren gemeinsam die Herzogtümer Österreich, Steiermark, Kärnten und Krain. 1330 Albrecht II. Otto d. Fröhliche
Rudmar von Hader, zuvor Kanzler der erzbischöflichen Kanzlei in Salzburg, wird neuer Bischof von Seckau. Er lässt den Seckauer Dom und Schloss Leibnitz ausbauen.
Mit der Erweiterung der Grazer Befestigungsanlagen Richtung Osten kommen auch die landesfürstlichen Gründe samt Schreibhof und der Pfarrkiche St. Ägydius innerhalb der Stadtmauern zu liegen kommen.
Der 1. Sack zwischen Mur und Schloßberg wird durch das Sacktor abgeschlossen.
1337  
Die erste farbige Darstellung des weißen steirischen Panthers mit roten Krallen auf grünem Schild und rote Flammen aus seinem Rachen und Glied sprühend ist auf der Züricher Wappenrolle zu sehen. 1340 Züricher.Wappenrolle

Neben der Ägidiuskirche und dem Pfarrhof in der Pfaffenstraße (Burggasse) entsteht das Tor („desselben meiner kirchen gelegen an dem tor gegen Grecz, der von alter zu derselben meiner kirchen gehort hat“) gegen die Grätz (Grazbach).

Im Zentrum des Marktplatzes befindet sich ein Brunnen sowie ein Pranger, ein eiserner Narrenkäfig und ein hölzerner Esel.

1346

 

Die Stadtmauer von Graz wird knapp oberhalb der St. Pauluskapelle "auf der Stiege" unter dem Burgberg (in der Gegend des späteren Palais Saurau) durch das innere Paulustor durchbrochen. Die Ägydikirche liegt außerhalb dieser ältesten Ummauerung. Ein weiteres Stadttor in der Nähe des heutigen Priesterseminares führt den Namen St. Gilgenthor. Von dort führt die Mauer über die Enge Gasse, dann südlich der Stempfergasse und nördlich der Jungferngasse in einem Bogen zum Minoritenkloster (Franziskanerkloster). 1355

 

 

Herzog Albrecht II. (1330-1358) der Weise verfügt zur Hebung des Stadthandels für Graz die Bannmeile: Innerhalb einer Meile um die Stadt darf kein Markt abgehalten bzw. keiner der meist aus Italien oder Süddeutschland kommenden, ausländischen Händler etwas verkaufen. Ihm verdankt die Steiermark auch ihre erste Verfassung, das so genannte Bergbüchel. 1357 Herzog Albrecht II.
Der Herzogshof (auch „Gemaltes Haus“ genannt) in der Herrengasse dient ursprünglich den steirischen Herzöge zur Lehensvergabe an ihre Untertanen. Später wird das Haus als Wohnsitz für Erzherzog Maximilian Ernst von Österreich adaptiert, durch Pietro de Pomis mit Fresken versehenen und im Hof eine Druckerei eingerichtet. 1360 Herzoghof
Erste Erwähnung eines Brückenbaues über die Mur. 1361  
Der Augustinermönch Augustin Münzmeister aus der oberbadischen Stadt Breisach, der bei der Kurie in Avignon hohes Ansehen genießt, wird von Papst Gregor XI. persönlich in Avignon zum Bischof von Seckau ernannt. Er verlegt gegen große Widerstände den Bischofssitz nach Graz.
Zur Begünstigung des Handels in den Städten verbietet Herzog Albrecht III. für fremde Händler den Kleinhandel. Gäste und Krämer, die die Städte zu Kirchweihfesten und an Markttagen besuchen, dürfen ihre Tuchwaren nur in ganzen Stücken verkaufen.
1372  
Erstmals wird ein "Stadthaus" von Graz erwähnt. 1375  

Nach dem Tod Herzog Albrecht II. 1358 übernimmt für seine drei minderjährigen Söhne kurzfirstig Rudolf IV. die Regierung bis im Zisterzienstift von Neuberg an der Mürz 1379 die Teilung der Habsburger in eine Albertinische und eine Leopoldinische Linie fixiert wird: Albrecht III. erhält das Herzogtum Österreich ob und unter der Enns sowie das Salzkammergut, sein Bruder Leopold III., der Gerechte (1.11.1351 bis 9.7.1386), die Steiermark, Wr. Neustadt. Kärnten, Krain mit der Windischen Mark, Tirol, Inneristrien, das dalmatinische Küstenland und die schwäbischen Besitzungen, der Sund- und Breisgau. Graz wird damit Residenzstadt des innerösterreichischen Staatsgebietes der Leopoldiner. Am Markt befindet sich das Stadtrichterhaus, der Schreibhof mit dem Sitz der landesfürstlichen Verwaltung (späteres Landhaus), die Häuser des Erzbischofs von Salzburg, Graf Hermann von Cilli, sowie des Landeshauptmannes Rudolf von Walsee. Es kommt zu einem starken Ansteigen der adeligen Bewohner sowie der Juden.

1379

Herzog Leopold III.

In der Herzogsstube am Schloßberg wird am 30. September zwischen Herzog Leopold III. und einer Abordnung aus Triest ein Vertrag geschlossen, der die Hafenstadt über 600 Jahre an Österreich bindet. 1392 Triest
Graz treffen schwere Handelsbeschränkungen zugunsten der Handelsstraße von Gemona über Villach, Judenburg, Bruck und den Semmering nach Wien, sodass die Grazer Handelsherren gezwungen sind, italienische Waren von Judenburg über die Stubalpe oder das Murtal zu befördern. Wie überhaupt die Mur als Transportweg besonders wichtig ist: Mur aufwärts transportieren die Saumknechte entweder auf dem Talweg längs der Mur oder zu Wasser mit Flössen oder mit von Pferden gezogenen Schiffen hauptsächlich Getreide in das eher fruchtlose steirische Oberland, Mur abwärts erfolgt der Transport des Ausseersalzes. Die verbotenen Straßen über den Karst sowie von Pettau über Gleisdorf und Feldbach werden unter die Aufsicht der Grazer Bürger gestellt. 1393  
In der Steiermark und Kärnten wütet der "Schwarze Tod", der aus Italien eingeschleppt wird: "Da kam ein großer Sterb in Wallischen Landen und in Puln. Do werden stet und Märkte oed von dem sterben, und ze Venedig wart auch der sterb so groß dass chein kaufmann dahindorft, und fluhen alle heraus, doch beliben der Teutschen vil tod darin. Das gie heraus untz gen Judenburg und überall gen Kernden und Steier und gen Oesterreich, das in dy Lewt in der offen puess überall". 1394  
Herzog Wilhelm von Habsburg kauf mehrere Häuser und Gärten im Bereich des Meierhofes (Freiheitsplatz). 1399  
Ein Fresko in der Burg Runkelstein bei Bozen zeigt den ältesten namentlich bekannten steirischen Herrscher: Dietleib von Steier mit seinem Schwert Welsung. 1400 Dietleib von Steier
Das alte Grazer Pfarrhaus wird abgerissen und in der Nähe des Hauses der Windischgrazer durch Pfarrer Ludwig von Talheim der neue Pfarrhof erbaut.
In einer Originalurkunde des Heiligengeistspitales wird St. Andrä als Pfarrkirche erwähnt.
1401  
Herzog Ernst der Eiserne aus dem Geschlecht der Habsburger übernimmt die Herrschaft über die Herzogtümer Steiermark, Kärnten und Krain mit der Hauptstadt Graz. Er verfügt über so gewaltige Kräfte, dass er mit bloßen Händen ein eisernes Hufeisen zerbrechen kann.

1406

Ernst.der.Eiserne Erzherzog Ernst Herzoghut

Erzherzog Ernst sorgt durch einen Erlass für die Offenhaltung des Wasserweges auf der Mur. 1411  
Am 28. Mai sendet Herzog Ernst der Eiserne an den Burgpfleger von Gösting, Kaspar Saurer, ein Ladschreiben für die Landstände ("an all graffen, herren, ritter, knecht, stet vnd maerkt in Steyr"). 1412 Herzog Ernst
Der Minnesänger Graf Hugo von Montfort aus Bregenz, verheiratet mit der Erbtochter des Hauses Pfannberg, wird im Jahre 1413 Landeshauptmann der Steiermark. 1413 Hugo von Montfort
Friedrich IV. verleiht den Grazer Bürgern zu Philipp und Jakobi (1.Mai) den zweiten großen Jahrmarkt, dem sich der Mittfastenmarkt,  der Portiunkulamarkt und der Andrämarkt  als weitere große Grazer Jahrmärkten dazu gesellen.
Diese Jahrmärkte sind nicht nur wegen ihres günstigen Warenangebotes, sondern auch wegen der dargebotenen Unterhaltungsmöglichkeiten beliebter Anziehungspunkt sowohl für die Grazer Bürger, wie auch für die Händler aus ganz Europa.
1414  
Die Ungarn fallen das erste Fall in die Steiermark ein.

1418

 

Erste bildliche Darstellung von Graz mit dem Uhrturm und der Paulus- oder Ägidiuskirche in einem Weihnachtsbildchen aus dem Codex Runensis 100 Antiphonale Cisterciense in Rein durch Heinrich Aurhaym, einem unter Abt Angelus Manse (1399-1425) dienendem Künstler.

Der im 15. Jahrhundert errichtete Zugang zur Schloßbergfestung, das "Gotische Tor", wird im Jahre 2000 von Archäologen freigelegt.

 

1420 Uhrturm und Ägidiuskirche von Grecz Graz Gotisches Tor
Mit dem Tod von Erzherzog Ernst von Österreich folgt, zuerst unter der Vormundschaft Herzogs Friedrich von Tirol, sein ältester Sohn als Herzog von Österreich nach und tritt als Friedrich V. die Herrschaft in Innerösterreich, d.h. in Kärnten, der Steiermark und in Krain an. 1424 Friedrich III.
"Vlrich Egkhnnperger" ist Stadtrichter von Graz. Er besitzt Häuser in der Herrengasse und Murgasse sowie einen Acker in Algersdorf. Herzog Friedrich V. überträgt ihm das Recht der Münzprägung und des Wechselgeschäftes. 1432  
Unter Herzog Friedrich V. Baubeginn der gotischen Pfarrkirche St. Ägydius und der Stadtburg, dem sogenannten Friedrichsbau. Dieses geistliche und weltliche Zentrum von Graz wird durch einen Übergang miteinander verbunden.
Das in Höhe des heutigen Schauspielhauses befindliche "Tor gegen die Grecz" erhält mit dem Namen "Burgtor" seinen neuen Standort im Anschluss an die Burg
.

1438 St. Ägydius Trompetengang Burghof
Durch den Tod seines Onkels Friedrich von Tirol und seines Cousins Albrechts V. wird Friedrich V. als Herzog von Österreich (1439-1493) alleiniges Oberhaupt des Hauses Habsburg und Vormund zweier unmündiger Vettern, des jungen Sigmund von Tirol und des in Ungarn nachgeborenen Sohnes von Albrecht V. Ladislaus Postumus.
In Graz kommt es zur Vertreibung der Juden, ihr Ghetto (Mesner-, Jungfern-, Frauengasse, Fischer v. Erlach-, Hans-Sachs-Gasse) wird aufgehoben und in der Karlau neu angesiedelt.
Die Burgerstraß (spätere Herrengasse) wird bis zur südlichen Stadtmauer verlängert und wird mit dem "Eisernen Tor" (auch "Ungartor" genannt), abgeschlossen.
1439 Erzherzog Friedrich Eisernes Tor
Friedrich verleiht Graz dem schon bestehenden Ägidimarkt das Privileg für einen zweiten Jahrmarkt am 1. Mai, der vielleicht in Zusammenhang mit einem früheren Kirchweihfest steht und als Förderung für den Neubau der Ägidiuskirche verstanden werden kann. Als daraufhin der Salzburger Erzbischof dagegen protestiert, weil auch in Leibnitz am 1. Mai ein Jahrmarkt und Kirchweihfest stattfindet, wird der Grazer Markt am darauffolgenden Jahr auf Mittfasten verlegt. 1441  
Der Historiker und Schriftsteller Enea Silvio (auch Aeneas Sylvius) Piccolomini und spätere Papst Pius II. tritt Anfang 1443 als Sekretär in den Dienst Friedrichs III. und verbringt die Zeit bis 1455 vornehmlich am Hof des Kaisers in Wiener Neustadt und Graz. In seinen beiden Hauptwerken "Asien" und "Europa" beschreibt er ausführlich die Geographie, die Sitten der Völker, die weltliche und kirchliche Geschichte, sowie die wirtschaftlichen und sozialen Besonderheiten dieser Kontinente. Unter anderem ruft er zur Abwehr der Türken auf und schreibt folgendes über die Steiermark: "Hier ragt mitten aus der Erde ein ungemein hoher Berg auf, der allenthalben felsig abfällt. Auf seiner Spitze erhebt sich ein Schloß, sowohl durch die natürliche Lage sicher, als durch Menschenwerk befestigt, weshalb der Kaiser stolz darauf sein kann. ... Die Bevölkerung der Steiermark ist rauh und nicht von jener Weichheit, die dem Südländer eigen ist." und über den Wein in Graz sagt er: "grazer wein wenn du ihn trinkst wirst du krank er ist essigsauer wässrig verdorben".

1443

Piccolomini Pius.II.

Mit dem Namen "Wilhem Steirer" (auch Wolfgang Steyerer) taucht am 7. Februar zum ersten Mal ein Grazer Bürgermeister mit Familiennamen in den Urkunden auf.

1446

 

Bau der hochgotischen Burgkapelle. 1447 Burgkapelle
In der Judengasse (heutige Frauengasse) bestimmt Friedrich IV. ein Haus, in welchem auch eine Taverne mit Weinausschank untergebracht ist, als das erste Rathaus und befreit es von der Steuer. 1448  
Unter König Friedrich IV. (1440-1493) erfolgt zusammen mit dem Um- bzw. der Neubau der benachbarten alten Burg (4-stöckiger Friedrichsbau mit Kammerkapelle) auch der Neubau der Grazer Ägidiuskirche; während dieser Zeit wird das Pfarrrecht an die Kirche St. Paul übertragen.
Für den Kreuzaltar am gotischen Lettner maltder schwäbische Künstler Conrad Laib aus Ennslingen 1449 das bedeutende Tafelbild "Kreuzigung im Gedräng". Die große Anzahl an dargestellten Personen lässt auf die im Mittelalter sehr beliebten Passionsspiele schließen, die unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattfinden. An der Nordwand im Kircheninneren trägt die Christophorusfigur eines Freskos die Gesichtszüge König Friedrichs. Seine Devise A.E.I.O.U. ("Alles Erdreich ist Österreich untertan" bzw. "Austrie est imperare orbi universo") ist in der Kirche achtmal zu finden.
1449 Kreuzigung.im.Gedraeng Friedrich III.

Kopialbuch (Abschrift einer älteren Urkunde) des Abtes Hermann Molitor in der Stiftsbibliothek in Rein, in dem über die Schenkung eines Gutes in Anwesenheit eines Zeugens namens "Dietmarus de Gracz" berichtet wird: die erste urkundliche Erwähnung des Namens "Gracz".

1450

Rein

Am 14. März 1452 heiratet Friedrich in Rom Eleonore von Portugal und wird 5 Tage später am 19. März durch Papst Nikolaus V. zum Kaiser gekrönt. Als Kaiser Friedrich III. der Friedfertige (1452-1493) regiert er für insgesamt zehn Jahre von Graz aus das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation” und baut Graz mit der Errichtung der „unteren“ Burg (1438) und der Domkirche (1438-62) zur Kaiserresidenz aus. „AEIOU"(Alles Erdreich ist Österreich untertan, Austria erit in orbe ultima) ist sein geheimnisvolles Signum.
Ebenfalls unter der Ägide Kaiser Friedrich III. entsteht der zweite Sack sowie das Dominikanerkloster in der Hans-Sachs-Gasse.

1452

Friedrich &  Eleonore Friedrich.III. Friedrich III. & Leonore von AragonAEIOU

Der aus Salzburg zugewanderte Niclas Strobel kommt als Fleischhauer und Händler in der Herrengasse zu großem Ansehen und Reichtum, sodass er in die Grazer Bürgerschaft aufgenommen und von 1452 bis 1469 Stadtrichter sowie im Jahr 1461 Bürgermeister wird. 1461 Niclas Strobel
Erstmals wird das sich zwischen den Häusern Herrengass 23 und 28 befindliche Eiserne Tor erwähnt. 1462  
Erzherzog Friedrich V. erlaubt den Franziskaner Observanten die Gründung eine neuen Klosters: "in ecclesia S. Leonardo prope Graz" (nahe der späteren Pfarrkirche St. Leonhard). Zum Schutz vor Türkeneinfällen widmet er den Mönchen das innerhalb der Stadtmauer gelegene Marchfutterhaus. 1463  
Auf der Reise des Freiherrns Leo von Rozmital aus Italien über Unterdrauburg und Caienwurczwald (Eibiswald) in die Steiermark berichtet sein Reisebegleiter Schaschek über Graz folgendes: "Dieses ist eine umfangreiche Stadt mit einem Schlosse, das durch zwei Vorwerke geschützt ist. Auf der einen Seite der Stadt sind Berge, auf der anderen ist eine Ebene, und sie liegt an der Mur, über welche eine hölzerne Brücke führt. So weit dieser Fluß geht, heißt man das Land Steiermark. In Graz sahen wir den Kaiser, den Markgrafen von Meißen und den Herzog Albrecht von Sachsen, alle unter den Vorbereitungen für Ritterspiele beschäftigt, in welchen je zehn gegen zehn kämpften. ... Auf dem Schlosse zu Graz hält sich der Kaiser häufig auf, doch nimmt er dahin gewöhnlich nur wenig Dienerschaft mit und läßt die übrige in der Stadt. Eben auf dem Schlosse, heißt es, sind auch die Schätze des Kaisers verwahrt; man zeigte sie uns aber nicht, wie anderwärts Könige es getan, außer einem Mantel von rotem Damast, dessen Saum handbreit in mäandrischer Form mit Goldhaften und Edelsteinen besetzt ist. Die Räte des Kaisers sagten uns, wenn derselbe Geld nötig hätte, brauchte er bloß diesen Mantel zu verpfänden und erbekäme leicht 500.000 Dukaten dafür, den einige Juwelen, die sie uns vorwiesen, sollten 20.000 bis 30.000 Dukaten wert sein." 1465  
Nach Auflösung des Judenghettos 1439 lässt Erzherzog Friedrich V. in der Judengasse eine Corporis-Christi-Kapelle errichten, die er den Dominkanern 1466 zum Umbau in eine Kirche sampt Kloster (heutige Stadtpfarrkirche) übergibt. 1466  
Balthasar Eggenberger, der als Handelsmann in Kärnten Gold abgräbt, wird Münzmeister und Geldgeber von Kaiser Friedrich III., stiftet das "Spitall bey der Muerpruggen" - die spätere protestantische Stiftsschule im Paradeishof (heute Kastner & Öhler) - und wird von König Matthias Corvinus von Ungarn, für den er ebenfalls das Münzwesen organisiert, mit dem Wappen der 3 Raben (corvinus = Rabe) geadelt. 1467  
Bau eines Klosters für die Franziskaner-Observanten in der Nähe der Kirche St. Leonhard. Guardian des Klosters ist Alexander de Posonio (Preßburg), der mit seinen Predigten zum Vorkämpfer für die politischen Ideen Kaiser Friedrichs wird.
Am 3. August greift Friedrich III. mit einer in Graz ausgestellten Urkunde in die Innenpolitik von Triest ein.

1468

 

Der Söldnerführer Ritter Andreas Baumkircher führt für Kaiser Friedrich III. zahlreiche Kriege. wofür ihm der Kaiser Unsummen schuldet. Als dieser aber nicht zahlt, beginnt Baumkircher im Herbst 1469 mit seinem Söldnerheer zahlreiche steirische Städte zu erobern. Jetzt willigt der Kaiser ein, mit ihm zu verhandeln und bestellt ihn nach Graz. Als Baumkircher und Andreas von Greisseneck am 23. April eintreffen werden sie trotz Zusicherung des freien Geleits fest genommen und am nächsten Tag öffentlich vor dem Murtor enthauptet. Baumkirchners Gebeine werden auf dier Burg Schlaining überführt, Greiseneckers Schädel ist unter der Türschwelle zur Jakobikapelle im Franziskanerkloster eingemauert ("Hic conditur caput abscisum Andreae Greisenecker equitis decollati die 23.Aprilis 1471").

1471

BaumkircherAndreas Baumkircher Andreas Greisencker

Aufgrund des Krieges zwischen Kaiser Friedrich III. und dem Ungarnkönig Matthias Corvinus um die Vorherrschaft im Osten suchen der Salzburger Fürsterzbischof Bernhard von Rohr und der Seckauer Bischof Christoph II. von Trautmannsdorff bei Matthias Corvinus Schutz, was dazu führt, dass das Bistum mit all seinen Besitzungen fast zur Gänze an diesen verloren geht.
In Graz wird die Bürgergasse in "Herrengasse" umbenannt, die zur Stadtpfarrkirche St. Ägidius führenden Straßen (heutige Bürger- und Burggasse) als Kirchgassen bezeichnet. Der Hauptplatz dient in erster Linie als Marktplatz, zu Marktzeiten stehen dort Brotbänke, Messerkramen, Kramen für Nestler, Riemer, Beutler, Fleischbänke sowie Stände der Krämer und der Fragner (Greißler).
1478  
"Erstes altes Schloss zu Gratz".

30000 berittene türkische "Renner und Brenner" fallen aus Kärnten kommend ein und verheeren das ganze Murtal sowie die Ost- und Untersteiermark. Die Pest bricht aus. Heuschreckenschärme fallen ein. Durch diese Katastrophen wird die steirische Bevölkerung um ein Drittel auf 200.000 dezimiert.

Zur dieser Zeit der ersten Türkeneinfälle wird von den steirischen Landständen das Zeughaus als Depot für Rüstungen und Waffen gegründet.

1480

Gradec Schlossbergfeste Schlossbergfeste

Der Meister von Gerlamoss, Thomas von Villach, malt an der südlichen Außenwand des Grazer Domes das "Gottesplagenbild". Im unteren Teil des "Landplagenbildes" an der Südseite des Grazer Doms werden auf drei Feldern die drei Landplagen: Heuschrecken, Türkeneinfälle und Pest dargestellt. "1480 umb unser frauntag der schiedung sind hie zu Gratz gotsplag drey gewesn, haberschreckh, türkn und pestilenz und jede so groß, daß dem menschen unerhörlich ist. gott sey uns gnädi." Der Mittelteil zeigt eine der ältesten bekannten Ansichten der Stadt Graz mit ihrer mittelalterlichen Stadtmauer. Über der Stadt erhebt sich der Schloßberg mit der Burg.

1481

Thomas von Villach HeuschreckenLandplagenbild
LandplagenbildPest

Der Ungarnkönig Matthias Corvinus verheert mit seinen „Schwarzen Scharen“ Kärnten, die Steiermark und Wien.
Von oberitalienischen Städten ausgehend, erfolgt der Handel mittels Münzen (Groschen, Gulden, Taler), der auch in den Habsburger Ländern langsam den Tauschhandel ersetzt.
1485  
Erstmalige Erwähnung des nach seinem Besitzer Mathes Moser benannten "Moßeregg" (Luegg) am Hauptplatz. 1489  
Brief von Kaiser Friedrich III. an den Abt von St. Lambrecht: "Friedrich von gottes gnadn Römischer Kaiser - Ersamerstlicher lieber andechtiger Wir haben unns getrewn Caspar von Marx und ann der Weilent Ulrichs Stischl pfarrer Zu sannd Marein im Mürtztall geschefftlewt anbringn lassen Wie du dem benanntn pfarrer Hundert und Zehen pfunt pfennig schuldig worden seist dy Sy auf gullt Zu Stifftung dreyer jartag in der bestymbtn unser frawn kirchn Innhallt seins verlassen gescheffts anlegn und brauchn sollten Und aber daran durch dich verhindert worden des Sy sich beswert bedunlichts Emphelln wir dir ernstlich und welln das du den genelltn geschefftlewtn die bebenant Sum gellts fürderlich betzallest und darumb bereurrgig machest, damit Sy die obbemelltn Jartag des fürderlicher aufrichtn mürtz daran tust da unns ernstliche maynung Beben Zu Lynntz an Montag vor unser lieben frawn tag der Liechtmest anno domini 1493 Unsers Kaiser tumbt im ainhundertzigstn Jare" 1493 Schreiben von Kaiser Friedrich III.
Nach dem Tod seines Vaters, Kaiser Friedrich III., tritt Maximilian I. als Herrscher über das römisch-deutsche Reich dessen Nachfolge an und übernimmt auch das Erzherzogtum Österreich. Zu Beginn seiner Regierungstätigkeit lässt er die Grazer Burg durch den Maximilianbau erweitern, wobei die berühmte gotische Doppelwendeltreppe entsteht (1499). Maximilian I. Doppelwendeltreppe
Der Adel beginnt mit dem Umbau des in der Herrengasse bestehenden Schreibhofes und der umliegenden Privathäuser zum Landhaus. Eine Urkunde berichtet über den Verkauf der "Channtzley von Bürger Heinrich Ernnst" 1494 Heinrich Ernnst
Am 10. August 1495 werden durch Maximlian I. die Juden wegen angeblicher Schändung der Hostien, wegen Kindesmord zu rituellen Zwecken und Fälschung von Schulbriefen aus Graz und der Steiermark verbannt. 1495  
Kirchliche Einteilung der Steiermark um 1500.
Anfang des 16. Jh. Errichtung des Hauses "bei dem Lueg" mit spätgotischen Lauben und 1680 angebrachter, schwerer Stuckdekoration.
1500 Steiermark Graz
Die Sittenlosigkeit des Klerus und der Laien nimmt so stark zu, dass Papst Leo X. die Minoriten wegen ihres skandalvollen Lebens aus Graz vertreibt, nachdem sich zuvor schon Maximilian in einem Schreiben über deren freies Leben beklagt hatte (licentiosam vitam agentes). Das Kloster wird den Observanten (Franziskanern) übertragen. 1515  

Um das stark verbreitete Laster des Trinkens und Fluchens einzudämmen, gründet Landeshauptmann Sigmund von Dietrichstein in Graz den Orden vom Hl. Christophorus.

Nach der Einweisung der Franziskaner Das Franziskanerkloster St. Leonhard am Tummelplatz wird nach deren Übersiedlung in das Murkloster den Nonnen des Dominikanerordens überlassen.

1517

Dominikanerkloster

Bau des Verbindungsgang zwischen Ägidiuskirche und der Burg.
Das Burgtor erhält einen Renaissanceaufbau mit einer Uhr, weshalb es auch "Uhrtor" genannt wird.
1520 Verbindungsgang Burg-Dom Uhrtor

Kaiser Karl V. überlässt seinem Bruder Ferdinand I., Enkel von Kaiser Maximilian, die österreichischen Erbländer.

Das Bankgebäude mit der frühesten Stuckfassade von Graz ist im Besitz des Stadtrichters und Bürgermeisters Andre Frölich (1537).

1521 Ferdinand.I.

Die Zunahme der Feuerflammen aus allen Leibesöffnungen des Panthers veranschaulicht in der ersten gedruckten Landhandfreste die neue Sinngebung durch die steirischen Stände: "Nemo Styrorum Pantheram tangere tentet Ructat ab ore ignem posteriusque cacat." (Niemand wag' es, den Panther der Steiermark zu reizen, Feuer versprüht sein Maul, Feuer der Hintern auch.)

Der Salzburger Erzbischof Kardinal Matthäus Lang von Wellenburg versucht die gewaltsame Unterdrückung der Reformation und führt einen erfolglosen Kampf gegen Ferdinand I. - der zwar wie sein Bruder katholisch, aber ein Reformanhänger ist -, da die Konfessionszugehörigkeit von Entscheidung des Landesfürsten abhängig ist, was zur Folge hat, dass sich diese neue, streng auf Bibel konzentrierte Theologie durch eine neuartige Predigt, durch die Bibelübersetzung ins Deutsche und durch Flugblätter rasch in allen Teilen des Landes auszubreiten beginnt.

1523 Landhandfeste Wellenburg
Landeshauptmann Freiherr Siegmund von Dietrichstein, ein getreuer Gefolgsmann Kaiser Maximilans I. und mit dessen geheimer Tochter Barbara von Rottal verheiratet, zieht mit einem Södnerheer von Graz Richtung Schladming, um einen Aufstand von 1000 protestantischen Bauern und Bergknappen niederzuschlagen. Er wird dabei von Bauern in der Burg Werfen gefangen genommen, dann aber wieder frei gelassen. Als Vergeltung werden im September durch das Sölnerheer von Niklas von Salm 4000 Bauernaufständische getötet bzw. vertrieben und Schladming verliert auf 400 Jahre sein Stadtrecht.
In Graz, Bruck/Mur und Rottenmann finden sich Anhänger der Wiedertäufer, deren Gründungsvater, der Schweizer Zwingli, eine staatsfreie evangelischen Kirche fordert und Kriegsdienst, Kindertaufe, die Realpräsenz Christi, Bußsakrament, Fegefeuer und Fürbitten ablehnt.
Seyfried von Eggenberg stellt den Minoriten, die ihr Kloster an die Franziskaner abtreten müssen, in der Murvorstadt eine Bleibe zur Verfügung.
1525 Sigismund von Dietrichstein Bauernaufstand Schladming
Als Gegenstück zur Burg der katholischen Landesfürsten finanziert der protestantische Adel den Bau des Landhauses. 1527  
Im Jahre 1528 findet durch König Ferdinand I. und die Bischöfe die erste landesfürstliche Visitation (als kirchliches Zuchtmittel) der Reformationszeit in Österreich statt, wobei die Einfuhr und der Verkauf protestantischer Bücher verboten wird und der Betrieb von Druckereien nur mehr in Wien, Linz, Graz, Klagenfurt und Laibach erlaubt ist.
Erster von Eseln betriebener Lastenlift /Eselstrieb) zur Beförderung von Steinen und Ziegeln für die Festungsanlage auf den Schloßberg.
1528  
Freiherr Sigmund von Herberstein, verehelicht mit Helene von Saurau, steht wegen seiner außerordentlichen Sparchkenntnisse sowohl bei Kaiser Maximilian als auch König Ferdinand in diplomatischen Diensten. Zwischen 1515 und 1553 unternimmt er 69 Auslandsreisen, wobei er in seinem berühmten Werk "Moscovien" eine detailreiche Beschreibung des russischen Zarenreiches verfasst. 1531 Herberstein

Auf dem Rückzug von Wien marschiert Sultan Süleyman I. mit seinen Truppen durch die Oststeier an Graz vorbei. Der türkische Geschichtsschreiber Bedschewi berichtet: "Am 11. September lagerte man vor der unvergleichlichen Stadt Gradsch. Wenn es im Lande der Ungläubigen eine ihr gleiche Stadt gibt, so ist es nur die Residenz des Königs in Wien." Mitte September schlagen sie in St. Leonhard ihr Lager auf und starten vom Ruckerlberg herunter Angriffe auf die Stadt. Reiter wollen die Murvorstadt in Brand stecken, werden aber zurückgetrieben. Der Grazer Feldhauptmann Hans Katzianer verfolgt das daraufhin weiter ziehende Türkenheer und fügt der von Ibrahim Pascha befehligten Nachhut eine schwere Niederlage zu. 8000 türkische Soldaten sterben auf dem Schlachtfeld.
Zur Erinnerung entsteht daraus der Brauch, dass am 23. Juni, dem Johannisabend, ein Tartarmann aus Stroh in der Karlau angezündet und in die Mur geworfen wird.

Der reiche Händler Georg Stürgkh, der 1518 von Kaiser Maximilian I. einen Wappenbrief erhielt, erwirbt neben der Burg Plankenwarth auch ein Palais am Hauptplatz und wird in den steiermärkischen Ritterstand aufgenommen.

1532

Tuerken Suleiman.I. Ibrahim Pascha

Stadtbild von Graz in einem Nachstich von G. Bouttats. 1540 Graz
Wegen der ständigen Türkengefahr bewilligt König Ferdinand I. 3000 Gulden zum Ausbau der mittelalterlichen Steinmauern zu einer uneinnehmbaren Schloßbergfestung. Unter der Bauleitung von Domenico d'Allio lässt er 1545 bis 1563 um die Stadt einen annähernd kreisförmigen Festungsgürtel errichten. Dazu werden 1544 noch 2 weitere Seilbahnen errichtet; eine direkt neben der ersten am Kai, die zweite vom inneren Paulustor zum Uhrturm. 1544  
Bau des Grazer Rathauses am Hauptplatz im Renaissancestil. Darin befinden sich auch die Gefängnisse sowie die Hinrichtungsstätte für hochgestellte Persönlichkeiten.
Der protestantische Landeshauptmann Hans Ungnad von Weißenwolf (1549-55) befiehlt, stengstens gegen die Zigeuner vorzugehen; sie werden mit Leibesstrafen belegt und ausgewiesen.

1550

Hans Ungnad Rathaus

Kaiser Ferdinand I. verordnet, dass die Juden in allen österreichischen Ländern wegen ihrer lastelichen Taten und bösen Handlungen zur Unterscheidung von den Christen als Judenzeichen einen gelben Ring "an ihrem obern Rockh oder Klaid auff der lincken Seitten der Brust, offentlich und unverporgen gebrauchen und tragen sollen." 1551 Juden-Generalmandat
Der Seckauer Bischof Petrus Percic, lat. Persicus, auch Archdiakon der Unteren Steiermark und als solcher Pfarrer in Gratwein, unterhält seit 1530 die erste Steirische Druckerei. Er verkauft dem Grazer Drucker Alexander Leopold sein Druckzeug (Fundament und Buchstaben) 1553  
Nach einem Brand wird der Hauptrakt das Landhaus in der Herrengasse 13 nach Plänen von Domenico dell'Allio neu erbaut. 1557 Landhaus Landhaus Landhaushof
Steinerne Saal
Nach der Abdankung Kaiser Karls V. wird sein Bruder König Ferdinand I. (1503-1564) in Frankfurt am Main als Kaiser des Heiligen römischen Reiches ausgerufen. Ferdinand, zwar Katholik, ist in Glaubensfragen aber wie schon sein Bruder ein Anhänger des restaurativen Reformmodells und verfolgt eine Politik der Kompromisse und der gegenseitiger Duldung zwischen den Religionen: Nicht die Glaubenslehre ist wichtig, sondern konkrete Reformen wie die volkssprachliche Liturgie, der Laienkelch und die Priesterehe. 1558 Ferdinand I.
Für die Ausbreitung der Reformation spielen Flugschriften eine ungeahnte Breitenwirkung, die nicht periodisch erscheinen und aus Kostengründen meist keinen Einband haben. Seit 1559 existiert in Graz die landschaftliche Druckerei von Alexander Leopold, der das „Zehn-Gebote-Lied“ des evangelischen Lanschafts-Kaplan Balhasar Schelhin und das „Buch von der Gnade Gottes“ druckt. 1559 Perckrechts Buechel
Erbauung des Uhrturms mit einem hölzernen Wehrgang und der "Armensünderglocke" zur Anzeige von Hinrichtungen. 1561  

Als Kaiser Ferdinand I. stirbt, werden seine Länder unter seinen drei Söhnen aufgeteilt und so wird Graz die Residenz von seinem jüngsten Sohn Karl II. (1540-1590), der als Erzherzog die innerösterreichischen Erblande (Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Gradiska, Triest, Inneristrien) bis zu seinem Tod im Jahre 1590 von Graz aus regiert.

1564 Bartsch Erzherzog Karl II. Innerösterreich
1565.Graz Gratium ratium

Anlässich der Hochzeit von Erzherzogin Johanna von Österreich, der jüngsten Tochter Kaiser Ferdinands I., mit Francesco I. de Medici, dem Begründer der Uffizien, am 18. Dezember in Florenz wird der Innenhof des Palazzo Vecchio von Giorgio Vasari mit Fresken habsburger Stadtansichten, darunter der Vedute von Gratz, ausgemalt.

Das Palais Generalihof wird vom Hofkriegsrat Teufenbach erbaut.

1565 Johanna v. Habsburg Francesco I. Gratz

In Graz gibt es etliche Priester, die sich zur Augsburger Konfession bekennen.
Die Landschaft erwirbt das Eggenberger Spital und die Allerheiligenkriche und gründet dort eine protestantische Stiftsschule, an der auch Johannes Kepler lehrt.
Um die Bedeutung der protestantischen Bürgerschaft zu demonstrieren, findet zum Egydimarkt, am 7. September, auf der Kühtratte (heute Radetzkystraße) ein Schützenfest mit 126 Teilnehmern aus der Steiermark, aus Wien, Steyr, Salzburg, Wolfsberg und Melk statt, zu dem auch der junge Erzherzog Karl eingeladen ist.

1568 Schützenfest
Der Grazer Stadtpfarrer Andre Gigler (1553-1570), ein verheirateter lutherischer Theologie, aber katholischer Kirchenzugehörigkeit, hält nach beiden Seiten hin offene Gottesdienste und ist Verfasser eines protestantischen Gesangsbuches von gereimten Evangelienstrophen, der "Gesangs Postill", des ersten steirischen Notendruckes. Für seinen Vater Lorenz Gigler, Schuhmachermeister und Marktrichter von Anger, lässt er ein gemaltes, hölzernes Grabdenkmal herstellen, auf dem im Hintgergrund auch die Silhoutte von Graz zu erkennen ist. 1569 Frankh Frankh Gesangspostille
Erzherzog Karl II.lässt über der Stadtmauer die mittelalterliche Burg zu einer repräsentativen Renaissanceanlage mit dem Karlstrakt und der Registratur ausbauen. Nachdem Graz fast zur Gänze protestantisch ist, schickt auf Ersuchen von Erzherzog Karl II. das Wiener Kolleg im März den Jesuitenpater  Stephan Rimel für Fastenpredigten nach Graz. 1570 Burg Pallas
Der Hofbibliothekar Hugo Blotius schildert auf seiner Durchreise von Wien nach Padua im Oktober den Schloßberg so: "Das ganze Joch dieses Berges nimmt die Burg ein, von Natur und Menschenhand stark befestigt, sowohl prächtig als angenehm zu sehen. Eine Doppelmauer und große Befestigungswerke schützen den größten Teil derselben. Auf dem Gipfel des Berges selbst ragt sehr hoch und herrlich eine Burgüber die Mauern, die schön bemalt und ausgestattet sind, innen sind vier bis fünf Militärkasernen, deren einige, eben gelegen, zur Aufbewahrung von Kriegsvorräten und genügenden Verteidigung des Waffenplatzes dienen. Gegen die Nordseite des Schloßberges liegt ein mit Weinreben berpflanzter Garten, genug groß, um Hirschen und anderen Tieren, so auch Rindern zu dienen." Auch der frühe Lastenseilzug wird erwähnt: "Hac subtrahuntur onera."
Der Sage nach heiratet der steirische Adelige Freiherr Andreas Eberhard von Rauber eine Tochter Kaiser Maximilians II. (1564–1576), nachdem er unmittelbar zuvor im Kampf um besagte Helena auf dem Tummelplatz seinen spanischen Gegner besiegt hatte.

1571 Schloßberg Freiherr von Rauber Tummelplatz

Am 26. August 1571 ehelicht Erzherzog Karl II. seine Nichte Maria Anna, eine Tochter des bayrischen Herzogs Albrecht V., eine fanatische Katholikin.
Wenzel Sponrib schildert in seinem, in der Zacharias Bart’schen Offizin gedruckten Büchlein „Grätz“ die „Wahrhaffte Beschreibung der hochzeitlichen Heimführung“ Marias, der Herzogin von Bayern durch ihren Gemahl Erzherzog Karl II. und die in Graz angestellten Feierlichkeiten vom 17. August bis 8. September in Wort und Bild.

Der Hofbibliothekar Hugo Blotius schildert auf seiner Durchreise von Wien nach Padua im Oktober den Schloßberg so: "Graez oder Graecium ist eine Stadt mittlerer Größe, sattsam befestigt und erzherzoglicher Sitz, welche Erzherzog Karl in dieser Zeit vorzüglich teils befestigte, teils auch widerstandsfähig gestaltete. Von Norden erhebt sich steil der Schloßberg von allen Seiten reich mit Bergen umgeben, besonders durch die Abhänge zur Festung bestimmt. Jener Teil desselben, welcher zur Stadt steht, ist nämlich allmählich vom Gipfel absteigend in leichter Abschüssigkeit mit derselben verbunden. Das ganze Joch dieses Berges nimmt die Burg ein, von Natur und Menschenhand stark befestigt, sowohl prächtig als angenehm zu sehen. Eine Doppelmauer und große Befestigungswerke schützen den größten Teil derselben. Auf dem Gipfel des Berges selbst ragt sehr hoch und herrlich eine Burg über die Mauern, die schön bemalt und ausgestattet sind, innen sind vier bis fünf Militärkasernen, deren einige, eben gelegen, zur Aufbewahrung von Kriegsvorräten und genügenden Verteidigung des Waffenplatzes dienen. Gegen die Nordseite des Schloßberges liegt ein mit Weinreben bepflanzter Garten, genug groß, um Hirschen und anderen Tieren, so auch Rindern zu dienen. Waldungen hat er keine außer einem Eichenhain, der mit einem Teil gegen den Fluß zu sich erstreckt. So sind gegen Sonnenaufgang Gärten, gegen Mittag die Stadt und gegen Sonnenuntergang der Murfluß gelegen, gegen Norden der Weingarten; an den Seiten des Schloßberges ragen Klippen und Felsen, die schon ehevor standen. " Auch der frühe Lastenseilzug wird erwähnt: "Hac subtrahuntur onera."

Mathias Wurgenbock erzählt in der Heidelberger Handschrift die Geschichte „Ain newes
lied von den faulen hawssmayde” in Graz.

Karl.II. Anna Einritt

Als Gegenmaßnahme zu dem unter den Landesständen zunehmenden Protestantismus holt Karl II. die Jesuiten nach Graz, stiftet die Universität (Domherrenhof) und lässt das monumentale Jesuiten-Collegium erbauen. Des Weiteren lässt er durch Baumeister Domenico dell'Allio die mittelalterliche Festung auf dem Grazer Schloßberg neu befestigen, die Burg durch den Karlsbau vergrößern und die "Neustadt", das Karmeliterviertel, angelegen.
Erbauung des "Taubenkobel", eines Renaissancehauses mit Doppelfenstergestaltung, für Hofvicekanzler Wolfgang Schwarz in unmittelbarem Anschlus an die Alte Universität in der Hofgasse. Ein unterirdischer Gang ermöglicht es den Jesuiten, ungesehen in die Burg zu gelangen.

1572 Jesuiten.Universität Burg Taubenkobel

Hans von Schärffenberg, der als letzter Landeshauptmann gleichzeitig auch als Hauptmann des Schloßbergs fungiert, unterzeichnet die „Grazer Pazifikation", in der Erzherzog Karl II. dem evangelischen Adel Gewissens- und Bekenntnisfreiheit zusichert.

Hans von Schärffenberg Religionspazifikation Landtagsabhandlungen
Das erstmals 1462 erwähnte "Eiserne Tor" (Ungartor) wird durch eine unter Baumeister Domenico dell'Allio etwas nach Süden, auf die Höhe der Hans-Sachs-Gasse verlegte Renaissance-Toranlage ersetzt. Vor dem Tor führt eine Holzbrücke über den Stadtgarben zur Kühtratte. 1574 Eisernes Tor Eisernes Tor
Wegen Zensurstreitigkeiten werden 1575 und 1578 die landschaftlichen Drucker Andreas Franck und Zacharias Bartsch verhaftet. 1575  
Erzherzog Karl II. von Innerösterreich übergibt die Grazer Ägydiuskirche dem Jesuitenorden. Der erste Rektor ist Pater Blyssem aus Prag. Die Stadtpfarre wird mit Bestätigung durch den Papst an die Katharinenkirche übertragen, wobei aber aus Platzgründen die Pfarrgottesdienste trotzdem in der Hofkirche abgehalten werden. 1577 Jesuitenkolleg Heinrich.Blyssem
Nach den Religionsverhandlungen in München, bei denen ein genauer Plan zu Gegenreformation ausgearbeitet wurde, geht die katholische Seite zum Gegenangriff über und erlässt ein am 10. Dezember ein Dekret, dass in den landesfürstlichen Städten, Märkten und Herrschaften nur mehr die katholische Religion erlaubt.
Der Fabricius Schreibkalender zeigt eine Darstellung von Graz um das Jahr 1540 mit einem mächtigen Kirchturm.
1580 Fabricius Schreibkalender
Erzherzog Karl II.errichtet das Schloss Karlau als seine Sommerresidenz. 1584 Karlau
Martin Brenner (11.11.1548 bis 14.10.1616), ein gebürtiger Schwabe, wird zum Fürstbischof der Diözese Graz-Seckau ernannt und auch in den steirischen Landtag aufgenommen. Er unterstützt den Erzherzog bei der Durchführung der Gegenreformation: er weiht 12 neue Kirchenbauten ein, vertreibt die lutherischen Prediger, lässt ca. 28500 reformatorische Bücher vor dem inneren Paulustor und am Eisernen Tor verbrennen und beruft den katholischen Buchdruckers Georg Widmanstetter aus Bayern nach Graz. So gelingt es Brenner binnen eines halben Jahres in der gesamten Steiermark die Gegenreformation durchzubringen, weswegen er als „Malleus haereticorum“ (Ketzerhammer) bezeichnet wird und von der katholischen Kirche den Titel „Apostel der Steiermark“ erhält. 1585 Martin Brenner Widmanstetter
Das Kolleg wird mit päpstlicher Bestätigung durch Erzherzog Karl II. zur Jesuiten-Universität mit dem Zweck ausgebaut, das katholische Bekenntnis nicht nur im eigenen Land, sondern auch mit Austrahlung in südslawische Gebiete sowie nach Ungarn und Polen zu stärken und auszubauen. In der St. Ägydius-Kirche wird Rektor Pater Heinrich Blyssen am 14. April der Stiftungsbrief samt Szepter und Siegel übergeben.
Die Kirche "zum hl. Ägidius" wird als Hofkirche den Jesuiten zugewiesen und die Pfarre mit Zustimmung von Papst Gregor XIII. von der Katharinenkirche ins Dominkanerkloster zum Hl. Blut (Stadtpfarrkirche) in die Judenggasse verlegt, wohin die Pfarrgeistlichkeit mit Pfarrer Dr. Andreas Peyrer am 30. April 1585 übersiedelt. Die Dominikaner müssen nach St. Andrä ausweichen und der frei gewordene Stadtpfarrhof dient ab jetzt Neuankömmlingen als Wohnung.
Die bis ins 16. Jahrhundert am 6. Sonntag nach Ostern von Straßgang zur St. Ägidius-Kirche stattfindende „Exaudi-Prozession“ betont die frühere Zusammengehörigkeit der beiden Pfarren.
1586 Peham Stadtpfarrkirche Straßgang
Im Auftrag von Erzherzog Karl II. wird der achteckige Glockenturm auf dem Schloßberg erbaut, in dessen Innerem die größte Glocke von Graz, die „Liesl“, mit einem Gewicht von 4632 kg aufgehängt wird. Sie wird täglich um 7, 12 und 19 Uhr mit 101 Schlägen geläutet, weil sie aus 101 Kanonenkugeln der Türken gegossen wurde. 1588

Liesl

Der Dominikanerorden übernimmt das kleine Kirchlein des Predigerordens von St. Andrä in der Murvorstadt und erwirbt für den geplanten Neubau die umliegenden Gärten. 1589 St. Andrä

Als der Sohn des Fassbindermeisters Ruepp Dietrich, dem Besitzer des Renaissancehauses der späteren "Goldenen Pastete", am 4. Juni durch den Stadtrichter Andreas Spiegl verhaftet wird, weil er trotz Verbot die protestantische Stiftsschule besucht hatte, kommt es vor dem Rathaus zu einem Aufstand von über 500 Bürgern, bei dem sogar der päpstliche Nuntius Malaspina und der Bischof von Gurk misshandelt werden. Der Tumult ist so wild, dass man von einer 2. Pariser Bluthochzeit spricht und deshalb der herzkranke Erzherzog Karl II. von Bad Mannersdorf nach Graz eilt, wo er im Alter von 55 Jahren am 10. Juli stirbt.
Da sein ältester Sohn Ferdinand II., 12jährig noch an der Jesuitenunversität in Ingoldstadt studiert, übernimmt inzwischen Erzherzog Ernst als Gubernator Innerösterreich.

1590 Goldene Pastete Peham
Als im Sommer sein Bruder Ernst nach Holland geht, löst ihn Maximilian II. ab und verwaltet für seinen jungen Vetter Ferdinand II. bis 1595 das Erzherzogtum Innerösterreich als Gubernator. 1593  
Stadtansicht von Grätz in einem Kupferstich sowie einer Federzeichnung von Georg Peham.
Siegmund Friedrich von Herberstein wird trotz seines „falschen" Glaubens letzter protestantischer Landeshauptmann der Steiermark.
1594 Peham Schlossberg Siegmund von Herberstein
Ab 1595 führte Ferdinand II. als Erzherzog von Innerösterreich selbst die Regierung und baut seine Residenz in Graz aus, indem er einen 4 Stockwerke hohen Flügelbau bis zum Theater-Tor errichten und eine Schatzkammer, Kunstkammer und Bibliothek einrichten lässt.
Nach seinem in Loreto abgelegten Gelübde, den Katholizismus wieder zur alleinigen Religion in seinen Ländern zu machen, betreibt er die Gegenreformation und Rekatholisierung mit großer Härte.
1595 Erzherzog Ferdinand II. Burg
Ferdinand von Maschwander, Freiherr von Kranichsberg, widmet den beidseitig von Murarmen umflossenen Austein (Kalvarienberg) den Jesuiten, wo schon in der späten Jungsteinzeit eine Siedlung bestand.
Am Hauptplatz wird erstmals das spätere Haus "Zum schwarzen Adler" genannt.
In der Sporgasse 25 erbaut Schlosshauptmann Pangratz Freiherr von Windischgrätz das Palais Saurau-Goeß, aus dem aus einer Dachluke die Figur eines Türken mit Schild und gezücktem Schwert lugt.
Im Kleindiensthaus "Zum roten Krebsen", in welchem sich Stallungen für 14 Pferde sowie 6 Kellergewölbe mit einem Fassungsvermögen von jeweils 40 Weinfässern a 500 l befinden, werden am 9. September 4 Startin "Radkersburger" (= 2100 l) ausgeschenkt.
Am 12. Dezember leistet der nunmehr fast großjährig gewordene Ferdinand II. als Erzherzog von Innerösterreich in der Burg den Landesständen den landesfürstlichen Eid.
1596 Palais Saurau

Vom Kirchplatz der Ägidiuskirche, der größtenteils noch Friedhof der Stadtpfarre ist und von einer Steinmauer begrenzt wird, gelangt man über eine Stiege in die Jesuitengasse (Bürgergasse). In dieser kauft Erzherzog Ferdinand II. dem Grafen von Gleispach ein Gebäude ab und schenkt es den Jesuiten als Konvikthaus (heute Domherrenhof). Außerdem errichten die Jesuiten einen, die Jesuitengasse überwölbenden Quertrakt, der ihr Kollegium mit der Ägidiusdkirche verbindet und "Gilgenthor" genannt wird.

Maria von Bayern, die Mutter des erst 19jährigen Sohnes Erzherzog Ferdinand, lässt auf der Kuppe des Florianiberges bei Straßgang, auf dem sich schon eine kupferzeitliche Siedlung aus dem 4. Jahrtausend vor Christi sowie eine Fluchtburg des bayrischen Adelsgeschlechtes der Aribonen befunden hat, einen Neubau des zerfallenen Florianikirchleins errichten.

1597 St. Gilgenthor Florianikirchlein
Am 22. August Verleihung des Stadtprivilegs durch Erzherzog Ferdinand II. 1598 Stadtprivileg
An der Schwelle zum 17. Jahrhundert erreicht der Kampf zwischen dem Katholizismus und dem Protestantismus einen unrühmlichen Höhepunkt: Hexenprozesse, Folterung und brennende Scheiterhaufen sind an der Tagesordnung. Im Zuge der Gegenreformation bemühen sich der Landesfürst und die Kirche gemeinsam, den reinen Glauben wieder herzustellen. Nur schwer gelingt es ihnen, bedenkliche Formen des Aberglaubens hintanzuhalten. So treibt z.B. der erzherzogliche Hofkaplan, Paulus Knor von Rosenrod, einer Frau eine "ganze Legion" von Teufeln aus.
Am Fuß des Schloßbergs werden im Zuge der Rekatholisierung 10.000 protestantische Bücher verbrannt. Erzherzog Ferdinand II., stiftet an diesem Ort das Kapuzinerkloster "auf der Stiege" und lässt die St.Anton-von-Padua-Kirche (Antoniuskirche) erbauen.
In der Murvorstadt entstehen die beiden großen Marktplätze des Lend- und Grießplatzes.

1599

Stiegenkirche Antoniuskirche

Der Mathematiker und Astronom Johannes Kepler, der 1597 Barbara Müller vom Mühleck-Schlössl aus Gössendorf zur Frau nimmt, muss nach seinem 6jährigem Wirken an der Stiftsschule der protestantischen Landesstände im Paradeishof wegen seines protestantischen Glaubens Graz verlassen.
In der Murvorstadt entstehen die beiden großen Marktplätze des Lend- und Grießplatzes.
Als Erzherzog Ferdinand II. den "Herzogshof" in der Herrengasse als Wohnsitz für seinen jüngeren Bruder Maximilian III. bestimmt, muss Pietro de Pomis die Fassade des bemalten Hauses mit Fresken schmücken, welches seinen Namen aus dem Jahre 1360 herleitet, als der damalige Hausherr durch das Privileg Herzog Rudolphs IV. von allen Steuern befreit wurde, um dafür dem Landesherrn bei den Lehensverleihungen "den Thronsaal aufzustellen", also ihn standesgemäß zu beherbergen.
Am 23. April findet in der Grazer Hofkirche die prunkvolle Hochzeit von Erzherzog Ferdinand II. (1578 bis 1637) mit Prinzessin Maria Anna von Baiern (1574 bis 1616) statt.

1600

Kepler Harmonices mundi Herzogshof

Maria von Baiern lässt in der Hofkirche einen neuen hölzernen Renaissance-Hochaltar, den "Güldenen Altar" errichten.
Die Landschaft schenkt ihr das ehemalige protestantische Stiftsgebäude und Spital mit der bereits erstmals 1411 als "Kapelle bei der Murbrücke" erwähnten Allerheiligenkirche. Erzherzogin Maria von Baiern überlässt das Gebäude den Klarissinen zur Adaptierung ihres Klosters "zu Allerheiligen im Paradeis".

Georg Widsmanstetter druckt ein Katholisches Gesangsbuch von Nikolaus Beuttner.
1602 Güldener Hochaltar Allerheiligenkirche Catholisch Gesang Buch

Bau des mit dem Wappen von Erzherzog Ferdinand II. und seiner Gattin Maria Anna von Bayern geschmückten äußeren Paulustores.

1604 Paulustor Paulustor Paulustor
Die Oststeiermark wird von den Haiducken überrannt. 1605  
Bernhard Walter, Freiherr von Waltersweil, errichtet mit Zustimmung der Jesuiten auf dem Austein drei Kreuze und beginnt mit der weiteren Ausgestaltung des Kalvarienberges. 1606 Kalvarienberg
Nachdem sich die Franziskaner-Minoriten weigerten, die Ordensregeln der nach Graz gekommenen Observanten (reformierten Minoriten) zu befolgen, müssen die Minoriten aus dem Franziskanerkloster in die Murvorstadt übersiedeln. Unter der Gönnerschaft von Erzherzog Ferdinand II., seiner Gattin Maria Anna von Bayern und Johann Ulrich von Eggenberg erfolgt nach Plänen von Pietro de Pomis der Neubau eines Konventgebäudes und einer barocken Klosterkirche für die Minoriten am rechten Murufer. Als de Pomis für die Fertigstellung des Hochaltarbildes mehr Geld fordert, erblindet er und wird erst wieder sehend, als er Maria um Hilfe anfleht. Die Mariahilferkirche wird bald darauf nach Mariazell zur zweitwichtigsten Wallfahrtskirche und die Mariendarstellung zum Gnadenbild "Mariahilf" der Stadtmutter von Graz. 1607

Mariahilferkirche Mariahilf Mariahilf Mariahilferkirche

In der Hofkirche "Zum hl. Ägidius" findet 1608 sowohl die Beisetzung Erzherzogin Maria von Bayern, als auch die Hochzeit von Cosimo Medici mit Erzherzogin Maria Magdalena statt. 1608 Maria Magdalena Cosimo II. Medici
Die Schüler der Jesuiten-Universität veranstalten die sensationelle Theateraufführung „Wilhelm von Aquitanien“, in der sogar Erzherzog Ferdinand II. selbst mitwirkt.
Der Astronom Johannes Kepler muss Graz verlassen.
1612  

Baubeginn des für Kaiser Ferdinand II. vorgesehenen Mausoleums mit der Katharinenkirche, der universitätskirche der Jesuiten, durch den Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis an Stelle eines alten romanischen Karners. Gemeinsam mit dem Dom prägt das Gebäude mit der ersten, außerhalb Italiens gefertigten, ovalen Kuppel die Silhouette des Stadbildes und wird als "Grazer Stadtkrone bezeichnet.

1614 Mausoleum de.Pomis Mausoleum
Erzherzog Maximilian Ernst begründet aus Dankbarkeit am 20. Juni in Graz den Orden der Bamherzigen Brüder. Anlass dazu ist, dass durch die erfolgreiche und als Wunder angesehene Behandlung des aus Wien geholten Chirurgen und Bamherzigen Fraters Gabriel Ferrara die Amputation seines Armes erspart bleibt. 1615 Erzherzog Maximilian Ernst Frater Gabriel Ferrara Bamherzige Brüder

Unmittelbar vor dem Franziskanerkloster im Muruferbereich entsteht das "Kälberne Viertel" (Neutorgasse), das seinen Namen von den dort befindlichen Fleischbänken hat.
In Murau heiratet die Anna Neumann ihren sechsten Ehemann, Georg Luwig Reichsgraf zu Schwarzenberg und überschreibt ihm ihre Herrschaft von Murau.

1617 Kälbernes.Viertel Georg Ludwig zu Schwarzenberg Anna Neumann
Erzherzog Ferdinand II. wird zum König von Böhmen, ein Jahr später auch zum König von Ungarn gekrönt.
Unter dem Jesuitenpater Rektor Wilhelm Lamormaini kommt es zu einer baulichen Umgruppierung in der Hofkirche: So wird ein Verbindungsgang zum gegenüberliegenden Jesuitenkolleg errichtet, ein Dachreiter mit Zwiebelhaube aufgesetzt, die Seitenwände der Kirche durchbrochen, 4 neue Seitenkapellen an das Kirchengebäude an- sowie 12 Kappellennischen mit Altären eingebaut und durch Pietro de Pomis die neue Sakristei dazu gefügt. Der gotische Lettner wird abgerissen, damit - entsprechend den Bestimmungen des Konzils von Trient - ein freier Blick auf den unangetastet geblieben Renaissance-Hochaltar gegeben ist. Ganz im Sinne der Gegenreformation wird auch der größte Teil der prächtigen Innenausstattung gestaltet und die Brauttruhen der Paula Gonzaga als Reliquienschreine aufgestellt.
1618 Ägidiuskirche Hofkirche
Als Erzherzog Ferdinand II. (1578-1637) am 28. August zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt wird, verlegt er die Residenz nach Wien, Graz bleibt aber die Hauptstadt Innerösterreichs. Landeshauptmann wird sein ihm vertrauter Freund Hans Ulrich von Eggenberg.

Neubau der Pauluskapelle mit einem Kloster durch die Augustiner-Eremiten.

1619

Erzherzog.Ferdinand.III. Ferdinand II. Ferdinand II. Eggenberg

Im Rahmen des Ausbaues der Bastionen gegen die drohende Türkengefahr wird im Südwesten das Neutor errichtet und auch das Burgtor erhält sein heutiges Aussehen. 1620 Neutor Neutor Burgtor

Johann Ulrich von Eggenberg wird in den Reichsfürstenstand erhoben und Statthalter von Innerösterreich. Er lässt den ursprünglichen mittelalterlichen Wehrbau "Orthof" durch Giovanni Pietro de Pomis zu einem Repräsentationsschloss nach Vorbild des El Escorial in Madrid ausbauen. Der Bau besitzt vier Ecktürme, 365 Fenster, jedes Stockwerk hat 31 Räume und 24 Prunkräume mit 52 Fenstern.

Im Anschluss an den zweiten entsteht der "dritte Sack", der durch die Sackbastei und das 3. Sacktor nach Norden abgeschlossen ist.

Eggenberg Eggenberg Eggenberg Planetensaal
Ein vom flämischen Architekten Laurenz van der Sype begonnener und vom in Graz geborenen Radierer Wenzel Hollar vollendeter Kupferstich mit dem Titel "GRAECIUM VULGO GRATZ METROPOLIS STYRIAE" zeigt, vom Süden aus gesehen, in Vogelschauperspektive die befestigte Stadt Graz mit ihren Vorstädten. 1626 Gratz

1629 endet der landesfürstlich anerkannte Protestantismus, alle evangelischen Gegenschriften müssen im Ausland gedruckt und verlegt werden.

Aus Dankbarkeit für seinen Sieg am Weißen Berg stiftet Kaiser Ferdinand II. den Karmelitern das Kloster zum hl. Josef am Karmeliterplatz.

Errichtung des dritten Sacktores.

1629

Karmeliterkloster

 

Die Freiherren der Attems werden in Graz in den Reichsgrafenstand erhoben. 1630  
Der in Ranten geborene Reiseschriftsteller Martin Zeiller (1589-1662) schreibt in seinem "Itinerarium Germaniae - Teutsches Reyßbuch durch Hoch und NiderTeutschland": "In den alten Stiftsbrieffen wird diese Stadt Beyrisch-Grätz oder Gränitz genannt, zum Unterschied der Stadt Windischgrätz oder Gränitz, so auch in diesem Lande lieget. Sie ist zwar nicht so groß, aber schön und wol erbaut, und hat schöne und große Vorstädte, und ein schönes wol erbautes Land herum. In dem Wasser Muer ligt sie nach der Länge, und ben, hernach ziehet sie sich etwasgegen dem Berge. Ist ziemlich fest und mit einem Wallund Bollwerken auch schönen festen Thoren, versehen. Sonderlich aber wird das obere Schloß, so hochliget, fast für unüberwindlich gehalten: weilen solche Vestung auf einemBerg, so um und um frey, und felsicht ist, und dem gantzenLand herum gebieten kann. Und ist diese Stadt heutigesTags die Hauptstadt in ganz Steyer, allda auch die Landschaft ihr Land- Haus- und Einnehmer Ampt hat, und die Landtäge alhier angestellet werden. So ist auch da dieInner-Österreichische Regierung, dahin alle Apellationes auß Steyer, Kärnden, Crain, Windischen Marck, und Görtz gehen: Dahero stets ein grosser Adel da wohnet, auch jährlichzzween fürnehme Märckte, oder Messen, zu Mittfasten, und S. Aegidii, deren jeder vierzehen Tage währet, alhiegehalten werden. Der Wein Wachs und Getreidebau ist noch hierum so stattlich nicht, dieweil sich erst die Berge oberhalb anheben voneinander zu thun, darunter dann der Schöckel, oder Desacus, der höchste ist. Und wird unter der Stadt das Feld, so man von der Stadt das Grätzer-Feld nennet, je länger je weiter. Ich hab damahls, und folgender Zeit, zu Grätz nachfolgende Sachen gesehen: und erstlich zwar an Kirchen, 1. beym Eisenthor die Pfarrkirch, zum heiligen Blut genant, darinn ein schöner Altar. 2. Neben der Stadtmauer hin auf kommt man zu einem vornehmen Nonnenkloster, und dar 3. zur Burg- oder S. Aegidiikirche, welche derzeit die Jesuiter innen haben. Hat von aussen ein geringes Ansehen: inwendig ist sie aber aufs Herrlichste, sonderlich aber mit drey schönen, und grossen vergüldeten Altären, gezieret, in welchen Requien von S. Martino und S. Vicencitio seyn sollen. Darüber ist des heiligen Ignatii Loyolae Bildnuß sehr künstlich gemahlet, und mit Steinen versetzt. Auf der andern Seite seyn die Reliquiae S. Maxentiae, und der Arm von S. Agatha, alle in zweyen marmorsteinernen (!) Särgen, und über diesen letztem ist die Bildnuß S. Francisci, so mit dem H. Ignatio, ihres Ordens Stifter, neulich in die Zahl der Heyligen ist gesetzt worden, auch mit Steinen gezieret. Hinten daran hat man eine schöne runde Kirche Kirche mit 3 Thürmen, auf Italienische Art, vor die fürstl. Begräbnusse erbaut, in welcher albereit ihrer Kayserl. May. Ferd. II. erste Gemahlin, Maria Anna, eine gebohrne Hertz. von Beyern, neben der ältesten Herrn Sohn, Herrn Joh. Carolo, ruhet. Gegen gedachter S. Aegidii-Kirchen, so hoch liget, über haben die Jesuiter ein ansehnliches Collegium, daran ihr Conviet und unterschiedliche Schulen seyn. Hab, nach Mönchen, dergleichen, meines Wissens, vorhin nicht gesehen. Sie haben eine öffentliche und privilegirte hohe Schul, und einen ansehnl. Saal, darinnen Doctores pflegen gemacht, und andere actuspublici celebrirt zu werden. Es ist eine große Freqwenz alda von Studenten. 4. Bey dem Muerthor ist vorhin der Lutherischen Kirch und Gymnasium, die Stift genannt, gewesen, so zu einer schönen Kirchen, und zu einem daranstoßenden Nonnenkloster S. Clarae gemacht worden. Auf der andern Seite des Thores, auch gegen der Muer, haben 5. die Franziskaner ein schönes Kloster. Außer demselben Thor in der Vorstadt, haben &. die Fratres Misericordiae oder die Heilbrüder, ihre Wohnung, in welcher Kirche 14 Bette vor die Kranken stehen, denen sie Fleißig abwarten. In dem Garten siehet man die Bildnuß ihres Ordens Stifters, nehmlich Johannes Die so zu Zeiten des Ignatii Loyolae soll gelebt haben. Besser hinaus ist das Bürger-Spital, und gegenüber 7. S. Andrae Kirche und Freud-Hof, oder Gottes-Acker, in welchem viel Lutherische Herren, Frauen und Fräulein begraben ligen, und ihreEpiaphia haben: unter welchen ich ein Teutsches gesehen habe. Vor dem Sackthor wohnen 8. die Monoriten, und vor dem Pauliner Thor haben die Kapuziner ihr Kloster. Zum Andern, von andern Gebäuden hab ich alhie besichtigt 1. Die Burg oder fürstliche Residentz in der Stadt, nahend der Jesuiten Kirchen, darin ihre Kaeyserliche Majestät vor diesem hofgehalten. Der Bibliothecarius hat mich in die fürstliche Bibliothecam geführet, so in zweyen Zimmern. In dem ersten hat es ein schönes Uhr Werk. In dem andern seyn etliche geschriebne und denckwürdige Sachen vom Haus Österreich, und darunter eins Folio, darin zugleich die Wappen derjenigen, so von Anfang hero, biß auf unsere Zeit, und also über die 3000 Jahr, Österreich und Steyer sollen regiert haben. Der Gang, oder die Gallerie, darvor ist mit alten Gemäldenvon Keysers Caroli V. Thaten geziert. Gleich daran ist diefürstliche Kunst-Kammer, in welche ich aber nicht kommenkönnen, wiewol obgemeldter Jesuit für mich angehalten, und sich was über die Incivilitet desjenigen, so darzu den Schlüssel hatte, alterirt hat. Soviel ich von aussen durch die Fenster hinein sehen können, so ist es ein weitläuffiges großes Wesen: und sagte mir der Pater, daß etliche heidnische Götter darinnen, so die Amerikaner angebehtet haben, welche aus Hispania dahin gebracht worden seyn. Nahend dieser Burg ist das fürstliche Zeughaus. So haben auch die hochlöblichen Landstände in dero ansehnlich erbautem Landhause, in der Herrengasse gelegen, ein Zeughaus, welches mit großen Stücken, Rüstungen und Munition ziemlich versehen: aber Schad ist es, daß alles so eng beysammen sein und übereinander ligen muß. Drittens hab ich obgedachte Vestung, oder das Ober-Schloß, auf gnädige Eerlaubnuß des Herrn Burg-Grafens, Herrn Sigmunden Gällers, Freyherrn, seliger Gedächtnuß zu sehen bekommen, so eine Zeit hero, wie auch die Stadt selbsten, an unterschiedlichen Ohrten, etwas mehr als zuvor gewesen, fortificirt worden. Es seyn in diesem Schloß stets in die 60 Soldaten, und ist solches mit allem wol versehen: hat bey die 100 kleine und große Stücke, darunter die zwey grössesten, eins ein Türckisches, das andere so 1529 gemacht worden, welches die Türcken schon einmahl in ihrer Gewalt gehabt, und die Bildnuß Christi darauf zerstümpelt haben. In einem Thurn hab ich das Horn gesehen, welches man alle Morgen und Abend treten thut, so von vielen Pfeiffen gemacht ist. In einem andern Thurn hangt die große Bethglocke, so die alte Ertzhertz. dahin verordnet hat, die alle Morgen um 7 Uhr geläutet wird. Es hat dieses Schloß eine große Weite, und etliche Plätze, innen. Ist auch da eine Capelle für die Soldaten darbey ein Stück von einem Elephantenkopf gewiesen wird. Es hat auch etliche Roß- und Handmühlen: item einen sehr tiefen Brunnen , darauß man den Widerhall artig hört, der ist stets beschlossen, dami man solchen Nothfall rein und sauber haben könne. Unten in der Stadt bey dem fürstl Marstall war damals ein Tygerthier zu sehen. H. Georg Gäller, Freyherr und Kriegs-Rechts Präsident tc. alda, hat eine herrliche Bibliothec von allerhand unterschiedlicher Faculteten Büchern in 2 Zimmern, dergleichen bey einem Herr Dieses Lands vielleicht nicht wird zu finden seyn, so wol zu sehen. Das Hasenhaus zu Grätz ist schöner, als das zu Wien, und seyn alhie der Hasen unterschiedl. Aufzüge, und Haushaltungen, ordentlicher, als an jenem, abgetheilet; welches abermahl vor die fürwitzigen gesetzt wird, damit sie nicht, daß etwas vergessen worden, sonderlich an Wahrzeichen, zu klagen haben.“ 1632 Martin Zeiller

Ein von den, seit 1588 bei der Stiegenkirche ansässigen Augustinereremiten gemachter Fund von „nicht wenigen Menschenknochen“ erhärtet die Meinung, dass sie St. Pauluskirche "auf der Stiege" die ursprünglich erste Grazer Pfarrkirche war.

Am 11. März trifft der sächsische Ritter Georg Christoph von Neitzschitz per Schiff in Graz ein. In seinem Handbuch vermerkt er über Graz folgendes: "Dies Festung liegt auf einem Felsen, der Höhe nach der zu Preßburg in Ungarn fast gleich erbaut, ist überaus fest und stark, hat vil Pasteyen und war dieser Zeit mit 100 Soldaten besetzt. Oben sind drey Brunnen, davon einer sein Wasser aus der Mur, so unten vorbey fleußt , hat, ist so tieff, daß man wohl gar ein Vater unser ausbethen kann, ehe ein Stein hin abfallet. Gegen der Stat ist der Felß gar, auf der andern Seite aber, wo er ans Land hänget, ist er vom Lande mit einer tieffen Krufft abgeschnitten. Oben auf dem Wall stehen in dreyen Wachhäusern, an beiden Ecken und in der Mitten Soldaten, welche offt die Uhr schlägt, ein jeglicher eine Glocke anziehen, die flugs bey ihm im Wachthause hänget, und einen Lösungs-Schrey thun muß, also daß sobald der eine nur den Mund zuthut, der andere flugs mit seiner Glocke und Geschrey antwortet. Unten liegt die Stadt Grätz, welche die Hauptstadt und Residentz der Ertz-Hertzogen von Österreich in Nieder Steuermarck und ziemlich groß und wohl erbauet ist, also daß man gleichwohl eine Stunde haben muß, wenn man herumgehen will. Due Muer fleußt gar nahe beyhin, würüber eine lange Brücke in der Vorstadt gehet, auf welcher in die fünffzehen Krahm Laden sind. Unterm Schlosse ist ein Thiergarten, in welchem diesmal Tammhirsche giengen. Um die Stadt umher sind acht Pasteyen von gebranten Steinen, wie auch die Stadtmauer von solchen Steinen ist. Auf den Pasteyen stunden diesmal 36 Stücke alle mit Dächern besonders verwahret, und hat die Stadt vier Thore: Das Sack.Thor, an welchem wir bey unserer Dahinkunftt vorbey gefeahren, und ist dreyfach, das Unter- Mittel- und Ober Sack-Thor. Das Ober ist bey dem Muer Thor, hernach ist wieder noch ein Muerthor ausserhalb bey der Pastey; Das andere Stadt Thor ist das Eisen-Thor ist sehr fest und gantz mit Eisen beschlagen: Das dritte ist das Pauls-Thor, deren auch 2 hinter einander, eins aussen, das andere innen. Der Graben ist tieff hat aber kein Wasser, außgenommen bey dem ersten Muer-Thor bis an das Eisen-Thor. Das eusserste Sackthor ist von der Festung ab mit einer Mauer umschlossen, wie auch das Pauls-Thor. Damals war Jahrmarckt allda welcher drey Wochen währet und darft sich in der Zeit niemand schlagen bey hoher Straffe. Sobald aber der Marckt wirder außgeläutet ist mag einer kühnlich seine revange suchen."

Mehrmals, 1633/34 und 1645, grassiert der aus Ungarn eingeschleppte "Schwarze Tod" in Graz.
Ein Stich von Daniel Manasser zeigt eine übersteigerte Grazer Turmlandschaft.

1633 1634.Graz

Kaiser Ferdinand III. (1608-1657) wird am 13. Juli 1608 in Graz als Ferdinand Ernst, Erzherzog von Österreich, geboren. Von 1637 bis zu seinem Tode 1657 ist er römisch-deutscher Kaiser, überlässt aber in späteren Jahren die Staatsgeschäfte weitgehend dem ebenfalls in Graz geborenen Graf Maximilian von und zu Trauttmansdorf.

1637 Ferdinand.III. Trauttmansdorff
Nach Plänen des Tessiner Baumeister Antonio Solari wird an Stelle des Radmanndorf'schen Hauses das neue, füngeschossige Zeughaus errichtet, in dem die Ausrüstung für 16.000 Mann Platz findet. Die Nischenfiguren neben dem Eingang zeigen Mars und Minerva.

Veit aus der Scharfrichterfamilie der Mosers übt als Freimann in Graz den unehrenhaften Beruf des Henkers aus. Er wohnt nahe der Stadtmauer im Reck- oder Marterturm (Ecke Rauber- Kaiserfeldgasse), in dem sich auch die Folterkammer befindet.
1642 Zeughaus Zeughaus Henkerhaus

Schreiben an Kaiser Ferdinand III.: "Dem Allerdurchlauchtigsten Großmächtigsten und überwürdlichsten Fürsten und derer Herrn Ferdinandoden Dritten Erwehlten Römischen Kayßer zu allen Zeiten mehrerndes Reichs in Germanien, zu Hungarn, Bohaimb, Dalmatien, Croatien und Slawonien König, Erzherzogen zu Österreich und Kärndten, Herzogen zu Burgundt, Steyer, Krain und Württenberg, in Ober- und nider Schlesien Markgraven Zu Mähren, in Ober- und nider Lausnig, Graven Zu Herb Pürg, Tyrol und Görz. Unserem allergnedigsten Herrn und Erblandtsfürsten. Gr: 1. April 1648"

Graf Dietrichstein stiftet auf dem von Gräfin Kinsky geschenkten Grund den Kapuzinern einen, dem hl. Johann Baptist geweihten Klosterneubau am Graben (heutige Grabenkirche). Gleichzeitig gestattet Christoph Freiherr von Eibiswald den Brüdern am Mühlgang die Errichtung einer Tuchwalke, mit der sie alle Kapuzinerklöster Innerösterreichs mit Kleidung versorgen.

1648 Schreiben an Kaiser Ferdinand III.
Errichtung des Hainrichperg'schen Bürgerhauses (seit 1887 Bärenapotheke) in der Herrengasse mit einer lebensgroßen Sandsteinstatue der Madonna mit Kind. 1650  
Der Herrschaftssitz der Rosenberger, der palaisartige "Rosenhof" (später "Rosenegg"), wird von den Jesuiten als Sommerrefektorium übernommen. 1654 Jesuitenrefektorium Rosenhof
Grundriss der steirischen Hauptstadt mit ihrem noch immer fortifikatorischen Zustand.
1657 Graz.Grundriss
Nahe bei Graz, in Hirtenfeld, wird 1660 der Komponist Johann Joseph Fux geboren. Nach seinem Studium an der Universität in Graz wird er in Wien Hofcompositeur, Kapellmeister im Stephansdom und Musikdirektor am Kaiserhof. 1660 Fux
Im Zuge des Ausbaues von Graz zu einer mächtigen Stadtfestung mit einem Festungring von 10 Bastionen und einem Stadtgraben wird zur nötigen Sturmfreiheit die Schaffung eines von Häusern und Gärten freien Raumes, eines Glacis, notwendig. Ganze Häuserreihen der Grazer Vorstadt werden dem Erdboden gleich gemacht.

1663

 

Graf Raimund Montecuccoli kann bei Mogersdorf einen neuerlichen Vorstoß der aus Ungarn anrückenden osmanischen "Renner und Brenner" gegen die Steiermark stoppen.

1664

Montecuccoli Mogersdorf

Der Soldat und Reiseberichterstatter Matthias Puel aus Steyr schreibt in seinem unter dem Titel „Itinerarium thalassicum das ist: Newe Raiß- und Meeresbeschreibung“ herausgegeben Buch über Graz von: "wolgestalten und familiaren Weibsbildern. ... Es hat sich in Graz noch kein eigener Volkscharakter ausgebildet, wie z.B. in Wien; doch ist der gemeine Mann, der Masse nach, mehr ernsten Sinnes, wenig lebhaften Temperaments und ziemlich gleichmütig. Er geht mit klarem Verstande, ohne hitzige übertreibung gerade auf sein Ziel los, ist gutmütig, offen und ehrlich, obwohl er diese Eigenschaften nicht zur Schau trägt. Der Körperbau der Bewohner ist mittelgroß, kräftig, untersetzt, ihr Knochensystem vorzüglich entwickelt, das Gesicht rundlich, die Nase selten gebogen, der Hals etwas dick, der Brustkorb breit und gewölbt. Die körperliche Entwicklung geht jedoch ziemlich langsam vor sich und 20jährige junge Leute haben bei der Rekrutierung sehr häufig noch nicht das Normalmaß. Mangel an gehöriger Entwicklung und unheilbarer, gewöhnlich kleiner Kropf sind die Hauptgebrechen. Ein großes Kompliment machten die Fremden in früheren Zeiten dem weiblichen Geschlecht in Graz und ein zur Zeit der Invasion in Graz weilender Franzose verstieg sich zu folgendem geistreichen Calembourg: 'C'est la ville des Graces sur la riviere de l'amour.' Im großen und ganzen jedoch vermißt man seit Dezennien bei dem weiblichen Geschlechte jene Frische, Zartheit und ein lebhaftes Incarnat des Teints, das einen Teil weiblicher Schönheit bildet. ... Der Menschenschlag im Bezirk Graz Umgebung, besonders an der rechten Murseite ist im Allgemeinen ziemlich schön, groß, gesund, kräftig, das Volk ist intelligent und sehr arbeitsam. An der linken Murseite kömmen Kröpfe nicht selten vor, jedoch keine Kretinen."

1666

 

Nachdem den durch Graf von Herberstein gerufenen Augustiner-Barfüßern von der Regierung in der Leonhardstraße ein Klosterbau verboten wird, ziehen sie zum Münzgraben und errichten dort ihr Kloster. Hier wirkt auch der berühmte Barockprediger Abraham a Santa Clara, der 1680 auf dem Hauptplatz seine berühmte Predigt hält: "In dem Dantz seynd die Weiber ganz närisch, im Dantz gantz frech, im Dantz gantz ausgelassen, im Dantz gantz unverschämt, im Dantz gantz gail, im Dantz gantz vermessen, im Dantz gantz erhitzt, im Dantz gantz resolut, im Dantz gantz offentherzig, im Dantz gantz verhurt."

1670

Abraham.a.Santa.Clara

Eine gemeinsame Verschwörung von steirischen Adeligen und ungarischen Fürsten gegen die Habsburger wird aufgedeckt und der 37jährige Landesstatthalter Graf Erasmus von Tattenbach öffentlich vor dem Grazer Rathaus geköpft. Dies gelingt dem Henker erst im dritten Versuch.

Im Sack von Graz bricht eine Feuersbrunst aus.

1671

Tattenbach Graf Tattenbach Sackbrand

Mit der Heirat von Kaiser Leopold I. ("Türkenpoldl"1640-1705) und Claudia Felicitas, der Tochter des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol, am 14. Oktober erlebt Graz eine Glanzhochzeit: Nach einem festliche Einzug am Vorabend ins beleuchtete Graz, wird tags darauf das Brautpaar in Begleitung von 90 Kutschen zur Hofkirche St. Egidy gefahren, wo der päpstliche Nuntius in Anwesenheit von 18 Bischöfen die Trauung vollzieht. "Aller Schmuck war Hochfürstlich, war Königlich, die Räume von Stuckethor=Arbeit als mit weissen Alabaster überzogen, welche zum theil umbher vergultet, innwendig aber mit den allertrefflichsten Gemählten außgeziehret waren, deren Köstlichkeit und Kunst alles übrige bey weitem übertraff." (ein Chronist)

1673

Leopold.I. Claudia.Felicitas 1674.Graz

Der Kapuzinerprediger Amandus von Grätz wird in der Zeit zwischen 1675 und 1689 dreimal Guardian des Antoniusklosters neben dem Paulustor. 1675  

Sigmund Ludwig Khuenburg lässt 1676 in der Sackstraße ein nach ihm benanntes Palais errichten, in welchem 1863 Erzherzog Karl Ludwig und seine Frau Prinzessin Maria Annunziata Quartier nehmen und am18. Dezember Thronfolger Franz Ferdinand das Licht der Welt erblickt.

Der Legende nach stand bereits Mitte des 15. Jahrhunderts auf dem Purnberg (pur) eine kleine Kapelle mit dem Namen "Heiligenkreuz zum Landestrost", weil in ihr ein Splitter des Christuskreuzes aufbewahrt war. Als dann 1480 die Türken die Kirche nieder brannten, erbaut 1676 Freiherr von Wilfersdorf am bereits 1616 beglaubigten Burgberg (Purberg) wieder ein Schlössl mit einer Kapelle für die Hl. Anna und den Hl. Joachim, in der er eine vom Stift Rein stammende Muttergottesstatue aufstellen lässt.

1676 Palais Khuenburg Purberg
Eine Notiz in Peinlichs „Geschichte des Kollegiums“ (1678) erwähnt, dass in der Jesuitenkirche unter der ganzen Länge des Kirchenchores eine Gruft mit 120 Grabstellen für die Jesuiten erbaut und die ganze Kirche neu mit Marmor gepflastert wird.
Bei späteren Ausgrabungen fanden sich in den links und rechts vom Mittelgang befindlichen, vorne mit Ziegelsteinen zugemauerten Grabhöhlungen 4 goldene calices (Büchsen) mit den Herzen von Fürsten. Restliche Gebeine füllen ein unten in der Mitte befindliches Sammelgewölbe.
1678  
Der in Basel geborene und in Frankfurt am Main ansässige Kupferstecher Matthäus Merian verlegt zusammen mit seinen beiden Söhnen Matthäus d. J. und Caspar ab 1624 die "Topographia Germaniae". Dieses größte Werk der damaligen Zeit umfasst schlussendlich 30 Bänden mit Kupferstichen von insgesamt 2142 Ortansichten. Darin enthalten auch die 1679 erschienene "Topographia Provinciarum Austriacarum", zu der Martin Zeiller die Texte verfasste: "Diese Statt / so das Haupt deß gantzen Landes / sonsten aber in Unter-Steyer / an dem Hauptfluß der Muer / gelegen ist / In den alten Stifftsbrieffen wird diese Statt Bayrisch Grätz geheissen; wiewol solchen Nahmen für Windisch hält / als der ins gemein eine Statt / oder Burg bedeute; Es ist zwar Grätz kein grosse / aber schön und wol erbaute Statt / so feine grosse Vorstätte / und ein hüpsches wolgebautes Land herum hat. An dem besagten Wasser der Muer liegt sie nach der Länge / und eben / hernach ziehet sie sich etwas gegen dem Berg. Ist zimlich fest / und mit einem Wahl / und den Bollwercken / auch schönen starcken Thoren versehen. Sonderlich aber wird das Obere Schloß / so hoch auff einem Berg lieget / der um und um frey / und felßechtig ist / und dem gantzen Land herum gebieten kan / fast für unüberwindlich gehalten." 1679 Graetz
Mit dem Amtsantritt von Landeshauptmann Georg Christian von Saurau bricht in Graz neuerlich die Pest aus: Ein fremder Flößer stirbt in der Murvorstadt mit hohem Fieber und schwarzen Beulen in den Achselhöhlen. Und obwohl die Stadttore geschlossen sind, breitet sich die Seuche auch in der Stadt aus. Die Grazer rufen die Heiligen an, halten Prozessionen ab und errichten sogenannte Pestsäulen. Vier Jahre lang wütet der "Schwarze Tod", fast ein Drittel der Einwohner der Stadt erliegt der Seuche. Die insgesamt 5000 Personen werden in Pestgruben bestattet.

1680

Pestmaske

Der gebürtige Tiroler Priester und Topograf Georg Matthäus Vischer ist von 1673 bis 1684 in der Steiermark tätig, wo er 1681 sein mit 463 Kupferstichen bestücktes Hauptwerk, die "TOPOGRAPHIA DUCATUS STYRIAE", herausgib ("Graz Die Haubt statt in Hertzogtum Steyer", "Gratz die Haubt-Statt in Steyermarck", "Die Haubt Vestung vnd Statt Graetz wie Sie denen aus Krabatten vnd windischen Marckh Kommenden zu sehen vor Kombt", "Die Haubt Vestung Graetz wie sie denen von wienn vnd Salzburg Komenden sich erzeiget". 1681 Georg Matthäus Vischer Matthäus Vischer
Merian Gratz Gratz Vischer Vischer

Mit den Türken verbündete Kuruzzen brandschatzen und verheeren das Grenzgebiet im Osten.

1683

 

Graf Sigmund Joachim Trautmannsdorf, der wegen einer Erbschaftsangelegenheit in Graz weilt, berichtet in seinem Tagebuch: „Den 1. October 1684 langte ich Mittags in Gräz an und logirte im guldenen Hasen ein. … Alsdann gieng ich bei den Franziskanern Messe hören, nach dem Essen besuchte ich etliche Cavaliere und Abends die Gräfin von Rindsmaul, die im Kindbette lag.Den 3. Vormittag gieng ich vor das Thor spazieren, aß zu Mittag bei dem H. Kammerpräsidenten Graf Franz von Dietrichstein, allwo ich noch Mittag eine Zeitlang spielte; gegen Abend gieng ich die Gräfin von Purgstall besuchen, so im Kindbette lag, allwo die Zeit auch mit Spielen verzehrt wurde. Den 4. Vormittag besuchte mich Graf Carl von Saurau, ich fuhr als dann in die Kirchen und im Herausgehen übergab ich dem H. Landeshauptmann ein Memorial wegen der Einantwortung des Gutes Trautenfels. Nach dem Essen besuchte ich meine Basin die Gräfin Trautmannsdorf, und am Abend spielte ich bei Graf Rindsmaul a l’hombre. Den 5. zu Mittag aß Baron Malovetz bei mir; nach dem Essen besuchte mich Graf von Saurau mit dem ich vor die Stadt spazieren fuhr, und Abends spielte ich bei Graf Sigismund von Stubenberg. Den 6. ging ich Vormittag vor das Murthor spazieren; Dann ging ich vor das Thor Lerchen schießen und spielte Abends bei Graf Rindsmaul à l’hombre. Den 7. kam H. Johann Franz Niderl zu mir, welcher mir wegen der Weingärten in Luttenberg und Radkersburg Bericht gab; alsdann früstückte ich und ritt diesen Tag noch 3 Posten bis Bruck an der Mur, allwo ich über Nacht blieb.“

1684  
Der berümte Barockbaumeister, Johann Bernhard Fischer von Erlach, wird am 20. Juli 1656 in Graz geboren und erlernt bis 1670 das Handwerk des Bildauers von seinem Vater Johann Baptist Fischer sowie dessen Lehrherrn Sebastian Erlacher. Mit 14 Jahren bricht er zu einem Studienaufenthalt nach Rom auf. 1686 zurückgekehrt, vollendet er im Auftrag von Kaiser Leopold I. mit dem Hochaltar und der Stukkatur das Mausoleum Kaiser Ferdinands II., ehe er nach Wien weiterzieht, um dort das Schloss Schönbrunn und die Karlskirche zu erbauen. 1686 Fischer von Erlach Mausoleum

"Blödsinnige und halbnärrische gibt es in der Stadt Grätz und ihrer Gegend gar nicht selten. Diese Geschöpfe - ein Mittelding zwischen Mensch und Vieh - werden hier Troteln, Tapeln oder Talken genannt. Der Boden, auf dem sie vorzüglich Gedeihen finden, ist der Grätzbache. Fast jedes Haus hat einen blödsinnigen Sohn oder eine halbnärrische Tochter aufzuweisen. In manchen findet man gar 3 Troteln, die bis an ihr Ende den vollkommenen Gebrauch der Vernunft nicht erhalten. Viele davon sind ganz stumm, andere reden zwar etwas, oder bellen und krähen vielmehr, aber so unartikuliert, daß sie selbst von ihren eigenen Eltern nicht verstanden werden." (Skitze von Grätz)
Auf Betreiben der Stifterin Gräfin Maria Theresia von Wagensperg, geb. Liechtenstein, kommen am 19. Oktober aus Düren drei Schwestern (Maria Clara Haß,Maria Josepha de Rupe, Maria Anna Vettweiß) in die Grazer Vorstadt und gründen das Kloster zum hl. Laurenz und Krankenhaus der Elisabethinen.

1690

Graz BamherzigenspitalElisabethinenspital

Von 1692 bis 1693 bereist der 23jährige bairische Bildhauergeselle Franz Ferdinand Ertinger aus Immenstadt auch die Steiermark: „Gräz, die Haubtstadt des Herzogtmbs Steiermarckh hatte vor uralten Zeiten den Nahmen Florena geführt, nachgehent wurde sie Sauana genandt; als sie aber von den hunischen Diranen Attila von Grundt aus zerstert worden, ist ihr auff windischer Sprach der Nahmen Graz beygelegt worden, welches so viel als eine Stadt haist. Solche ligt an dem Fluß Mur, ist an sich selbst zwahr nicht übrig groß, ist aber schen, lustig und wohl gebaut, auch ziemlich fest mit einem gemauerten Wahl und Bohlwerkh, auch vesten Thoren, deren an der Zahl 5, als da ist das Murdohr, neudor, Eisendor, Paulusdor und dann Sackdor wohl versehen. Die Stadt zieht sich in die Runde an einem freien felsigen Berge herumb und ligt auf erwhntem Berg ein vor menschlichen Augen unüpberwindliches Schloß und man nur auf einem Wege in das Schloß kommen kann, welches der Statt zum Schutz gedeihen kann, und ist vohrmals, ehe solches also befestigt worden, der Türckh ein ganzes Jahr davor gelegen, doch ohnverrichter Sachen mit Spott davon abziehen müssen. Ich bin dreimahl in solche Realvestung eingelassen worden, ist mit einem kaisserlichen Comendanten und Besatzung belegt, geht ein verborgener Gang nach der Stadt herunder in die landtsfürstliche Burg., darinen unser allerdurchlauchtigster, glorwürdigster, höchst löblich regierenter römischer Kaisser Leopoldus Magnus sein anderes Beylager mit Claudia Felicitas Erzherzoging aus Österreich den 15. October a. 1673 gehalten. Ohnfern der Burg steht das landtsfürstliche Zeughaus, wie auch das Münzhaus, dann in der Herrengassen ist zu sehen das Landschaft Zeughaus, daranaußerhalb Mars Gott des Kriegs und die Göttin Pallas weit überlebensgroß und eine von den besten Statuen in Graz. Gleich daran ist das Landthaus, allwo ein Präsident, Landtshauptmann und Marschall nebst anderen Landtherrn und gräfflichen Standtpersonen consolieren und Rath halten. Dann auf dem großen Plaz, allwo man zu Ehren der Allerhayligsten Dreyfaltigkeit eine Säule sambt den allerhayligsten Personen in Feur vergult, dann unden herumb auf einer Gallerie die Statt-. und Pestpatronen von Sandstein zu sehen hat, steht das Rathaus, darin die vorgesetzte Rathsherren und Burgermaister ihre Zusammenkunfft und Rath halten, jeoch wird allzeit ein Graff als Statthalter über sie gesetzt. Im entfernten Rathhaus ist den 11. November a. 1671 der Graff Dattenbach seines Verbrechens halber und zwahr mit ohnglückhlichen Straichen enthaupt worden. Anbelangend die Klöster und Gottshäuser als ist erstlich zu sehen in der Statt das Jesuitten Collegium, allwo das Studium und Dabey die Universitä und in deren Kirch neben anderen Künsten ist ein Salvator Peter und Paulus lebengroß von dem kunstberiembten Bildhauer Spindlbaur zu sehen; dann ist das schene Gottshaus und Kloster der Herren P.P. Carmeliteran zu sehen; dann an dem Schloßberg ein feines Capuziner Closter und zierlicher Garten, wie dann auch in der Sporergassen das Closter der Eremitarum ordinis s. Augustini. Dann in den ersten Sackh die Ursulinen, dann bei dem Murthor das Franziscanerkloster, wie auch gegenüber dero Ordensklosterfrauen dem hayl. Geist, dann gleich außerhalb in dem Kälber-Viertl das gesperte Closter und schene Kirch der Carmeliter Closterfrauen, in welchem Hochalldarbladt des kunstberiehmten Mahlers Johann Adam Weiskirchner Handt wohl zu sehen. Dann ist in der Herrengassen die Pfahrkirch und Stift, dann ohnfern davon ist das Clösterl, allwo die Dominikaner Ordens Closterfrauen wohnen. Aus der Statt geht man über die Murbruckh in die sogenannte Murvorstatt, welche Schenheit und Größe halber eine Statt zu vergleichen, weillen viel gräfflichen Palatium, Lust- und Gottsheuser darin stehen. Sie prangt auch mit dreyen Clöstern, als da ist das Minoriten Closter und die schene Maria Hilffskirchen, welche eine schene Faciata hat, auf italienische Manier erbaut; es ist das künstliche Hochaltarbladt darinnen die gnadenreiche Himmelfahrt Mariae abgebildet wohl zu sehen, bey welchem viel Mirackhel und Wunderzaichen geschehen, aber solches Bladt nur zu hohen Festen öffentlich gesehen wirdt. Das ander ist der Herren P.P. Domincaner neuerbautes Kloster und schene Kirch. Das drite der Frater Misericordiae, welche die Kranckhen auswarten und ein Hospitaln mit vielen Bettstatten bestellet haben. Deren Ordenfundator ist der heil. Johannes Dey, in deren Kirch, darin ein Krucifix, so der Kunst halber wert zu sehen, steht die lauretanische Capelle, allwo alle Wochen große Gnaden und Abläß zu erhalten sein. Außerhalb der Vorstatt, eine halbe Stundt durch lustigen Spaziergang weiter hinaus an dem Weingebirg steht des Fürsten Stammenhaus Eggenberg, ist ein neues Schloß unter den alten erbaut, ist mit einem tiefen Graben, darin wilde Schweine, umgeben. In diesem Schloß gibt es auch fürstliche Gemächer und schene Wohnungen darin vohler kunstreicher Mallereyen und anderer Zihrlichkeiten. In einer andern Vorstatt, der Münzgraben genannt, ist ein Augustiner Barfüßer Closter, welches ein schens und ganz neu erbautes Closter und sehenswerter Kirch. Diese Vorstatt ist mehrist von gemeinen Leithen bewohnt. In der dritten Vorstatt Graben in dem Weingebiet ist noch ein ganz neuerbautes Closter S. Francisci Ordens. Es steht ohnfern davon eine uralte Johaniter Ritter Ordens Kirch, welche die ältiste in ganz Graz sein soll. Allhier in dieser Statt habe ich bey Herrn Johann Baptist Fischer bürgerlicher Bildhauer in dem Judengässel vierzehn Dag in Arbeit zugebracht.“

1693  
Der Jesuit  und Professor der Ethik und Philosophie an der Grazer Universität Dr. Johann Macher verfasst mit seinem Werk „Graecium inclyti ducatus Styriae metropolis topographice descriptum“ die erste genaue geschichtlichlich-topografische Darstellung von Graz. In der Druckerei „Widmanstetters Erben“ in Folio erschienen, schildert er auf 90 Seiten in 4 Büchern und insgesamt 20 Kapiteln die Stadt samt Schloßberg, öffentlichen Gebäuden und Umgebung, versehen mit 11 Stichen von den Kupferstechern Trost, Pfeffel, Engelbrecht, Hoffmann und Hermundt.
Viele der von Merian verfertigten Ansichten werden von dem aus Bayern stammenden und von 1677 bis 1708 in Graz lebenden Andreas Trost in Kupfer nachgestochen.
1699 Graz Trost
Ignaz Maria Graf von Attems lässt sich an Stelle von sechs Bürgerhäusern und des ersten Sacktores in der Sackstraße 17 sein Barockpalais durch die Architekten Joachim und Andreas Stengg erbauen. 1702 Palais.Attems Palais Attems

Joseph I.(1678-1711), ältester Sohn Leopolds I., wird Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

1705
Der Barockbaumeister Joseph Stengg erweiter für Leopold von Stubenberg den ehemaligen Sommersitz des päpstlichen Nuntius Malaspina, das Meerscheinschlössl (Mozartgasse), zu einem kleinen Barockschloss (auch "Grazer Versailles" genannt), dessen Schlosspark bis zum Paulustor reicht. 1707 Meerscheinschlössl
Der Bankier Johann Adam Weiß errichtet sich am Hauptplatz ein Haus. 1710  

Von 1703 an legen die Kuruzzen in mehreren Angriffswellen das Grenzland in Schutt und Asche, bis schließlich mit dem Friedenschluss am 29. April 1711 die Ungarn-Gefahr gebannt ist.

Der Wittelsbacher Karl Albrecht, späterer Kurfürst von Bayern und schließlich Kaiser Karl VII., wird als Jugendlicher zwischen 1711 und 1715 in Graz unterrichtet und erzogen.

1711

Karoly Kaiser Karl VII.

Aufgrund der vielen Pilger wird 1711 das Purberg-Schlößl als Wallfahrtsort anerkannt und es erfolgt 1714 der Baubeginn der barocken Wallfahrtskirche Mariatrost nach Plänen von Andreas und Johann Georg Stengg. 1714 Mariatrost
Im Bereich der Grabenstraße steigt die Bewohnerzahl so stark an, dass ein neues Viertel mit dem Namen "Graben" geschaffen wird.

1722

Graecium Graecium

Der kunstsinnige Karl VI. (1685-1740) ist der letzte Kaiser, dem die steirischen Stände am 6. Juli in Graz eine Erbhuldigung (Anerkennung eines neuen Landesfürsten durch die Stände der Geistlichkeit, des Adels und der Märkte) erbringen. Der Kaiser übergibt in der Burg dem Landeshauptmann Graf von Breuner die Insignien. Dann begibt sich der gesamte Hof zur Hofkirche St. Ägyden. Anschließend leistet Karl VI. in der Ritterstube in Anwesenheit von Graf von Saurau den Eid. Erblandhofmeister Maximilian Sigismund von Trauttmansdorff geleitet dann den Kaiser, seine Gemahlin Kaiserin Elisabeth Christine und die Tochter Erherzogin Maria Theresia zur Tafel.Georg Edler von Deyersberg, landschaftlicher Syndikus und Sekretär, verlegt die „Erbhuldigung“ für Herzog Karl VI. durch die steirischen Landstände am 6. Juli. Der Prachtband in Folio ist mit Zeichnungen von Flurer und Kupferstichen von Trost illustriert.

Kupferstichfolge von Deyerlsperg und Flurer, der an einer Hausfassade am Hauptplatz auch einen riesigen hl. Christophorus malt.

1728 Karl.VI.
Karl VI. Erbhuldigung Karl VI. Landstaende Erbhuldigung Karl.VI.

In den Jahren von 1730 bis 1733 wird anstelle des erst hundert Jahre alten Renaissance-Altares ein neuer barocker Hochaltar errichtet. Den Entwurf dafür liefert der Jesuitenpater Georg Kraxner, Präfekt der Tischlerei und Papierfabrik des Ordens sowie auch Baumeister, der zuvor in Venedig mit eigenen Augen „Gesuati“ aufführen gesehen hatte.
Das vom barocken Tafelmaler Franz Ignaz Flurer geschaffene Hochaltarbild zeigt den Hl. Ägidius, den Schutzpatron der Kirche. Er bekommt auch den Auftrag für zwei weitere Bilder, links und rechts des Hochaltares an der Kirchenwand, mit Episoden aus dem Leben des hl. Ägidius.

Durch den Umbau zweier Häuser aus dem 15. Jahrhundert wird in der Sackstraße das Kellerberg'sche Stadthaus errichtet.

1730 Kraxner Hofkirche Franz Flurer Hochaltarbild
Kaiser Karl VI. folgt am 20. Oktober seine Tochter Kaiserin Maria Theresia und ihr Gemahl Franz Stephan von Lothringen. 1740 Maria.Theresia-Stephan.v.Lothringen

 

Der Schauspieler und spätere Direktor des Hoftheaters (Burgtheater) in Wien, Johann Franz Brockmann, wird am 30. September in Graz geboren.

1745 Franz Brockmann Graz Pauluskirche
Im April bereist der britische Philosoph David Hume die Steiermark und ist vom Lebensstandard und der Kultur der Landesbevölkerung geradezu erschüttert. 1748  

Nach der Zerstörung des Dominikanerkloster durch einen Brand und der zwangsweisen Übersiedlung des Dominikanerordens von der Herrengasse nach St. Andrä in die Murtvorstadt kommt es zum Neubau der Stadtpfarrkirche "Zum Hl. Blut". Im Glasgemälde des "Opfertodes Christi" auf der linken Chorseite sind unter dem Kreuz Hitler und Mussolini dargestellt.

Im Bürgerhaus mit seinem spätgotischen Arkadenhof am Hauptplatz kommt Franz Anton Edler von Zeiller, der Verfasser des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches auf die Welt.

1751 Stadtpfarrkirche Stadtpfarrkirche
Graf Johann Leopold von Herberstein lässt durch den steirischen Barockbaumeister Josef Huebe das ehemalige "Hubhaus", die Münze, in der Sackstraßer zu einem spätbarocken Palais umbauen. 1754 Palais.Herberstein Palais Herberstein
  1760 Graz
Nach dem Tod seines Vaters, von Franz I., wird Joseph II. (1741 bis 1790) als erstgeborener Sohn Maria Theresia Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und offizieller Mitregent in den erzherzöglichen Ländern.
Kaiserin Maria Theresia ist zu Besuch in Graz und wohnt im Schloss Eggenberg. Bei einem Besuch der Schatz- und Rüstkammer in der Burg lässt sie die schönsten Stücke in die Residenz nach Wien bringen.
1765 Joseph II.
Das landesfürstliche Schloss Karlau wird von Kaiserin Maria Theresia in ein Arbeitshaus umgewidmet.

1769

 

In Graz wird im Herbst erstmals die aufeinander folgende Nummerierung von Häusern und die nächtliche Straßenbeleuchtung eingeführt.

Der Vorauer Augustiner-Chorherr Aquilinius Julius Caesar gilt mit seinen Werken „Beschreibung des Herzogthums Steyermark“ (1773), „Beschreibung der k.k. Hauptstadt Gräz“ (1781), „Staats- und Kirchengeschichte des Herzogthums Steyermark“ (1786) sowie den „Annales ducatus Styriae“ (1768-1777) als „Vater der steiermärkischen Geschichtsschreibung“. Das letztgenannte Quellenwerk beinhaltet eine wertvolle Beschreibung der Geschichte von Graz: „Die Festung Grätz Verdienet gar wohl eine Topographische Beschreibung. In die Stadt Grätz beuget sich von Mitternacht ein sehr hoher Berg und Fels, auf welchem die Festung Grätz ruhet, die schonöfters verschiedenen Feinden, benamentlich den Türken im Jahre 1532, den Trotz gebothen hatte. Es ist nur zu bedauern, daß dieser trefflich gelegenen und wohl zusammengebauten Festung die Berge zu nahe stehen, von welchen die Feinde solche mit Stückschüssen bestreichen und also sehr schaden können. Von dem Ursprung derselben habe ich mich oben in meiner Einleitung nur mutmaßlich geäußert, daß vielleicht Hadrian, der römische Kaiser, an diesem hohen Berg und Felsen, den ersten Grund zu einer Festung möchte angeleget haben. Mutmaßlich äußerte ich mich; den keine förmlichen Urkunden oder alte Geschichtsschreiber kann ich nicht anführen. Ein altes Gemälde von der Festung Grätz würde den Ursprung derselben an noch ältere Zeiten versetzen; denn dieses stellet auf dem Grätzerberg drey Schlösser vor, deren eines weiter und herrlicher als das andere war: jedes hatte seine Wälle, Gräben und Aufziehbrücken nach alter römischer Art. Obschon dieses Gemälde kein ächter Bürge des Ursprungs seyn kann, wird doch die Muthmassung von dem alten Ursprung dieser Festung etwas begreiflicher; theils, weil die erste Bauart der Festung sehr bäuerisch, und nach dem Geschmack der alten Zeiten unregelmäßig und ungestaltet angebracht war, theils auch, weil ein an dieser Festung gefundener, und mit der Jahrrzal 3690 bezeichneter Stein die Innschrift solle gehabt haben, daß allda ein Vertheidigungshaus gestanden, welches die im Jahre der Welt 3899 das ist, wie Brictius rechnet, im 155ten Jahre vor der Geburt Christi dahin gezogene alte Tauriscier, Gräd oder Grädetz, das ist, ein Schloß sollen genennet haben.So würde der erste Ursprung dieser Festung zweifelsohne sehr alt seyn. Wir wollen alle diese Muthmassungen in dem Werth lassen, den sie verdienen, nur allein dieses als das wahrscheinlichste sind niederschreiben, daß, wegen der vielen, schon im 300ten Jahre nach Christi Geburt in der Gegend Grätz gefundenen Steinen und Innschriften die Festung Grätz älter, als die Stadt anzusehen sey. … Erzherzog Karl I. hielt im Jahre 1576 einen Landtag in Grätz, und da man sich in solchem wegen der Kroatischen Gränzen berathschlug, kam auch der angehende Festungsbau von Grätz zum Vorschlag. Herr Franz von Poppendorf zeichnete den Grundriß zur Festung, und die Herren Weichard Freyherr von Auersperg, Landeshauptmann in Krain, Pankratz Herr von Windischgrätz, Landmarschall, Ludwig Freiherr von Ungnad, Erosam Mayer, Michael von Rindsmaul, Johann Ferenberger waren jene sieben Männer, welche den Festungsbau in vollkommenern Stand setzen sollte. Vielleicht ist es um diese Zeit geschehen, daß das vorige alte Schloß Grätz, so den Herren von Rindscheid solle eygen gewesen seyn, von diesen an die Landschaft Steyer, und von solcher durch Tausch an Herzog Karl gekommen. Karl fieng also an, die Festung in Gestalt eines vollkommenen Dreyecks gleich einer in der Fläche stehenden Pyramide nach dem entworfenen Grunsriß, und zwar durch die Arbeit der von ihm gefangenen Türken zu bauen. Die Festung wurde mit hohen Mauern und vier äussern Bollwerken oder Hauptbastionen umgeben, welche von dem fünften, so innert der Festung errichtet ist, beschützet wird. In der Mitte raget ein ansehnlicher Thurm hervor, in welchem die große und 160 Zentner schwere Glocke hängt, die Erzherzog Karl im Jahre 1587 hat giessen lassen. Auf dem untern bürgerlichen Thurme sieht man die Uhr. Hier werden die Feuersbrünste durch wiederholtes Anschlagen an die allda befindlich viel kleinere Glocke, durch ausgehengte rothe Fähne des Tages, des Nachts aber durch eine Laterne wie von der Festung durch gewisse Stückschüsse angezeiget.“

1770

Aquilinius Caesar Aquilinus Caesar

Per Regierungsdekret löst der Hl. Josef den Hl. Rupert als Landespatron ab.

1771

 

Eröffnung des "Landständischen Theaters" nahe der landesfürstlichen Burg 1776  
Joseph Adam von Arco (27.1.1733 bis 3.6.1802), wird 1780 vom Salzburger Fürsterzbischof Colloredo zum Fürstbischof von Seckau ernannt. 1780 Fürstbischof Joseph Adam Graf Arco
Durch ein Hofdekret vom 31. März wird die Ägidiuskirche Eigentum der k.k.Universität. 1781  
Kaiser Joseph II. erklärt mit zwei Dekreten von 1782 und 1784 Graz zur offenen Stadt. Der Festungscharakter der Stadt wird aufgehoben, das vermauerte Burgtor wieder geöffnet und eine Brücke über den Stadtgraben geschlagen: Die Verschmelzung mit den Vorstädten und somit die Verstädterung beginnt. Joseph II. lässt auch acht Klöster auflösen und verbietet aus hygienischen Gründen die Beisetzung Verstorbener im Ortsgebiet. So entstehen außerhalb der Stadtmauern die neuen Friedhöfe von St. Peter und am Steinfeld. Er verfügt eine einheitliche Gerichtsbarkeit, die freie Religionsausübung sowie die Schulpflicht.
Am 18.März 1782 nächtigt Papst Pius VI. im Lambrechterhof in der Paulustorgasse und feiert Tags darauf die Hl. Messe in der Mariahilferkirche.
Der Grazer Theaterdirektor und Textdichter von Mozarts "Zauberflöte", Emanuel Schikaneder, insziniert auf dem freien Gelände des "Erfrischungsplatzes" Glacis das Stück "Waltron oder die Unsubordination", wofür er ein Kriegslager mit 200 Zelten aufstellen lässt.

1782

Joseph.II. Graz Altstadt Schikaneder

Im März steigt Kaiser Joseph II. im Gasthof "Zum weißen Lamm" in der Schmiedgasse ab. Er verlegt die Sträflinge vom Zuchthaus in der Griesvorstadt in die Kaserne am Schloßberg und richtet im Lambrechterhof in der Paulustorgasse ein Allgemeines Krankenhaus ein.

Der Postmeister Caspar Andres Ritter von Jacomini, ein Patrizier aus Fiume, lässt sich 1784 in Graz nieder und beginnt auf den von ihm erworbenen Gründen mit der Gründung der Jacominivorstadt, indem er südlich des ehemaligen äußeren Eisernen Tores eine Platzanlage mit ausgehenden Radialstraßen (Josephs-Platz, Jakominiplatz) errichtet lässt.

Der junge protestantische deutsche Tagesschriftsteller Johann Casper Riesbeck berichtet über seinen Aufenthalt in Graz: „Man hält gewöhnlich des Tages vier ordentliche Mahlzeiten: Morgens, Mittags, Abends und zu Nacht. Hahnen, Enten, Kapaunen und dergleichen mehr sind das Essen des gemeinen Bürgers, und kommen auch außer den Sonn- und Feyertagen öfters auf seinen Tisch. Ich erschrak, wie ich die Wänste den ganzen Tag wie angenagelt an dem Tische sitzen, und mit mir ihren ungeheuren Zurüstungen von Braten, Torten, Pasteten, Schinken, Würsten u.s.w. so ernstlich zu Leibs gehen sah, um ich mit aller Gewalt auf ein paar Wochen krank zu machen. Ihre Köpfe machen wirklich einen Theil ihrer Wänste aus, und sind wie diese mit nichts als Schinken, Würsten u. dgl. immer angefüllt. Man redet von nichts, als was in die Küche und Keller gehört, einige Digressionen aufs Theater ausgenommen, und in wenig andern Dingen als der studierten Zubereitung ihrer Speisen, unterscheiden sich die gemeinen Leute von Orangoutans. Von der Fülle des Landes kannst du dir einen Begriff machen, wenn ich Dir sage, daß man einen fetten Kapaunen hier um 18 bis 20, und ein paar schöne junge Hahnen für 10 bis 12 Kreutzer kauft. Für 10 bis 12 Kreutzer bekömmt man eine Maß sehr guten inländischen Weines, und das Roggenbrot kommt nicht viel über einen Kreutzer zu stehen Die Stadt sammt den Vorstädten enthält beynahe 30000 Menschen. Die Leute zeigen eine unbeschreibliche Bigoterie im Abstich mit einem ebenso unbeschreiblichen Hang zur sinnlichen Wohllust. Die Mönche lehren eine Religion, welche für die Sitten äußerst verderblich und also unkristlich ist. Die Zizisbeen begleiten die Weiber aus den Betten in die Kirchen und führen sie am Arm an die Beichtstühle hin.“

In den „Briefen eines Eipeldauers an seinen Vetter in Kalkau“ geht der Verfasser Josef Richter auf die Eigenschaften der Grazer Frauenwelt wie folgt ein:“ Die Gratzerinnen müssen bekanntlich alles größer haben als die Wienerinen. Wenn d’Haubn ein halb Klafter hoch sind, so baun d’Gratzerinen noch ein Stock drauf und machen ein Klafter draus; wen den Wienerinen d’schneckerlperöcken nur bis auf’s Kreuzbeinl hinabgeht, so sind d’Gratzerinen in d’Peröcken völig eingewickelt; wenn d’Wienerinen an drey Fingern einen Ring tragen, so haben d’Gratzerinen an jeden Finger ein paar stecken; wenn die Medailloni von den Wienerinen so groß wie ein Reittäfel sind, so tragens d’Gratzerinen so groß wie ein Nudelbrett.“

1784 Lamplwirt Lambrechterhof
Jakominiplatz Jakominiplatz Hauptplatz
Bau der "Neuen Brücke", der späteren Radetzkybrücke. 1786  

Joseph Haydn dirigiert im Renaissancesaal des Reinerhofes seine eigenen Werke. "Freu dich des Glücks, um das dich Kön'ge neiden, O Vaterstadt, die du als Gast, Den mit Unsterblichkeit geschmückten Haiden, in deinem Schooß bewirthet hast" (Johann von Kalchberg).

Das Glacis erhält eine mehrfache Nutzung: Der ständische Bauinspektor Johann Heinrich von Formentini lässt vom Eisernen Tor bis zum Paulustor am Damm eine Kastanienallee anlegen, an der Ecke Leonhardstraße entsteht der Getreidemarkt, der heutige Kaiser-Joseph-Platz ist dem Holzhandel gewidmet und heißt dementsprechen "Holzplatz" und der nördliche Teil wird zum Parade- und Exerzierplatz der Garnison.

Richard Seebacher, der Braumeister und Mohrenwirt am Murvorstadtplatz (Südtirolerplatz), stiftet das Bürgerspital und aktiviert das Grazer Bürgerkorps.

1787

Joesph.Haydn

Marie Thérèse de Savoye, Prinzessin von Sardinien, muss in den Wirren der Französischen Revolution mit ihrem Gemahl, dem Grafen Charles-Philippe von Artois aus Frankreich fliehen und lebt, von diesem verstoßen, arm und mittellos bis zu ihrem Tod im Jahre 1805 im Exil in Graz. Mit dem Titel "Gräfin von Artois" wird sie im Mausoleum beigesetzt. Ihr ehemaliger Gatte wird 1824 als Karl X. König von Frankreich.

1789 Marie Therese de Savoie

Auf der Reise nach Wien nächtigt der Großherzog der Toscana, Kaiser Leopold II. (1747-1790-92), mit seiner Familie im "Gasthof zur Sonne" in der Mariahilferstraße 12, der ab 1824 auch über ein Flußbad an der Mur verfügt.

Erste bemannte Ballonfahrt durch Enßlen in Graz.

1790 Leopold II.

Nach langer Zeit des Verbotes hält am 15. März der Pfarrer der protestantischen Gemeinde Ramsau im großen Saal des Grazer Generalseminars wieder einen evangelischen Gottesdienst ab.

Der Kaufmann und Mozartfan Franz Deyerkauf lässt vor seinem Landhaus in der Schubertstraße 35 zu Ehren Mozarts einen kleinen Tempel errichten.

In dem Werk „Skitze von Grätz“ schreibt der Verfasser Martin Rutnik: Die Grätzer Mädchen, diese liebenswürdigen Geschöpfe verdienen den Namen der Schönen in der That, sowohl in Rücksicht auf den Wuchs als die Bildung. Dies mußten die Ungarn schon im 9. Jahrhundert eingesehen haben, denn als sie unter Arnulfs Regierung in der Steiermark einfielen, machten sie eine ebenso starke Beute an schönen Weibern, als an Eisenwaren. Die Grätzerinnen sind meist groß und schlank, mit einer sehr schönen Taille, welcher sie durch eine geschmackvolle Kleidung allen Reiz zu geben wissen, ihre Haut ist weiß, sie haben ein schönes zärtliches, schmachtendes Auge mit offenem Blicke. Keine Schminke verunstaltet sie, obwohl damals in der Rokokozeit das Schminken ein sonst überall beliebtes Toilettemittel war. Manche halten die Füße für groß und plump, doch dies trifft nur bei gemeinen Dirnen und Wirtshausmädchen zu. Fremde können beim ersten Anblick leicht glauben, daß die Lectüre eine Lieblingspassion der Grätzer Frauenzimmer sey, denn nicht nur auf der Toilette der Dame, sondern auch in der Stube des Kammermädchens und sogar manchmal in den Händen einer Köchin wird er Bücher finden; aber am Ende wird er doch bald überzeugt, daß alles meistens nur bloße Ziererei ist.“

Nach dem überraschenden Tod Kaiser Leopolds II. folgt diesem Franz, der ältere Bruder von Erzherzog Johann, als Kaiser Franz II. des Heiligen Römischen Reiches sowie als Kaiser Franz I. von Österreich auf den Thron.

1792

MozarttempelMozarttempel Chemisenkleid Franz I.

Bürgermeister Johann Michael v. Steffn (1795-99).
Reichard Seebacher, Braumeister, Wirt des Gasthauses "Zum Mohren" am Südtirolerplatz und Oberst des Grazer Bürgerkorps, erbaut am Glacis das Grünangerhaus mit dem Cafe "Zum grünen Anger" (heute Grüne Spinne).
1795 Steffn Seebacher
Am 10. April besetzt der junge siegreiche Obergeneral Napoleon Bonaparte mit seinen Generälen Massena, Berthier, Beaumont und Serrurier sowie 26000 Soldaten Graz, das für zwei Wochen französische Garnisonsstadt wird. Napoleon residiert im Stubenberg'schen Haus in der Herrengasse 13. Am 11. April speist er im Milchmariandl und besucht auch die Schloßbergfestung, die er nach seiner Besichtigung als Bicoque (Bruchbude) bezeichnet.
Die Truppen der 1. französischen Besatzung vor dem 1550 entstandenen Renaissance-Rathaus, das nicht nur Residenz des Bürgermeisters ist, sondern in den Obergeschoßen auch das städtische Gefängnis beherbergt. Napoleon selbst wohnt in der Beletage des Hauses Herrengasse 15.

1797

Napoleon Massena
Rathaus Milchmariandl

Im Roman „Ferdinand Albert L. eines Grätzers Reiseschicksale“ beschreibt der Romanheld die Grazer als eine „Menschengattung, die, wie die Grätzer überhaupt das ungeheuchelte Lob verdienen, gutmüthig, dienstfertig, aufrichtig und gefällig ist, ja welche es in Rücksicht der schönen und einnehmenden Gesichtsbildung sowohl, als anderer körperlicher Vollkommenheiten ihres weiblichen Geschlechtes mit jeder anderen Nation aufzunehmen wagen darf.“

Johann Wolfgang Goethe lässt in seinem Werk „Gute Weiber“ über Graz folgendes erzählen: „Sie erinnern sich wohl, was ein Reisender von der Stadt Grätz erzählt: Dass er darin so viele Hunde und so viele stumme, halb alberne Menschen gefunden habe. Sollte es nicht möglich sein, dass der habituelle Anblick von bellenden unvernünftigen Tieren au die menschliche Generation einigen Einfluss haben könnte?“

1799  
Der 19jährige Erzherzog Johann wird angesichts der Bedrohung durch Napoleon Kommandant des Festungsbauwesens.
Drittes Grazer Sacktor.

1801

Erzherzog.Johann Sacktor

Trauerkundukt anlässlich des Todes von Fürsterzbischof Joseph Adam Graf von Arco am 3. Juni 1802. Sein Nachfolger wird Bischof Johann Friedrich Graf von Waldstein (1802-1812).

Der sächsische Dichter Johann Gottfried Seume sagt in seiner Schrift „Spaziergang nach Syrakus“: „Grätz ist eine der schönsten großen Gegenden, die ich bis jetzt gesehen habe; die Berge rund umher geben die herrlichsten Aussichten. Das Schloß, auf einem ziemlich hohen Berge, sieht man sehr weit; von demselben hat man rund umher den Anblick der schön bebauten Landschaft. Die Gefängnisse des Schlosses sind jetzt voll Verbrecher, die mir mit ihren Ketten entgegenklirrten. Das Spital, gleich unten am Schloßberge, ein stattliches Gebäude, ist von Josef dem Zweiten; und das neue sehr geschmackvolle Schauspielhaus, mit einer kurzen, ächt lateinischen Inschrift, von den Ständen. Herr Küttner spricht schon ziemlich gut von dem hiesigen Theater, und ich habe sein Urtheil völlig richitg gefunden. Die Grätzer sind ein gutes geselliges, joviales Völkchen; sie sprechen im Durchschnitt etwas besser deutsch als die Wiener. An der Wirthstafel erzählten einige Gäste vom Lande viel von der Bärenjagd und den Abenteuern, die es dabei gäbe. Ich glaubte immer, diese Art von Pelzwerk wäre nur mehr in Polen und jenseits zu Hause; aber voriges Jahr wurden hier in der Gegend zwölfe geschossen, und auch dieses Jahr wieder mehrere.“

1802 Fürstbischof Graf Adam Fürstbischof Johann Friedrich Graf von Waldstein
Klassizistischer Neubau des Grazer Rathauses durch den Architekten Christoph Stadler. 1803 Rathaus
Der berühmte Weltreisende und Forscher Alexander von Humboldt schreibt nach seinem Aufenthalt in Österreich: "Graz ist neben Salzburg die schönste Stadt Europas." 1804 Humboldt
Unter General Marmont okkupiert ein 8000 Mann starkes französisches Heer erneut für sieben Wochen die steirische Landeshauptstadt.

1805

Graz

Das Dominikanerkloster in der Grenadiergasse wir in eine Kaserne umgewandelt. 1808 Dominikanerkaserne
Trotz mehrerer Siege Erzherzog Johanns über das französische Heer in Oberitalien beziehen die Franzosen am 25. Juni auf dem Ruckerl- und Rosenberg Stellung. Hartnäckig tobt der Kampf zwischen der französischen Batterie am Schanzelgrund und den österreichisch-kaiserlichen Soldaten, die im Schloss Sparbersbach (Hallerschlössl) ihr Hauptquartier haben.

1809

St.Leonhard

Trotz starken Bombardements und etlichen Sturmangriffen der Franzosen - am 13. Juli durch 12000 Franzosen unter dem Kommando von McDonald, am 4. Oktober durch 15000 Franzosen und Würtemberger - kann Major Franz Hackher den Schloßberg erfolgreich verteidigen. Ihm zu Ehren wird 1909 der "Hackher-Löwe" aufgestellt. Schlossberg Schlossberg Schloßberg

Trotzdem fällt die stolze Festung: Nach der Niederlage des kaiserlichen Heeres gegen Napoleon in Westungarn wird im Friedensvertrag von Schönbrunn am 18. Oktober zwischen Kaiser Napoleon und Kaiser Franz I. die Schleifung der Burg festgelegt und so beginnen am 16. November die Sprengungen durch die Grazer Bürgerschaft. Nur den Uhrturm und die "Liesl" können mit 2978 Gulden von der Zerstörung frei gekauft werden.

Der französische Marschall Auguste-Frédéric-Louis Viesse de Marmont, Herzog von Ragusa, bezeichnet in seinen Memoiren Graz als eine der angenehmsten Hauptstädte der österreichischen Staaten: „Sie ist sehr schön und wird von einem wohlhabenden Adel bewohnt. Ihr Ansehen mahnt an die Nachbarschaft Italiens, während die Sitten der Bewohner noch den Charakter deutscher Gutmütigkeit besitzen. Sie hat Anteil an der Natur dieser beiden Länder. Der Murfluß, welcher sie durchschneidet, fließt zuerst durch enge malerische Schluchten und dann durch eine breite, gut bebaute Ebene, in welcher die Stadt liegt. Ich fand hier viele Emigrierte, welche dem Hause der Gräfin d’Artois angehörten; sie werden beschützt, und nichts stört ihre Ruhe.“

1809.Schoenbrunn
1809.Schlossberg Schlossberg.Schleifung

Napoleons Bruder Louis dankt als König von Holland ab und lässt sich nach mehreren Wohnungswechsel unter dem Namen "Graf von St. Leu" in einer Villa in der Heinrichstraße/Herdergasse in Graz nieder. Hier lernt er auch Johann Wolfgang von Goethe kennen und widmet sich fortan seiner Leidenschaft, der Wissenschaft und der romantischen Dichtkunst. Bei seiner Abreise 1813 in Richtung Schweiz verfasst er folgendes Gedicht, welches auf einer Steinsäule in Mariagrün zu lesen ist: "Adieu à Graz. Adieu donc, ô ville chérie, oú le malheur vint m'éprouver; Mais oú sans amis, sans patrie J'ai cru souvent les retrouver." (Leb wohl du Stadt, die ich ersehnte, Wo meinen Schmerz ich überwand Und wo ich neu zu finden wähnte Verlorne Freunde, Vaterland." 1810 Louis Bonaparte Mariagrün Mariagrün

Erzherzog Johann schenkt dem Land seine umfangreiche mineralogische und botanische Sammlung, die im Lesliehof in der Raubergasse 10 untergebracht wird und zur Gründung des Joanneums, einer naturwissenschaftlich-technischen Lehranstalt, führt, aus der sich die Grazer Technische Hochschule entwickelt. In diesem Umfeld entsteht auch der botanische Joanneumsgarten, die Landesbibliothek. Weiters regt Erzherzog Johann die Sammlung von Urkunden zur steirischen Landesgeschichte an, woraus sich das Steiermärkische Landesarchiv entwickelt, ruft die Wechselseitige Brandschadenversicherung ins Leben, erwirbt 1818 den Brandhof bei Mariazell, den er zu einem landwirtschaftlichen Mustergut ausbaut, gründet bei Marburg a. d. Drau ein Weingut, erwirbt 1840 die weststeirische Stiftsherrschaft Stainz, ruft den „Verein zur Förderung und Unterstützung der Industrie und des Gewerbes in Innerösterreich", Ausgangspunkt für die Grazer Handelsakademie, ins Leben, erwirbt in Vordernberg Radwerke, um den Grubenbau am Erzberg zu forcieren, gründet 1840 die "Steiermärkisch-Ständische Berg- und Hüttenmännische Lehranstalt" und zeichnet auch für die Trassenführung der Südbahn über den Semmering verantzwortlich.
Ebenso macht er das Tragen der steirischen Tracht aktuell: "Als ich den grauen Rock in der Steyermark einführte, geschah es, um ein Beyspiel der Einfachheit in Sitte zu geben, so wie mein grauer Rock, so wurde mein Hauswesen, so mein Reden und Handeln. Das Beyspiel wirkte, der graue Rock, von manchen verkannt, von den Besserern erkannt, wurde ein Ehrenrock und ich ziehe ihn nie mehr aus, ebensowenig weiche ich von meiner Einfachheit, lieber gebe ich mein Leben her."

1811

1817.Erzherzog.Johann Erzherzog.Johann Joanneumsgarten

Napoleons jüngster Bruder, Jérôme Bonaparte, muss als König von Westfalen abdanken und nimmt als "Graf von Harz" ebenfalls in Graz, zunächst im Schloss Eggenberg bei der Gräfin Herberstein, Quartier. Nach der Abreise seines Bruders Louis übersiedelt er in dessen Liegenschaft in die Heinrichstraße.

Der Wiener Registratur-Acceccist der Hofkammer, Joseph Kyselak, der als begeisteter Reisender Österreich, Ungarn Italien, die Schweiz sowie Böhmen und Mähren zu Füß durchwandert und seine Erlebnisse in den Reiseberichten "Skizzen einer Fußreise durch Österreich" festhält, schreibt über Graz: "Grätz ist eine von den Damen, die sich auch im Alter mit Erfolg zu schmücken anfangen, um immer neue Anbeter zu locken. ... Lieblich schweben sie daher, die munteren, frischwangigen Weiber, und die Männer sind bei aller Knochenstärke artig im Benehmen."

1812 Jerome.Bonaparte Eggenberg Eggenberg
    Graz

Nach Brand Wiederaufbau des Schauspielhauses.

Die aus dem Anspach stammenden und in Graz verheirateten Brüder Ludwig und Karl von Mandell erwerben im Osten von Graz große Besitzungen: die Villa Mandell mit prächtigem Park.

1816

Villa Mandell

Erzherzog Johann über die Ursachen der Notlage der steirischen Landbevölkerung: „Des redlichen Gouverneurs Fleiß richtet hier nichts aus. Mit Fleiß allein ist nicht[s] gerichtet, es will Thätigkeit und bey einem guten theilnehmenden Herzen und Popularität eine eiserne Unbiegsamkeit um da mit Ansehen durchzugreifen, wo es fehlt. Bey so einem Gubernio schläft alles ein, weil Fähigkeit, Wille, Ernst fehlt. Ohne mich in die andern Beamten dieser Stelle einzulassen, wo es wahrlich nicht glänzend aussieht. Denn um gebildet zu werden, gehört Beyspiel und Schule — und wo ist diese? Der Magistrat der Hauptstadt Gratz hat, hört man die öffentliche Stimme, nicht den besten Ruf. Der Bürgermeister ist diesem Platze gar nicht gewachsen, seine Versetzung an irgendeine Justizstelle das beste, und statt seiner ein thätiger, kräftiger. redlicher Mann, um den Augias Stall aufzuräumen. Hier ist wohl. da wahrlich die Magistratsräthe nicht dazu taugen, keine andere Wahl als unter den besseren Bezirksbeamten des Landes.“

1817  
Am Geburtstag von Kaiser Franz I., am 28. Februar, feiert man die Restaurierung des durch die Grazer Bürger von den Franzosen geretteten Uhrturms, über den der Historiker und Schriftsteller Johann Ritter von Kalchberg in einem Gedicht sagt: "Alter Wächter, der in neuem Kleide nun so freundlich auf uns niederblickt, patriotisch in der Grätzer Freude, daß die Stände dich so schön geschmückt. Selbst die feindlich nahenden Magyaren konnten nicht erschüttern deine Ruh und der Türken unzählbare Scharen - ihren kühnen Stürmen trotztes du. Nur den tollen Fremdlingen aus Westen mußte beugen sich dein Haupt, nur von diesen ungestümen Gästen wurden deine Schätze dir geraubt. ..." Kalchberg wird unter anderem auch von Erzherzog Johann als Curator für sein neu eröffnetes "National-Musäum“ Innerösterreichs, das Joanneum, bestellt, begründet die „Steiermärkische Zeitschrift“ und schafft sich vor allem durch sein Stück „Die Ritterempörung“ - eine Dramatisierung der Andreas Baumkircher-Fehde - als Dichter einen Namen. Auf seinen besonderen Wunsch hin wird er 1827 in der Kirche des deutschen Ordens, der Leechkirche, bestattet.

Steirischer Geschichtsschreiber Aquilinus Julius Caesar.

1818 Kalchberg Kalchberg Aquilinus Julius Caesar

Auf dem Weg von Wien nach Italien wechselt der Dichter Franz Grillparzer in Graz nur die Pferde, vermerkt aber in seinem Reisetagebuch: „Gräz, herrlich umgeben, macht, wenn man aus den Bergen kommt, den Eindruck, als ob man zum Frieden käme aus dem Krieg. Der Schloßberg überragt es wie ein Beschützer. Die Stadt ist groß, die Gassen eng, das Pflaster schlecht.“

1819  
Franz Schubert schreibt an seinen Freund Anselm Hüttenbrenner: "Was hält Dich denn so satanisch fest in dem vermaledeyten Grätz?" 1821 Schubert Hüttenbrenner
In der reaktionären Zeit des Vormärz wird der Steireranzug als so revolutionär betrachtet, dass die zuständige Wiener Behörde die "Erzherzog-Johann-Tracht" durch einen amtlichen Erlass verbietet. 1822 Steirertracht Steirische Tracht

Ferdinand Raimund gibt in seinen Briefen seine Eindrücke über seine Grazer Aufenthalte wieder. „Grätz ist nicht stark bevölkert, man sieht wenige Leute auf den Straßen, die sehr schlecht gepflastert sind. Den Luxus kennt man hier nicht, und man sieht weder hübsche noch geputzte Frauenzimmer.“

1823  
Einweihung des Bethauses der evangelischen Gemeinde beim Holzplatz vor der Stadt.

1824

 

Am Geburtstag von Kaiser Franz I., am 4. Oktober, wird das am Christtag 1823 abgebrannte und nach einem Entwurf von Peter Nobile neu erbaute "Städtische Theater" am Franzensplatz mit dem Stück "Styria und die Kunst" eröffnet.

1825 landesständisches.Theater Städtisches Theater theater
Der in Wien geborene Johann Nestroy kommt an das Schauspielhaus in Graz, wo seine ersten Theaterstücke entstehen. Bis 1831 spielt er in Graz 76 Opern- und 143 Sprechrollen. Nach großen Erfolgen in Wien verbringt er seinen Lebensabend wieder in Graz, in seinem Haus, Elisabethstraße 14, wo er auch 1862 stirbt.

1826

Nestroy Nestroy

Am 11. Juni wird die überdachte Mur-Holzjochbrücke durch Hochwasser weggerissen - Graz ist brückenlos. 1827 Murbruecke

Der Komponist Franz Schubert verbringt mit Johann Jenger vom 3. bis zum 20. den September als Gast des Advokaten Dr. Carl Pachler und seiner Frau Marie, die Pianistin ist, in deren Haus "Zum Rabenschinder", dem Thonethof in der Herrengasse 27, einen Graz-Aufenhalt, wo er auch seine Walzer für die schönen Grazerinnen, "Grätzer Walzer" und "Grätzer Galopp", verfasst.
In einem Brief schreibt Schubert: “In Grätz erkannte ich bald die ungekünstelte und offene Weise mit und nebeneinander zu seyn, in die ich bei längerem Aufenthalt sicher noch mehr eingedrungen seyn würde. Besonders werde ich nie die freundliche Herbe mit ihrer lieben Hausfrau, dem kräftigen Pachleros und dem kleinen Faust vergessen, wo ich seint langer Zeit die vergnügtesten Tage verlebt habe.“

Pachlerhaus Schubert Marie Bachler
Graz Graz Graz vom Rosenhein 1828 Graz Graetz

Bau des hölzernen Zirkus "Thalia", in welchem durchreisende Künstler auftreten und Spenden für die Armen einbringen sollen.

1829 Thalia

Der Wiener Joseph Kyselak gibt in seinen „Skizzen einer Fußreise durch Österreich“ eine romantisch-pittoreske Darstellung von Graz:
Er lobt die Gastätte des „Wilden Mannes„ in der Schmiedgasse: "Diese Reinlichkeit, wohl zugerichtete Speisen, unverfälschte Getränke, muntere Bedienung, herrliche Tischgesellschaft und noch überdieß eine billige Zeche.“ Aufgrund der schlechten Bepflasterung „gewinnt man bei dieser weisen Nachlässigkeit den Vortheil, daß man von seiner Wohnung weg die Stadt in allen Gäßchen durchschreiten, sich ebenso ermüdet auf den Stuhl hinwirft, als anch einer Wanderung vomentlegenen Schöckl, wo Sturm und Regen den Pilger leicht überfallen und seiner Gesundheit schadenkönnen; was für ein herrlicher Vortheil !“ Ins Schwärmen gerät er beim Anblick der Frauen: „Lieblich schweben sie daher die munteren frischwangigen blonden oder brünetten Mädchen, ohne von einer Städterin eine andere Spur, als die ihrer Bildung zu zeigen.“ Und zum Treiben auf der gedeckten Murbrücke sagt er: „Mitten auf der Brücke sind zwei Altanen zum Überblick der reissenden Mur, an deren Ufern sich die thätigen Hände der Gärber, Färber und Schiffsleute, welche ein- und auspacken, recht lebhaft darstellen.“

Zehn Jahre seit ihrem Kennenlernen müssen die beiden warten, ehe Kaiser Franz I. der Hochzeit zustimmt. Dann erst kann Erzherzog Johann die Postmeisterstochter Anna Plochl am 18. Februar in der Kapelle des Brandhofes zur Frau nehmen. "Da ergriff der Brandhofer das Mädchen bey der Hand, sie scharf und ernst ins Auge fassend, und sagte: 'Nani, ich lasse nicht von ihnen.' "

Toplitzsee Anna.Plochl Anna Plochl

Erzherzog Johann lässt ein 1827 in der Leonhardstraße erworbene Gebäude nach Plänen von Georg Hauberrisser d.A. in das einstöckige Palais Meran ausbauen.

Botanischer Garten im Joanneum.

1830

Hauberisser Palais.Meran Joanneum


Kaiser Joseph II. lässt zur Zeit des Biedermeiers die Friedhöfe um die Pfarrkirchen auflösen und neue, am Stadtrand befindliche anlegen. Graf von Hartig veranlasst deshalb die Errichtung einer Balustrade an Stelle der alten Friedhofsmauer sowie die Abtragung des 2stöckigen Verbindungsbogens vom Dom über die Bürgergasse zum Priesterhaus (Gilgentor). Graf von Wickenburg lässt darauf hin für den Vorplatz der Kirche eine Terasse aufschütten und den marmornen Stiegenaufgang zum Mausoleum errichtet.

Wiederaufstellung des Grazer Bürgercorps unter Oberst Dr. Pachler.
1831 Graz Mausoleum Rathaus
Grazer Stadtansichten von Jakob Alt. 1833

Jakob Alt Jakob Alt

Die 33jährige Herzogin von Berry, ursprünglich mit dem in Paris 1820 ermordeten Sohn König Karl X. von Frankreich, Charles Ferdinand, verheiratet, steigt im Herbst mit ihrem zweiten Gatten, Graf Ettore Lucchesi-Palli, im Gathaus "Zum Wilden Mann" ab. 1837 erwirbt sie Schloss Brunnsee bei Mureck, lebt aber bis zu ihrem Tod 1870 vorwiegend im Palais Herberstein in der Sackstraße in Graz. Herzogin.Berry
Nach dem Tod von Franz I. am 2. März 1835 folgt ihm sein Sohn als Kaiser Ferdinand I. (1793-1875) auf dem Thron nach. Wegen seiner mangelnden Eignung wird ihm, dem "Nanderltrottel", eine „Geheime Staatskonferenz“ mit Staatskanzler Metternich zur Seite gestellt 1835

 

Kaiser Ferdinand I.
Matthias Constantin Capello Graf von Wickenburg, der von Kaiser Ferdinand I. 1830 als Vicepräsident des Guberniums für Steiermark nach Graz berufen und im Juli 1835 zum Gouverneur von Steiermark ernannt wird, lässt in der Landeshauptstadt zwei Kettenbrücken über die Mur erbauen, Kaiser Franz ein Denkmal errichten und nach Abriss des zweiten Sacktores die Kaibauten einschließlich einer Militärschwimmschule errichten.
An der Ausmündung der Burggasse in den Opernring entsteht zu Ehren des "guten Kaiser Franz" das Franzenstor.
Wickenburg Militaerschwimmschule Franzens-Tor

Freiherr von Hammer-Purgstall, am Fischplatz in Graz geboren, ist Orientalist, Diplomat, Hofdolmetscher und erste Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Er trägt durch seine Übersetzungen wesentlich zur Vermittlung orientalischer Kulturen bei und gilt als Begründer der wissenschaftlichen Osmanistik.
In jungen Jahren wird er von der Gräfin Johanna Anna Purgstall, einer gebürtige Schottin namens Cranstoun, adoptiert, die ihm ihren Namen samt Adelstitel und das Wasserschloss Hainfeld in Leitersdorf vererbt. Knapp vor ihrem Tod 1835 wird die Gräfin von dem ihr bekannten schottischen Kapitän Basil Hall besucht, der wenige Monate nach seiner Rückkehr in seinem 1836 erschienenen Reisebericht "Schloss Hainfeld oder Ein Winter in der Steiermark" schreibt: "Noch weniger hätte ich es geträumt, sechs Monate auf ihrem Schlosse in der Steiermark zuzubringen, einem so entlegenem Lande, von dem ich nichts wusste. Die Bauernbevölkerung hier ist dumpf und nur schwer zugänglich, überall herrscht ein zügelloser Aberglaube, der den verschiedenen Ängsten und Schrecken Gestalt verleiht.“ Er macht damit die Steiermark als unheimliches Land voller Aberglauben im englischsprachigen Raum bekannt und inspiriert den irischen Schriftsteller Sheridan LeFanu zu dessen Novelle "Camilla". Darin wird die Begegnung einer jungen Steirerin mit dem weiblichen Vampir Carmilla Karnstein - eine eingedeutschte Verballhornung des Namens von Cranstoun - geschildert. Diese Erzählung dient wiederum dem, wie LeFanu in Dublin geborenen Bram Stoker als Vorlage für seinen berühmt gewordenen Roman "Dracula" (1897), dessen Handlung dieser ursprünglich ebenfalls in der Steiermark ansiedeln will. So trifft, im später gestrichenen ersten Kapitel, Dracula auf ein Grab mit der Inschrift: "Gräfin Dolingen zu Graz in der Steiermark, gesucht und tot aufgefunden 1801".
Aufgrund der blassen Haut und ihrer Krankheit, die sie mit Wolfsmilch behandelte, hielt die Bevölkerung die Gräfin selbst für eine Vampirin. Ihr Leichnam wurde in einen eisernen Sarg gelegt und ohne katholisches Begräbnis in der Riegersburg beigesetzt.

Berühmt wird auch Hammer-Purgstalls Roman „Die Gallerin auf der Riegersburg“, in welchem er das gesellschaftliche Leben seiner Vorfahren in der Graben-Vorstadt beschreibt: „Im hohen Sommer wohnten die bemittelten Cavalliere nicht in der Stadt, sondern vor derselben in ihren Gartenhäusern; die Gesellschaft war im Garten versammelt; die erpichten Kegelschieber ließen sich nicht an der Kegelbahn stören; Einige junge Leute spielten Ball Andere wandelten in den Schattengängen auf und ab. Die Mode der salons bureaux d’esprit war nocvh nicht von den Ufern der Seine an die Donau und noch weniger an die der Mur verpflanzt, wiewohl die Freyin v. Purgstall, welche schon in ihrem vierzehnten Lebensjahr Latein und Mahlen gelernt, in der Kenntniß der Klassiker und in der Kunst einigen Fortschritt gemacht und mit einiger Anlage zu dem von den Engländern als Blue stoking blau gemerkten Charakter, wenn gleich kein Strumpf doch einigermaßen ihrer Vorliebe willen für Gelehrsamkeit und Gelehrte selbst als eine solche von anderen Frauen blau gemerkt war.“

Hammer.Purgstall Hainfeld Anna von Purgstall
Die beiden Murtore, das äußere aus dem 15. Jahrhundert und das innere aus dem 13. Jahrhundert, werden bei den Vorarbeiten für eine neue Hauptbrücke abgetragen. Erhalten bleibt nur der an die Franziskanerkirche angrenzende und im 17. Jahrhundert mit einer barocken Zwiebelhaube versehene Wehrturm, wodurch der Bettelorden trotz seines Turmverbotes doch noch zu einem imposanten Turm kommt.
1836 Murtor inneres.Murtor äußeres.Murtor
Die Ferdinandsbrücke, die erste und größte Kettenbrücke Österreichs wird erbaut.
Kettenbrücke Kettenbrücke Ferdinandsbrücke


Stadtansichten des in Triest geborenen Lithografen Joseph Kuwasseg (Kuwahseg): Murtor, Vom Schloßberg gegen NO, Aussicht gegen SW, Graz vom N, Graz vom S, Tabor, St.Leonhard, Schönau.

Murtor Graz Graz

Graz Tabor St.Leonhard Schönau

Der Hofgarten wird wird durch Häuser mit Biedermeierfassaden, darunter das Ständische Schauspielhaus, zum Franzensplatz (Freiheitsplatz) verbaut.

Für das Burgtor wird ein Torwachehaus errichtet, das heutige Cafe Promenade.

1837 Franzensplatz Burgtor
Graz Graz Schreibhof 1839 Infanterieregiment 27 Gratz

Durch Feldzeugmeister Freiherr von Welden wird der Schloßberg in eine Parkanlage umgewandelt. Er lässt "romantische Spalten" in den Fels sprengen und im NO das Schweizerhaus, ein Vergnügungsetablissement, bauen.

Auf dem Gelände zwischen Wielandgasse und Pestalozzistraße erbaut der Architekt Josef Benedikt Withalm das "Coliseum". Dieser größte Saal der Stadt Graz hat mehrere Reihen an Galerien, ist mit Landschaftsmalereien dekoriert, mit einer Glaskuppel überdacht und wird von einem Luster mit 160 Kerzen beleuchtet. Bis zu 3000 Personen feiern hier rauschende Feste.
Im zweiten Band seiner „Wanderungen durch Tyrol und Steiermark“ schreibt Franz Satori: „Eigenthümlich als Belustigungsort ist das im J. 1839 entstandene Koliseum, das Werk eines Privaten, Namens J. B. Withalm, ein Gebäude, welches in seinen Räumen Tanzlokale, Konzertsaal, Cirkus, Bierhalle, quasi-Kasernen, mit einem Worte, Alles vereinigt, was erforderlich ist, um einer größeren, gemischten Menschenmenge zum heiteren Tummelplatze zu werden.“

Coliseum Coliseum oliseum
Am 15. März 1840 vernimmt der Musiklehrer Jakob Lorber (1800-1864) eine innere Stimme, die ihn veranlasst, in Fortsetzung der Bibel eine auf 20000 Manusklriptseiten neue Offenbarung zu verfassen. 1840 Jakob Lorber
Blick vom Rosenberg Rosenberg Graz 1841 Waltendorf Kreutzer
Grazer Stadtveduten des Landschaftsmalers Conrad Kreutzer (1810-1861), der auch als Zeichenlehrer am Bischöflichen Knabenseminar tätig ist und einen gleichnamigen Sohn, von Beruf Schriftsetzer, hat: Rosenberg, Rosenberg, Graz vom Norden, Graz vom Westen, Waltendorf, Graz vom Osten, Mariatrost, Mariagrün, Mariagrün, St.Leonhard, Tobelbad, Eggenberg, Gösting, Graben, Stadtpark, Ferdinandsbrücke, Ferdinandsbrücke, Wall-Graben, Hauptplatz, Rathaus, Glockenspielplatz, Franzensplatz, St. Ägydius. Mariatrost Mariagrün Mariagrün
St.Leonhard Tobelbad Eggenberg Weizöttlbrücke Graben Stadtpark Kettenbrücke
Ferdinandsbrücke Wall-Allee Hauptplatz Hauotwacheplatz Glockenspielplatz Franzensplatz Dom

Unter der Schirmherrschaft von Josef und Maria Kober entstehen in der Leonhardstraße die kleine und große Reiterkaserne.
Der gebürtige Wiener Claudius Ritter von Pittoni lässt für die zu eng gewordene Leonhardstraße eine neue geradlinige Ausfallsstraße, die Pittonistraße, bauen.
An der Ecke zum Glasic erbaut der Architekt Georg Hauberrisser d.Ä. dem aus Frankfurt stammenden Johann Christoph Kees ein imposantes spätklassizistisches Palais.

Nach 53jähriger Abwesenheit können die Karmelitinnen wieder in Graz einziehen und erbauen an Stelle der Waldkapelle Maria Schnee mit ihrem wundertätigen Marienbild ihr Kloster in der Grabenstraße.

1842

Reitschule St.Leonhard Maria Schnee

Kaiser Ferdinand I. am Franzensplatz und Schloßberg. Franzensplatz Franzensplatz

Begründung und Bau des fürstbischöflichen Knabenseminars, Carolinum Augusteum, durch Fürstbischof Roman Sebastian Zängerle auf dem Grund des ehemaligen Herbersteingartens in der Grabenstraße.

Gustav Franz Ritter von Schreiner, Politwissenschafter und Literat, bemerkt über den Charakter der Grazer: „Der Charakter des gemeinen Grätzers hat übrigens manche Züge, die auf Vermischung mit slawischen Elementen hinweisen. Bei der Arbeit langsam, im Handeln bedächtig, ist er den Fremden minder zuvorkommend und allem abhold, erst wenn es vollkommen gelungen ist, gewinnt dieses aber nur langsam seinen Beifall. Ihm ist eine große Freundlichkeit eben auch nicht zu eigen, zum Gruße entschließt er sich nur schwer, es sei denn, daß die ihm begegnende Person von Einfluß auf sein Geschick wäre. Große Reinlichkeit ist bei den unteren Volksklassen nicht zu treffen." Die Zustände auf den Grazer Straßen beschreibt er wie folgt: "Die Mitte aller Straßen, die Herrengasse nicht ausgenommen, ist durch unbedeckte Rinnsäle zur Aufnahme und Ableitung des aus allen Häusern offen abfließenden schmutzigen Gossenwassers verunstaltet..."

1843 Augusteum Zängerle Bischöfliches Gymnasium

Im Westen werden die Zufahrtswege der Annen- und Keplerstraße zum neu errichteten Grazer Südbahnhof angelegt und die Strecke der Staatseisenbahn von Graz nach Mürzzuschlag eröffnet. Bald darauf auch nach Cilli.
Der Dichter der steirischen Landeshymne, Jakob Franz Dirnböck, beschreibt zwei Steirer, die am Bahnhof von Mürzzuschlag einen der ersten Züge bestaunen: "Nicht große, aber kräftige, stämmige Männer, der eine alt, der andere jung. Ihr Anzug ist der echt obersteirische, kurze Hosen von schwarz gefärbtem Geißleder, auf deren rechter Seite das metallene Besteck, und grüne Strümpfe decken die Beine, eng an den Knöchel liegende Schnürschuhe den Fuß. Über den rotgeblümten Brustlatz, der die Stelle der Weste vertritt, laufen die Arme des breiten grünen Hosenträgers, die Jacke mit den grünen Aufschlägen und Besatz ist der Hauptbestandteil der Kleidung, nachlässig über die Schulter geworfen tragen die beiden noch den lodernen Wettermantel. Der nationelle grüne Weismannshut mit Gemsbart und Schildhahnfeder deckt den Kopf. ... Verblüfft und vertieft stehen sie da, keiner spricht, ihre Augen starren unverwandt auf die Waggons und die eben aus dem Heizhaus steuernde Lokomotive."

In der dritten Strophe seines Dachsteinliedes heißt es über Graz: "Wo sich lieblich groß eine Stadt erhebt hart am Atlasband der grünen Mur,"
Auf seiner Rückreise von Rom nach Wien besucht der deutsche Dichter Friedrich Hebbel Graz und den Schloßberg: "Eine Aussicht wie die von dem herunter glaube ich in meinem Leben noch nicht gehabt zu haben. Gottlob, daß die Zeit der Vestungen vorüber ist, daß die Stapelplätze der Kanonen und der Bombenkessel sich in Gärten verwandeln."

1844

Bahnhof Bahnhof
Bahnhof Bahnhof

Eröffnung der neu erbauten Kettenbrücke (spätere Erzherzog-Franz-Carl-Brücke).

Im Redoutensaal des ständischen Theaters (Schauspielhaus) dirigiert der 20jährige Walzerkönig Johann Strauß Sohn sechs Konzerte vor jeweils 1000 Zuhörern. Das Parket ddient aber auch 2000 Tanzbegeisterter für Maskenbälle oder den beliebten, donnerstags stattfindenden "Neglige-Ball".

1845

Graz Graz

Gratz Heilandskirche Ferdinandsbrücke Gratz

Fertigstellung des Schweizerhauses am Schloßberg samt Cafe mit Billardtischen.

Schweizerhaus Türkenbrunnen

Abbruch des Inneren Paulustores.

Auf Anregung von Kaiserin Karolina Augusta begründet Fürstbischof Roman Sebastian Zängerle die Klosterschule "Dames du sacre coeur". Die ersten Ordensfrauen werden aus Paris berufen.

Notiz in der Zeitschrift "Stiria": "Seit einiger Zeit bemerkt man hier in Graz Frauen mit derart übergroßen Ohrgehängen, dass zu besorgen ist, selbe werden ihnen ihrer Schwere wegen das Ohr abreißen."

In seinen Briefen teilt Hans Michl aus der Obersteier seinem Göd, dem Sensenschmied in der Öd über Gratz folgendes mit: „Gratz im Jahr 1846. Das ist das Jahr, was aufn zweijährigen Krieg über d’Fraq, ob Grätz oder Gratz g’schrieben werden soll, gfolgt is. Der Streid hat wenig Blut, aber viel Tinten, Papier und Buchdrucker schwärz kost und is so ausgangen, wie gwöhnli jeder dispadat ausgeht. Jeder schreibt und red halt, wie er will. … In den Gratzer-Zirkeln; find‘ ma da nöt oft Maderln – Fräuln wollt‘ i sagn – kaum 12-13 Jahr alt, sö hör’n all’s, sö red’n über all’s – sö fühl’n si sogar beleidigt, wann’s nöd überall als stimmfähig ang’sehn werd’n; kommen’s auf an Ball, da drahn’s das Köpferl rechts und links; erzähln a un schöniert, daß den Ewigen Juden in der Ursprache lesen, und seufzen von Rudolf aus den Geheimnissen von Paris. Ist aber von der Hauswirtschaft, von Kochen, von Stricken u.s.w. die Red‘ – a dös is gemein !“

1846

 

Eggenberg Kalvarienberg Mariatrost Hallerschlößl Landhaus Landhaus Kettenbrücke

Stadtveduten von Johann Vinzenz Reim (1796-1858).

Architekt Benedikt Withalm erbaut den Gusseisen-Skelettbau, das "Eiserne Haus", am Südtirolerplatz.

Der schlesische Schriftsteller Karl von Holtei weilt von 1847 bis 1865 in Graz und berichtet in seiner Autobiografie „Vierzig Jahre“ von seinem Grazer Leben: „Wenn die Stadt Graz weiter nichts hätte, als ihren Fetzenmarkt und ihren Schloßberg, so wäre dies hinreichend, mich an sie zu fesseln !“

1847 Eisernes.Haus Withalm Haus von Eisen

Die Studenten überreichen Gouverneur Constantin Graf von Wickenburg eine Petition an den Kaiser, in der sie die Abschaffung der Zensur, die Lehr- und Lernfreiheit sowie die Pressefreiheit fordern.

Am 31.März führt die Erhöhung des Brotpreises zum sogenannten "Gratzer Bäckersturm".
Die akademische Legion unter dem Oberbefehl des Bürgerobersten Josef Andreas Kienreich sowie die Bürgergarde und das unformierte Bürgercorps unter Bürgermeister Dr. Andreas Hüttenbrenner sorgen für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung.

Erzherzog Johann wird am 29. Juni in Frankfurt zum Reichsverweser gewählt.
Am 2. Dezember dank Kaiser Ferdinand I. ab; ihm folgt Franz Joseph I. als neuer Kaiser.

1848

Wickenburg Freicorps Hüttenbrenner
Erzherzog Johann Kaiser Franz Joseph I.

Das Revolutionsjahr 1848 bringt nicht nur die Aufhebung der Grundherrschaften, sondern leitet auch zu einer Epoche über, die als Gründerzeit bekannt wird und sich in einem Historismus in der Architektur äußert. Das liberale Bürgertum bevorzugt den der Renaissance nachempfundenen Baustil, die Deutschnationalen und Konservativen die als altdeutsch empfundene Gotik. Zu den neuen alten Stilen gesellen sich noch die Palais und Villen des Adels sowie des materiell aufstrebenden Bürgertums.

 

 

Die Brüder Kleinoscheg beginnen in Graz mit der Schaumweinerzeugung.

 

Bischof Joseph Othmar Ritter v. Rauscher (1849-1853). 1849 Fürstbischof Joseph Othmar Ritter von Rauscher
Stahlstich Kuwasseg Graz

1850

Graz Schlachtbrücke Kriminalgebäude

Wilhelm Freiherr Kalchergger von Kalchberg erhält das Kommando über den Schloßberg und beschäftigt sich in der Folge mit dessen Geschichte. 1851 erscheint das Buch "Der Grazer Schloßberg und seine Umgebung".

Der aus Schlesien stammende Heinrich Laube wird in Wien Direktor des Hofburgtheaters. Über Graz vermerkt er: „Ich weiß von Graz sonst nichts Charakteristisches zu erzählen, als daß der Adel der Provinz, der sogenannte Kavalier, hier noch seine erste Heldenrolle spielt, daß man viele Kruzifixe sieht und daß ich des Nachts auf dem Heimwege die Stadt woanders suchte, als wo sie war. Trotzdem ich mich verirrt hatte und sehr spät nach Hause kam, fand ich die Wirtsstube meines Gasthauses noch belebt. Es wurden noch Hendln verspeist und Seidln getrunken. Die Backhendln sind bekanntlich der Mittelpunkt der österreichischen Nationalität. Es ist ein historischer Fehler, daß die Österreicher nicht ein Backhendl im Wappen haben.“

In der Leonhardstraße wird der spätere Burgschauspieler und Freund von Johann Strauß, Alexander Girardi, geboren. Während seiner Gesellenzeit als Schlosser spielt er am Theater des Katholischen Gesellenvereines am Kaiser-Franz-Joseph-Kai.

Girardi

Franz Sales Engelhofer gründet im Herbst ein Kaffeehandelsgeschäft, aus dem sich ein Werk zur Bonbonerzeugung entwickelt.

1851

 

Das Barockpalais in der Sackstraße wird zum "Hotel Erzherzog Johann" adaptiert.

In Andritz baut der Ungar Joseph Körösi eine Maschinenfabrik.

1852

Körösi Maschinenfabrik Andritz

Bischof Ottokar Maria Graf v. Attems (1853-1867).

Palais Kottulinsky und Künigl.

1853 Bischof Ottokar Maria Graf von Attems Kottulinsky Palais Künigl
Die aus Deutschland stammenden Brüder Reininghaus übernehmen die Brauerei am Steinfeld.   Reininghaus Reininghaus Reininghaus

Der deutsche Schriftsteller Heinrich Rudolf Constanz Laube, Intendant des Wiener Burgtheaters sowie Gründer und Direktor des Wiener Stadttheaters, schreibt nach einem Besuch in Graz über die Schönheit der jungen Grazerinnen: "Es gedeiht hier ein schöner Menschenschlag, namentlich in Graz. Dort im Theater habe ich Claurensche Mädchen gefunden, mit allen kleinen materiellen Schönheiten, mit Grübchen, mit Rosen und sonstigem Detail. Graz ist wirklich ein Ort, wo man das 'Vergißmeinnicht' noch einmal lesen könnte. Die Romantik ist noch in ihren Kinderschuhen, die Mädchen sind kurios verführerisch. Dicht am Schloßberge steht ein besonders hohes, schönes Haus, aber das Mädchen, das am Fenster saß, reizte mich noch mehr. Ich versuchte einen kleinen Roman, aber ich mußte die ersten Zeilen wieder ausstreichen, um schnell nach Wien zu kommen."

1853

Grazerin

Der Schriftsteller Leopold Ritter von Sacher-Masoch lebt seit 1854 in der Jahngasse 9 in Graz (im späteren Elternhaus von Dr. Karlpeter Elis), studiert Rechtswissenschaften, Mathematik und Geschichte, habilitiert und lehrt an der Universität Graz. Hier lernt er auch seine erste Frau, die Handschuhmacherin Laura Rümelin, kennen, die sich ihm beim ersten Zusammentreffen zur Tarnung als vornehme russische Gräfin Wanda von Dunajew vorstellt und später unter dem Pseudonym Wanda Dunajew die Protagonist in seinen berühmten Roman "Venus im Pelz" wird, der zum Ursprung für die Begriffsbildung "Masochismus" wird. Als sie ihm ein Kind gebiert, heiratet er sie 1893.
Das sehr alte Eckhaus an der Jahngasse zur Wickenburggasse wird auch Wohnsitz von Peter Rosegger, Friedrich von Hurter und Dr. Karlpeter Elis
.

1854

Sacher Masoch Jahngasse 9 Jahngasse 9

Da Prinz Alexander von Hessen die nicht standesgemäße Hofdame Julia Jauke heiratet, muss er den Hof verlassen. Er tritt in den österreichischen Militärdienst ein und kommt nach Graz, wo sein ältester Sohn Ludwig am 24. Mai 1854 geboren wird, der es später in England bis zum Lord der Admiralität bringt und seinen Namen Prinz von Battenberg in Mountbatten, die englische Übersetzung, ändern lässt. Sein Enkel, Prinz Philipp Mountbatten von Griechenland, heiratete 1947 die englische Kronprinzessin und jetzige Königin Elisabeth II., womit der jetzige Mann der Queen einen Grazer als Großvater hat. Prinz Alexander von Hessen und Julia Hauke Ludwig con Battenberg Mountbatten
Der Präsident der Hofkammer, Baron von Kübeck, beauftragt 1843 den venezianischen Ingenieur Carl Ritter von Ghega mit dem Bau der Semmeringbahn. 20000 Arbeiter lassen eine Strecke mit 16 Viadukten, 15 Tunnels und 100 Brücken entstehen. Mit dem Abschluss der Arbeiten zur Überwindung des Semmerings kann die Südbahnverbindung von Wien über Graz nach Triest geschlossen werden und am 17. Juli der erste Zug über den Berg dampfen. "Das kohlfinstere Loch war schier so groß, dass darin ein Haus hätte stehen können, und da ging eine Straße mit zwei eisernen Leisten daher. Dann hat sich auf der eisernen Straße ein kohlschwarzes Wesen genähert. 'Kreuz Gottes', rief mein Pate, 'da hängen ja ganze Häuser dran.' Und wir sahen einen ganzen Marktflecken mit vielen Fenstern heranrollen, und aus den Fenstern schauten lebendige Menschenköpfe heraus." (Peter Rosegger) Carl.Ghega semmering Semmeringbahn Semmering
Unter der Leitung des aus Novi Vrbas in der Batschka kommenden Stadtbaumeisters Jakob Bullmann werden 60% der Grazer Gründerzeithäuser, darunter auch der Industriebau der Seifenfabrik, errichtet. 1855 Jakob Bullmann Seifenfabrik
Anlässlich des Besuches von Kaiser Franz Joseph I. und seiner Gattin Elisabeth wird in der Annenstraße ein Triumphbogen sowie am Anfang der von Pittoni- auf Elisabethstraße umgetauften Prachtstraße eine hölzerne "Elisabethsäule" mit der Büste der Kaiserin errichtet.

Beginn der Errichtung der Ringstraße mit Burg-, Opern- und Joanneumring.

1856

 

Annenstraße Annenstraße Elisabethsaeule
In dem Roman „St. Ägidiuskirche in Graz“ beschäftigt sich Joseph Freiherr von Erben mit den näheren Umständen der Tattenbach‘schen Verschwörung. Darin finden sich auch Schilderungen über Graz: “Auf den Gassen wurde es lebhaft, die Leute gingen zur Kirche oder kamen aus derselben. Alles hatte ein feierliches, dem gottgeweihten Tage würdiges Aussehen. Die Leute waren mit ihren Feierthagskleidern angethan, deren Luxus aber durch die Polizei-Verordnung vom Jahre 1659 eingeschränkt worden war, worin den verschiedenen Ständeclassen vorgeschrieben wurde, welche Kleider ihnen zu tragen gestattet wären. Die Bauern in ihren blauen Jacken und rothen Weste, den schwarzledernen kurzen Hosen, blauen Strümpfen, Bundschuhen und den runden Hüten mit spitzem Gupfe sahen damals lange nicht so gut aus, wie die jetzigen Landleute in der obersteier’schen Tracht. Die Bürger in ihren Festgewändern, meist von schwarzer Farbe, mit weiten bauschigen Hosen, um den Leib einen breiten Gürtel von lackirtem Leder mit einer stählernen oder silbernen Schnalle zusammengehalten, ihre Ehefrauen am Arme führend, welche meist in weiten damstenen Kleidern einherrauschten, mit dem silbernen Gürtel geschmückt und auf dem Kopfe Hauben von schwarzem Tuche oder Sammt mit Steinmarder- oder Fuchsrücken verbrämt. Die größte Menge strömte zur St. Aegidiuskirche, da sie, wie noch jetzt, ihres schönen gothischen Baues und der vielen historischen Denkmale wegen, die für den Steiermärker so erinnerungsreich sind, besonders besucht war. Doch sah es zur Zeit unserer Geschichte noch ganz anders bei der alten Kirche aus als jetzt; das Burgthor war wegen der einst drohenden und oft wiederkehrenden Türkengefahr zugemauert worden, und nur ein kleines, in der Regel aber geschlossenes Pförtchen führte durch den Wall hinaus. Rund um die Kirche und das Mausoleum zo sich ein kleiner Friedhof, der damals noch benützt wurde. Die ziemlich nidere Mauer führte auf der Seite gegen die Burg hin, bis zu jenem Pfeiler, der den aus der Burg in die Kirche führenden, dreistockhohen Gang trug. Wo jetzt das Theater steht, befand sich 1610 und 1671 der zur Burg gehörige Garten, und von dem Collegium der Jesuiten – dem jetzigen Priesterhause – führte über die Bürgergasse ein gedeckter Gang zur Kirche. Im Winkel, welchen das Mausoleum und das heutige Militär-Commando bilden, befand sich ein Häuschen. Vor der Friedhofsmauer standen einzelne Gruppen von Bürgern und Landleuten. Der alte Mesner in seinem schönsten rothen Gewand lehnte vor der kleinen Thüre, welche hinter dem Hochaltare gegen das Burgthor zuführt, und harrte auf die geistlichen Herren, welche das Hochamt halten sollten.“

1857

Die St. Aegidius-Kirche in Graz

Johann Weitzer errichtet eine Wagenfabrik, aus der sich der Waggon- und Lokomotivenerzeuger SGP entwickelt.

Dem Wunsch der Voitsberger-Köflacher-Maria Lankowitzer Steinkohlengewerkschaft entsprechend, die in den weststeirischen Revieren abgebaute Kohle nach Graz zu transportieren, erlaubt ein kaiserliches Privilegium den Bau und Betrieb einer „Locomotiv-Eisenbahn“ von Köflach nach Graz. Ab 3. April 1860 führt die Graz-Köflacher Eisenbahn- und Bergbau-Gesellschaft diese Eisenbahnstrecke im Eigenbetrieb

.Am 27. Juli erfolgt die Eröffnung der durchgehenden Strecke der k.k. Südbahn oder "Erzherzog-Johann-Bahn" von Wien-Südbahnhof über den Semmering und Graz nach Triest-Centrale.
Von Triest aus startet auch die von Bernhard Freiherr von Wüllerstorf-Urbair befehligte österreichische Fregatte Novara zu ihrer Weltumsegelung.

Weitzer Weitzer Simmering-Graz-Pauker Graz-Köflacher-Bahn
Novara

Ulrichsbrunn Geidorf Hilmteich Kienreich Graz
Das Eiserne Tor wird abgetragen. 1860  
Der geborene Wiener Moritz Ritter von Franck wird der erste frei gewählte Bürgermeister von Graz (1861-70). Er wohnt im Palais Kees am Glacis und lässt den Stadtpark anlegen.
Landeshauptmann wird Karl Graf von Gleispach.
1861 Moritz Ritter von Franck Karl.Graf v.Gleispach

Im Palais Khuenburg in der Sackstraße 13 wird Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich, der später als Thronfolger von Kaiser Franz Joseph in Sarajevo ermordet wird, geboren.

Gründung der "Akademie für Handel und Industrie" (Handelsakademie) durch die Grazer Kaufmannschaft in der Kaiserfeldgasse. Einer der ersten Schüler ist Peter Rosegger: "Wohlgemut, ungezwungen und natürlich trat Peter in den Kreis von etwa 60 Altersgenossen, ausgerüstet mit sehr wenig Schulweisheit, aber aus seinen Augen glänzte ein helles Licht, das der liebe Gott jenen anzündet, die andere durch dieses finstere Leben zu führen bestimmt sind."

Eugen Spork beleuchtet in seinem satirischen Büchlein „Eisele und Beisele“ die Ereignisse um das große Grazer Sängerbund-Fest: „Graz ist eine Stadt in der Steiermark an der Mur. Seine Bewohner teilen sich dem Berufe nach in: Pensioniste, Beamte, Bürger, Sänger, Turner, Gewerbetreibende und Rinstraßen-Bewunderer. Die Naivetät der Lebensmittel verkaufenden Landsleute streift hart an Grobheit. Auch in Graz gibt’s Hausherrn, welche Parteien mit Kindern nicht aufnehmen wollen. Es gibt viele Kaffeehäuser, darunter mehrere, die obschon im 1. Stock, dennoch bereits Parterre sind; In einigen ist der Kaffee gut; in anderen ist er klein, aber bitter; in wieder andern ist er bitter, aber die Marqueurin ist nicht bitter; mehrere Kaffeehäuser halten sich am Wasser, einige über Wasser  … In Graz wird unter 3 Feuerwerken Eines, und unter 9 Sängerfahrten 7 verregnet. Graz hat jährlich zwei Märkte, mehrere Liedertafeln, 52 Turnausflüge und nur einen Wunderdoktor.“

1863

Erzherzog Franz Ferdinand Sackstraße.18 Handelsakademie

Ein auf dem Gelände der ehemaligen Stadtmauer, dem Glacis, befindlicher hölzerner Zirkus wird in das 12eckige "Thalia-Theater" (ab 1872 "Stadttheater", ab 1887 "Theater am Stadtpark") umgebaut und am 28. März eröffnet. 1864 Thalia Thalia
Hauptplatz   Schillerplatz Schörglschlössl
Kaiser Franz Joseph besucht am 4. Juni die Grazer Wechselseitige Versicherungsanstalt. 1865 GRAWE

 

1866  
Feldmarschallleutnant Heinrich von Österreich fungiert als Divisionskommandeur unter anderem in Graz und Brünn. Er kämpft mit Auszeichnung in der Schlacht bei Custozza.

Feldherr Ludwig August Ritter von Benedek zieht sich nach der Niederlage am 3. Juli bei Koniggrätz in eine Villa in der Beethovenstraße 4, wo er am 27. April 1881 vereinsamt stirbt und am St. Leonhard Friedhof begraben wird.
Heinrich von Österreich Benedek Königgrätz
Bischof Johannes Baptist Zwerger (1867-1893), Bahnbrecher für die Regotisierung.
Domherr Alois Karlon (1881-1902) ist der Begründer des „Grazer Volksblattes“, des Katholischen Pressvereines und der katholisch-konservativen Partei.
1867 Bischof Johannes Baptist Zwerger Johann Karlon Volksblatt
Bau der landschaftlichen Turnhalle (heute Landesturnhalle in der Jahngasse). 1869  

In Bahnhofsnähe, am Areal des landwirtschaftlichen Versuchshofes in der Annenstraße, findet in einer riesigen provisorischen Halle die erste Industrie- und Landwirtschaftsausstellung, die Vorläuferin der Grazer Messe, statt. 1880 übersiedelt die Ausstellung dann in einen festen Bau, die Industriehalle, in der neben Rinderschauen auch Bällen 1883 die erste "kulturhistorische Schau" stattfindet.

Am Lend entsteht mit den Puntigamer Bierhallen das größte Unterhaltungs-Etablissement der Stadt.

1870 Bahnhof Versuchshof Industriehalle

Bürgermeister Moritz Ritter von Schreiner (1970-73).
Moritz Edler von Kaiserfeld, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, ist von 1871-84 Landeshauptmann der Steiermark.

Die Initiative des Bürgermeisters Moritz Ritter von Franck für eine gärtnerische Ausgestaltung des Glacis findet mit der Eröffnung des "Stadtparks" seinen Abschluss.

Am 7. April stirbt Wilhelm von Tegetthof nach einer Lungenentzündung im Alter von 43 Jahren in Graz. Sein Sieg in der Seeschlacht von Lissa am 20. Juli 1866 gegen die Übermacht der italienische Flotte machte ihn zu einem Seehelden.

1871

Schreiner Landstube Kaiserfels
LissaTegetthoff

Unter dem Pseudonym „Heinrich von der Dreysen“ schreibt 1872 der Buchdrucker Leopold Stiefvater den Roman „Der Scharfrichter von Graz“.

1872 erscheint der Roman "Carmilla" von Sheridan Le Fanus, der auf einem eine Tagesreise von Gratz entfernten "styrian castle" spielt, wo die lesbische Vampirin Camilla in leidenschaftlicher Liebe zur jungen Laura entflammt, die ihr erzählt: "Sie haben bestimmt von dem grässlichen Aberglauben gehört, der in der Steiermark, in Mähren, in Schlesien, im türkischen Serbien, in Polen und sogar in Russland grassiert, dass es Vampire gibt.". Historische Vorbilder für die beiden Frauen waren Elisabeth Bathory, die sich durch das Blut junger Mädchen verjüngt habe (Sacher-Masoch erzählt davon 1874 in seinem Roman "Ewige Jugend"), und die Vampirin Barbara von Cilli, die Frau von Kaiser Sigismund, König von Ungarn und Kroatien.

1872 Vampirismus

1873-85 Bürgermeister Wilhelm Kienzl.

Eröffnung des Grazer Ostbahnhofes mit einer Zugsverbindung nach Ungarn.

Der von Jean Jules Klagmann für die Wiener Weltausstellung gestaltete "Franz-Joseph-Brunnen" wird um 34000 Gulden für den Grazer Stadtpark gekauft.

1873

Kienzl Ostbahn

In der Sackstraße wird von Carl Kastner und Hermann Öhler das Kaufhaus Kastner & Öhler gegründet und zum größten Warenhaus Österreichs ausgebaut.

Kastner Öhler Kastner & Öhler

Kastner Kastner & Öhler Kastner Kastner&Öhler Kastner & Öhler
Schloss Gösting Daniel Wiesler Graz Dreifaltigkeitssäule 1874

Stadtpfarrkirche Stadtparkbrunnen Goldene Birn

Als der Bourbonen-Prinz Don Alfonso de Austria Este eine Villa in der Körblergasse bezieht, kommt es bei seinem Kirchgang am 28. April vor dem Dom zu Protesten, weil er seinem Bruder im blutigen Kampf um die Krone geholfen hatte. 1875

Don Alfonso de Bbourbon y Austria Este Don Alfonso

Der prominenteste Vertreter der politischen Dichtung im österreichischen Vormärz, Anastasius Grün (eigentlich Anton Alexander Graf Auersperg) stirbt in seinem Haus in der Elisabethstraße 5.

Für den Handelsmann Johann Kleinoscheg wird in der Sackstraße das "Kleiderbauerhaus" errichtet.

1876

Anastasius.Gruen Dreifaltigkeitssäule

Gründung der Papierfabrik Arland druch Viktor Czerweny.

1877

 

Arland
Errichtung des Erzherzog-Johann-Brunnens am Hauptplatz mit allegorischen Statuen der Flüsse Mur, Enns, Drau und Sann.

1878

Graz Erzherzog-Johann-Brunnen

Neubau des Südbahnhofes im klassizistischen Stil.

Mit ungarischen Rossen nimmt die erste Pferdetramway am 7. Juni mit der Strecke Südbahnhof - Jakominiplatz ihren Betrieb auf.

Südbahnhof Südbahnhof

Pferdetramway Pferdetramway

Leopold von Sacher-Masoch, als Sohn des Grazer Polizeipräsidenten Hofrat Leopold von Sacher-Masoch in Lemberg geboren und mit Angelika Aurora Rümelin verheiratet, die sich analog seiner Novelle "Venus im Pelz" Wanda von Dunajew nennt, ist bereits mit 20 Jahren Privatdozent für deutsche Geschichte in Graz. Ab 1879 gibt er in Graz die illustrierten Monatshefte „Schwarze Punkte“ heraus. Ursprünglich in der „Grazer Morgenpost“ erschienen, werden sie wegen ihrer aggressiven Kritik bald abgelehnt, so dass sie zuerst als selbständige Exemplare in der Druckerei „Gutenberg“ gedruckt, schließlich aber von einem ungarischen Verlag in Groß-Kanizsa herausgegeben werden müssen. In einem Kapitel mit dem Titel „Die Schwarzen Punkte und ihre Gegner“ schreibt Sacher-Masoch: „Wenn man, wie ein echter Schildbürger, Graz niemals verlassen, oder höchstens Reisen nach Puntigam und Judendorf unternommen hat, kann man immerhin Goethe’s Vers aus den römischen Elegien variieren und Ausrufen: ‚Eine Welt zwar bist du o Graz !‘ Und wenn man auch nur für einige Jahre an die Grazer Scholle gebunden ist, kann man sich vielleicht in der Illusion wiegen, in einer großen Stadt zu leben; sobald man aber wieder einige Zeit in der wirklich weiten Welt zugebracht hat und in die Stadt der Grazien zurückkehrt, erschrickt man geradezu, wie klein das alles ist. Allerdiongs ist Graz ausgedehnt, aber, wie es scheint, nur, damit neben 10000 intelligenten Menschen, 80000 Abderiten darin Platz haben; in jeder anderen Beziehung ist es ebenso klein wie die Hauptstadt von Liliput, in der jeder halbwegs gut entwickelte Mensch für einen Riesen angesehen wird und den kleinen Köpfen und Herzen entsetzliche Furcht einflößt. Was Bildung betrifft, stehen manche unserer Abderiten mit den Kaffern und Hottentotten in der That auf gleicher Stufe. Wäre Rosegger’s Talent nicht durch die Protection eines Dr. Svoboda auf Abwege geraten, so hätte er vielleicht als Volksschriftsteller wirlich etwas leisten können.“

1879 Sacher-Masoch Wanda von Dunajew

Die Burggasse 16 in Graz ist 34 Jahre lang, von 1880 bis 1918, die Heim- und Wirkungsstätte des steirischen Heimatdichters Peter Rosegger.
In einem seiner vielen Aufsätze in der Zeitschrift „Heimgarten“ erinnert er sich an einen Besuch auf dem Fetzenmarkt in Graz: „Damals ging der Fetzenmarkt vom Cirkusgebäude fast bis an die Stelle, wo heute der Stadtparkbrunnen steht. Das war ein Meer von Menschen und Buden und Fetzen. Wenn man ein paar Jahrmärkte zusammenstellt, und ein Volksfest hinein und ein Dutzend Schnaps-, Käse-, Salami-, Kaffee-Boutiquen und etliche dreißig Trödlerhütten und inzwischen jedes noch übrige Stückchen grünen Erdbodens mit Fetzen und Gerümpel düngt und säet vornehme Stadtherren und Stadtfräulein, Bauernvolk, Krämervolk, Studenten, Taschenspieler, kroatische Zwiebelhändler, Juden, Soldaten und ein paar hundert Bettler hinein – so hat man den Fetzenmarkt beisammen, wie er noch vor 15 Jahren war. Gewinnsucht und Elend, Lustbarkeit und Hunger fanden sich ein; es war. als ob der Herrgott eine ganze Welt mit Arm und Reich in Fetzen zerrissen, durcheinandergemengt und auf das Grazer Glacis hingestreut hätte.“

1883 schreibt er im "Heimgarten": "O Graz, Du geliebte Stadt! Busch und Wald, Vogelgesang und Frieden, Bergluft und den Blick des weiten Himmels, all das kannst Du geben mitten in Deinem Weichbilde und wer eine Stunde dafür frei hat."

1880 Rosegger Rosegger Rosegger
Der Komponist und spätere Opernkrorrepetitor am Städtischen Theater in Graz, Robert Stolz, wird im Palais Inzaghi am Grazer Mehlplatz geboren, wo sein Vater Jakob einen musikalischen Haushalt führt, in dem musikalische Größen wie Brahms oder Bruckner verkehren. Robert.Stolz
Die Ferdinand-Kettenbrücke (Keplerbrücke) wird durch eine Eisenbrücke ersetzt.
Kurz darauf Eröffnung der Albrechtsbrücke (spätere Tegetthoffbrücke).
1883 Ferdinandbrücke Keplerbrücke Albrechtsbrücke

Am 8. Juni Besuch von Kaiser Franz Joseph in Graz.

Der Schriftsteller Robert Hamerling lebt ab Herbst 1866 in Graz, wo seine fruchtbarste literarische Schaffensphase beginnt. Am 13. Juli 1889 stirbt er in Stifting im Alter von 59 Jahren.
Im siebenten Jahrgang der Zeitschrift „Heimgarten“ macht sich der Dichter Gedanken über die Grazer Kunstszene: „Graz steht nicht im Rufe einer kunstsinnigen Stadt. Die Werke des Pinsels und Meißels wenigstens finden, wie die Künstler versichern, hier wenige Abnehmer, und immer mühsamer fristet das Theater, immer wieder von Krisen bedroht, sein Leben fort. Fehlt es der Bevölkerung an Neigung für Kunstgenuß? oder an den Mitteln hierzu? oder an Beidem? Ich behaupte: weder an diesen noch an jener. Die Neigung fehlt nicht – warum sollte sie das eben hier? – aber sie schlummert. Sie wird überhöht von einer starken Strömung anderer Art: der regen, mit allen Mitteln geförderten Pflege geselligen Lebens.“

Kaiser Franz Joseph Landhaus Hamerling
1884-93 Landeshauptmann Ladislaus Gundaker Graf v. Wurmbrand-Stuppach.
1885-97Bürgermeister Ferdinand Portugall.

Die 1855 in Graz als Marianne Preindlsberger geborene Malerin heiratet in London Adrian Scott Stokes und wird als, beinflusst von den Präraffaeliten als Mrs. Marianne Stokes eine der führenden Künstlerinnen im viktorianischen England.
1884 Wurmbrand-Stuppach Portugall Marianne Stokes Marianne Stokes

Nach den Plänen von Alexander Wielemann und Theodor Reuter Aus- und Umbau des Rathauses durch den Zukauf angrenzender Gebäude im späthistorisch-altdeutschen Stil mit Kuppelaufbau sowie Verzierung der Fassade mit Nischenfiguren.

1887 Rathaus 1892.Rathaus Rathaus
Zeughaus, Landhaus (Ecke Landhausgasse / Schmiedgasse).

Gustav Stroried schildert in seinen „Grazer Bildern“ Ereignisse auf bestimmten Straßen und Plätzen: „Beim Luegg ist auch der Ausgang der großen Promenade zu suchen, die sich linksseitig des Hauptplatzes und der Herrengasse bis zur Stadtpfarrkirche erstreckt und besonders in den Dämmerstunden der Winterabende stark frequentiert wird. Hier wandelt man, um zu sehen und gesehen zu werden. Die Stadtparkpromenade ist ja im Grunde genommen ein Schauspiel, dessen Genuß man sich im Fauteuil behaglicher hingibt, als im Steh- oder Gehrume. Doch auch zur Anknüpfung und Fortsetzung von Bekanntschaften bietet der Park ein zweckdienliches Feld, ebenso dient er oftmals zu zärtlichen oder geschäftlichen Zusammenkünften. … Der Carneval ist die Sauregurkenzeit der Familienväter, die für ein halbes Dutzend schutzbedürftiger, d.i. heiratsfähiger Töchter den Toilettenaufwand aus oft karger Kasse zu bestreiten haben. Man will ja durch möglichst vorteilhafte Hervorkehrung aller Reize anziehen, um nicht mehr loszulassen; ein verfehltes Unternehmen, das höchst selten glückt, denn der bürgerlich situierte Freier gründet sein häusliches Glück lieber auf dem ehefesten Fundamente des Küchenherdes, als auf dem glatten Parket des Tanzbodens, auf welchem man nur allzu leicht strauchelt.“
Zeughaus Landhausgasse Schmiedgasse Landhaus
Auf der Mur nehmen die Schiffe "Styria" und "Graz" den Schiffsverkehr auf. Styria Murdampfschifffahrt Mur
Eröffnung der Technischen Hochschule durch Kaiser Franz Joseph. 1888 Technik Technik

Fürst Alexander I. von Bulgarien, Sohn des eine zeitlang in Graz lebenden Prinzen Alexander von Hessen, tritt nach seiner Abdankung in den österreichischen Militärdienst ein und lebt als Offizier in der Villa Hartenau in Graz. Als er die nicht standesgemäße Kammersängerin Johanna Loisinger aus Linz 1889 heiratet, verzichtet er auf Namen und Titel und nennt sich ab nun Graf von Hartenau. Mit nur 36 Jahren stirbt er am 17. November 1893 im Rang eines k.u.k. Generalmajors an Tuberkulose und wird mit einem „in Graz noch nie gesehenen Gepränge“ auf dem St.Leonhard-Friedhof bestattet; sein Leichnam aber schon bald in die St. Georgs-Kapelle nach Sofia überführt.
In die Villa Hartenau in der Leechgasse 52 zieht 1938 die SS ein, 1945 folgen die Sowjets und schließlich die Engländer.

1889 Alexander I. von Bulgarien Johanna Loisinger Villa Hartenau

Ferry-Schlößl in der Zusertalgasse, die 1939 von der deutschen Reichsrundfunkgesellschaft erworben wird, nach dem Krieg Sitz des britischen Militärsenders ist und in der von 1954 bis 1981 der ORF sein steirisches Programm produziert.

Zarenvilla in der Krottendorferstraße vom russischen Architekt mit deutscher Abstammung Fjodor Ossipowitsch (Franz Albert) Schechtel (Фёдор Осипович Шехтель), einem der Begründer des Jugendstils in der Baukunst.

Im Kaufleute-Haus in der Sackstraße etabliert sich die Buchhandlung Kienreich.

1890 Ferry Schlößl Ferryschlößl Zarenvilla
Sackstraße Post Sporgasse Prokopigasse Postgasse Sparbersbachgasse Hilmwarte Reinerkogel
Bauherr Fürstbischof Johann Zwergler weiht das von Georg Hauberrisser d.J. im neugotischen Stil geschaffene größte Grazer Gotteshaus, die Herz-Jesu-Kirche, ein.
Ab 1891 Bau des Hauptgebäudes der Karl-Franzens-Universität im Neo-Renaissance-Stil.

Entwurf für Schloßbergprojekt.

1891

Herz Jesu Kirche Schloßberg

Die Franz-Carl-Kettenbrücke ist durch eine Eisenbrücke ersetzt.
Kurz darauf Eröffnung der der hölzernen Kalvarienbrücke (1894) und Radetzkybrücke (1896).

Errichtung des Direktionsgebäudes der von Erzherzog Johann gegründeten "K.k. Wechselseitigen Brandschaden Versicherungsanstalt" in der Herrengasse.

1892 Franz-Carl-Brücke Franz-Carl-Brücke Franz-Carl-Brücke
Kalvarienbrücke Radetzkybrücke

Landeshauptmann Edmund Graf v. Attems (1893-96).

Am 19. März Beginn des Baues der dampfbetriebenen Drahtseilbahn auf den Schloßberg durch Ludwig Schmidt, Carl Fritscher und Georg Otterman. Die Jungfernfahrt erfolgt am 25. November 1894.

1893-1927 Fürstbischof Leopold IV. Schuster

1893 Attems Schloßbergbahn Schloßbergplateau Fürstbischof Leopold IV. Schuster
Auf dem Platz bei der Landesturnhalle wird am 18.März von zwei Mannschaften des "Akademisch-Technischen-Radfahrvereines" das erste Fußballspiel Österreichs ausgetragen. Initiator ist der Prager Medizinstudent Aust Wagner, dessen Eltern ihn zum Studium nach Graz schickten, um ihn daheim vom Fußball fernzuhalten. 1894 ATRV
Eröffnung des neuen Hauptgebäudes der Karl-Franzens-Universität durch Kaiser Franz Joseph am 4. Juni. 1895 Karl-Franzens-Universität Karl-Franzens-Universität
Karl-Franzens-Universität Karl-Franzens-Universität Aula Universitätsbibliothek Karl-Franzens-Universität Karl-Franzens-Universität

Unter der Ära von Bürgermeister Franz Graf (DVP, 1897-1912) wird das Amtshaus und Opernhaus erbaut.
Kaiserlicher Statthalter in der Burg ist Manfred Graf Clary-Aldringen und Edmund Graf von Atems leitet im Landhaus die landesständische Politik.

Bram Stokers herausgegebener Roman "Dracula" sollte ursprünglich "Dracula The Undead" heißen und in der Steiermark spielen. In der Vorstudie zu seinem Roman "Draculas Gast" wird eine "Gräfin Dolingen von Gratz in der Steiermark" erwähnt, durch die ein mächtiger eiserner Pfahl hindurchgetrieben wurde. Auf ihrem Grabstein steht " Dead travel fast" (Tote reisen schnell).

1897 Graf Opernhaus Oper

Die Erzählung „Edelherz“ von Josef Scheicher spielt zum Großteil auf dem Griesplatz: “Der Griesplatz in Graz an der äußersten Grenze der Stadt gelegen, hat ein von der Stadt ziemlich verschiedenes Ansehen. Nobles Volk, Nichtstuer wohnen nicht daselbst. … Der Charakter der Bewohner ist streng bürgerlich und solid. Es kann vorkommen, daß ein echter Sohn der Vorstadt Gries seine Witze macht über die schwindlerisch angehauchten Herren aus der Stadt. Dies dürfte auch die Ursache sein, warum viele Landsleute, welche ihr Geschäft in die Stadt führte, fast ausschließlich in dieser Vorstadt einkehren. Den soliden Bürgern, die gar nicht zu hoch oben aus sind, vertraut sich der steirische Bauer lieber an, als den ihn gerne hänselnden Culturmenschen. Man sieht darum am Griesplatz am häufigsten die strammen Gestalten der Landsleute herumwandeln; man bemerkt da die verschiedensten Trachten, wie sie in den fernsten Tälern des grünen Alpenlandes getragen werden. Die schmucken Mürzthaler von der oberen Mur kommen hieher, die Raabthaler, durch die Fruchtbarkeit ihres Bodens etwas behäbig gemacht, die rauflustigen Schilchertrinker, d.i. die Söhne des Stainzerbodens, der Rosenkogelgegend und aus dem Kainachthale kann man schon von Weitem m nicht gerade sehr schönen, aber kernigen Dialekte erkennen; selbst die schmachtäugigen Bewohner des Unterlandes, die Windischen, finden oft in dieser Vorstadt ein zeitweiliges Heim.“

1898  

Die Grazer Tramway Gesellschaft stellt im Juli den Transportverkehr vom Pferdeantrieb auf den elektrischen Betrieb um.

1899

Tramway Elektrische Herrengasse

Das Stadtheater wird abgerissen. Die letzte Vorstellung findet am 31. Mai 1899 mit Alexander Girardi als Valentin im "Verschwender" statt.

Stadttheater Stadttheater Verschwender
An Stelle des ursprünglich 1630 errichteten Georgikirchleins mit einem dazugehörigen Friedhof für arme Leute, ensteht 1786 ein Gastgarten mit dem 1823 angeschlossernen Carolinenbad, 1867 die "Puntigamer Bierhalle" - Versammlungsplatz der sozialistischen Arbeiter - und schließlich 1888/89 das Varietetheater "Orpheum". Es fasst bis zu 1000 Besucher. 1905 wird eine Sommerbühne angeschlossen; später ein Kino, das "Haus der Jugend" und heute ein Kulturzentrum. Orpheum Orpheum
Das Grazer Opernhaus wird im neobarocken Stil von den Architekten des Fellner & Helmer erbaut und am 16. September 1899 nach 17monatiger Bauzeit mit der Aufführung von Schillers "Wilhelm Tell" eröffnet. Fellner.Helmer Opernhaus

Mit 1. Jänner wird die "Krone" als neue Währung in der Donaumonarchie eingeführt.

Die äußeren Stadtbezirke von Graz werden in das Tramwaynetz einbezogen.

1900 Schloßberg Mariagrün Tramway Mariatrost
Eggenberg Gösting Andritz Remschmidt Platte Hilmteich
Hilmteich Mariagrün Stiftingtal Ragnitz Kreuzwirt Lawugger St. Gotthardt

Am 14. August Gründung des "Grazer Athletiksportklubs" (GAK).

Für das 6. Deutsche Sängerbundfest wird auf dem Trabrennplatz (Messegelände) eine gigantische hölzerne Veranstaltungshalle mit einer Länge von 96m und einer Breite von 21m für 20.000 Besucher gebaut.

Der Gymnasialprofessor Ludwig Mayer rühmt Graz in 927 Hexameterversen als Stadt der Grazien. Über das Joanneum dichtet er: "Stattlich erhebt sich gegenüber ein Bau mit rundlicher Kuppel. Mancherlei Schätze finden sich hier in sinniger Ordnung."

1902 Trabrennplatz
Ministerialrat Maximilian Freiherr von Washington und sein Sohn k.u.k. Rittmeister George von Washington (1856-1929), direkte Verwandte des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten, leben in der Auersperggasse 8 in Graz 1903 Rittmeister George Freiherr von Washington
Durch den Abbruch des Palais Wagensperg, der späteren Färberkaserne, ensteht der Färberplatz. 1904  

Zu Weihnachten 1905 ertönt erstmals das vom Großhändler Gottfried Maurer gestiftete Glockenspiel am Fliegenplatz. Zwei Steirerfiguren tanzen zu von einer Spielwalze und 24 Glocken erzeugten Liedern.

1905 Glockenspielplatz Fliegenplatz Glockenspiel
Im Herbst wird der Neubau der Grazer Handelsakademie in der wiesengrünen Grazbachgasse eröffnet, es findet die erste Grazer Herbstmesse in der Industriehalle statt und im Oktober landet auf dem von einem Exerzierplatz zu einem Flugfeld umgestalteten Thalerhof das erste Flugzeug.

1906

Handelsakademie Thalerhof
Frühlingsfest Cinematograph Graz

Herbstmesse Industriehalle Vergnügungspark

Johann Puch (Janez Puh) erzeugt die ersten Fahrräder und Autos.

Puch Puch.MotorradPuch.Motorwagen
Eggenberg Damen Bicycle Club Puch Styria Puch
Wienerstraße Volksbad 1907 Turnhalle Finanz Hilmteich
1907 gelingt dem Priester und Lehrer für Physik und Mathematik August Musger am Fürstbischöflichen Knabenseminar die Erfindung eines „Serienapparat mit Spiegelrad“ mit der besonderen Möglichkeit, in Zeitlupe aufzunehmen.

Musger

In der Herrengasse wird nach Plänen von Josef Hötzl das Palais der "Steiermärkischen Escomte Bank" gebaut.

„Auf der Grazer Universität haben sich wieder einmal die Studenten geprügelt. Es ging um Band und Mütze und vor allem um den Schläger. Die freiheitlichen Studenten sagen: ‚Die Carolinen dürfen keine Schläger tragen, weil sie sich nicht schlagen.‘ “ Peter Rosegger beruhigt: „ Wäre ich Caroline, ich würde in der Verbindung eine Rede halten: ‚Kommilitonen ! Höret einmal. Der Heger geht mit dem Gewehr in den Wald und schießt nicht. Der Beamte geht mit dem Degen auf die Straße und sticht nicht. Also geht auch der Caroline mit dem Schläger auf die Universität und schlägt nicht. Das ist doch alles nur Symbol.‘ “

Das öterreichische Schifffahrtsunternehmen Lloyd baut in Triest das Passagierschiff "Graz".

1908 Graz Lloyd
Auf dem Grazer Trabrennplatz starten die Brüder Anatol und Alexander Renner den ersten Flugversuch mit dem von ihnen konstruierten lenkbaren Luftschiff "Estaric I". Der zwar nicht übermäßig lange Flug dieser ersten fliegenden Zigarre der Donaumonarchie gestaltet sich trotzdem zu einer Sensation, so dass der Versuch wenige Tage später vor dem Kaiser wiederholt wird.

1909

Renner Renner Renner

An der Südbahn im Westen entstehen ausgedehnte Industrie- und Arbeiterviertelt.

1910

Schloßberg Schloßberg

  Liesl Pfeifferbüchsl Schweizerhaus
Hauptbahnhof Hotel International Wanzenburg CA Sporgasse Goldene Birn Deutsches Ordenshaus Schillerplatz
Englisches Haus (später Dorotheum) und Haus zu Stadt Triest (später Steirerhof) am Jacominiplatz. 1911 Dorotheum Jakominiplatz
Bürgermeister M. Robert v. Fleischhacker (1912-14).

Nach Plänen von Adolf Rossmann Jugendstil-Neubau des Landeskrankenhauses am Schönborner Grund beim Leonhardplatz, der das zu klein gewordene Paulustorspital im Palais Wildenstein ablöst. Mit seinen 35 Pavillons in hervorragenden Waldlage ist es modernst und größte Krankenhaus Europas.

Herausgabe des Büchleins "Graz im Jahre 2000. Nach den Angaben des Sehers Jul. Verne herausgegeben von Werter Dachsteiner"

1912

Fleischhacker Wildenstein Landeskrankenhaus

Schoenau Griesplatz Fischplatz   Kaiser-Josef-Platz Karmeliterplatz Geidorfplatz

Nach der Ermordung von Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand am 18. Juni in Sarajevo erklärt Österreich am 28. Juli den Krieg. Am Franzensplatz und in der Herrengasse sammeln sich die Regimenter zum Abmarsch an die Front.

Im Mai nimmt die k.u.k. Fliegertruppe mit einer Maschine vom Typ "Etrich-Taube" in Graz den Flugbetrieb auf.

1914 Thronfolgerehepaar in Sarajevo Franzensplatz Herrengasse

Aus allen Teilen des Reiches treffen über 30000 Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina, wie hier 1767 Ruthenen in Abtissendorf, ein und werden im Zvilinternierungslager am Thalerhof inhaftiert, misshandelt und liquidiert oder sterben an Krankheitsepidemien.

1915 Rutenen Thalerhof

Die bereits 1164 von Markgraf Otakar III. dem Zisterzienserstift vermachte Liegenschaft des "Gartls im Sack" wird zum neuen Schloßbergplatz umgebaut und zusammen mit dem von russischen Gefangenen errichteten, 260-stufigen Kriegersteig (Russensteig) am 1. Juni eröffnet.

 

1916 Russensteig Garnisonsmuseum
Das bosnisch-herzegowinische Grazer Infanterieregiment Nr. 2, das Eliteregiment der k.u.k. Armee in ihren auffallenden Uniformen mit rotem Fez und lichtblauen Bundhosen, hat in der Dominikanerkaserne seine Unterkunft. Am 7. Juni erstürmt es erfolgreich den Monte Meletta-Fior. Das Kümmelgebäck "Bosniakerl" erinnert an sie. Bosniaken Bosniaken k.u.k.Armee
Mit dem Tod von Kaiser Franz Joseph am 21. November 1916 wird Karl I. Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Karl.I.
Bürgermeister M. Adolf Fizia (1917-19).
Der gebürtige Grazer und spätere Österreichische Generalmusikdirektor Karl Böhm absolviert von 1917 bis 1921 in Graz das Jusstudium und erhält hier seine erste Musikausbildung.

1917

Fizia Karl Böhm

In der romanhaft verkleideten Selbstbiografie „Der junge Dichter“ hängt Rudolf Hans Bartsch seiner in Graz verbrachten Jugendzeit nach: „Die Stadt Graz ist, was Liebesangelegenheiten angeht, vielleicht die bewachteste aller Städte der Erde. Aber nirgends gibt es so viele Abenteuer. Eben wegen des Reizes der Bewachung. Da sind Tausende von Pensionisten zusammengekommen, die ihr Leben lang mit Töchtern umherwandern gemußt hatten, von einer Garnison und von einem Posten zum andern. So schauen aus den Fenstern von Graz unsagbar viele alte Jungfern und enttäuschte Mütter, teils weitsichtig, teils mit Operngläsern auf das, was sich dort die Jugend erlaubt und was ihnen zeitlebens unerlaubt geblieben ist. Boccaccio blieb fortan ein Fastenprediger gegen diese Geschichten. Dazu mischen sich in Graz drei Frauenrassen: Der alpenländische, blonde und schwere Schlag, großfüßig, gesund, lebensfroh, mäßig, sittsam. Dann die neu emporkommende südslawische Rasse; schwärmerisch, neugierig, entweder schon belehrt oder voll schwelender, dukler Ahnung. Endlich das viele italienische Blut. Dämmerblasse Haut, zierliche, feine Gelenke, das schmale Becken der Mittelmeerrasse mit dem beweglichen Schmiß alter Kultur. Da ist Biegsamkeit bis zur Unmmerklichkeit verfeinerter Koketterie drin. Diese beiden südlichen Rassen haben träumerische oder laszive Augen und eine ewige, innerlich kochende Unerlöstheit. Sie leben, aus den Fenstern und im Korso, dem ‚Erlebnis‘ nur so entgegen. In solche Schätze hinein sind die vielen, vielen Studenten gesetzt.“

Proklamation der 1. Österreichischen Republik am 12. Oktober 1918 auf dem vom Franzens- zum umbenannten Freiheitheitsplatz.

Landeshauptmann Dr. Wilhelm Edler v. Kaan (1918-19).
Mit Martha Taus gehört die erste Frau dem steirischen Landtag an.
1918

1.Republik KaanLandesversammlung Martha Taus

Im Herbst, am 29. September, bringt der Kommandant des Landsturm-Bezirkskommandos Nr.26, Major Rudolf Majster, das von Laibach über Agram bis nach Friedau reichende steirische Unterland in seine Gewalt, um es dem nach dem Zerfall der Donaumonarchie gegründeten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen anzuschließen. Am 1. November bemächtigt er sich des Stationskommandos in Marburg.
Trotz der Einsprüche der Steirer bei den Friedensverhandlungen in St. Germain, ziehen die Alliierten die Grenze entlang der Mur.

Marburg Radkersburg

Vinzenz Muchitsch, der erste sozialistische Bürgermeister (1919-34).

Anton Rintelen ist der erste Landeshauptmann, der von einem frei gewählten Landtag gekürt wird.

1919 Muchitsch Rintelen Heimkehrer

Ernst Klein schreibt in seinem Pornoroman: "Graz, die reizende Alpenstadt, die zugleich eine Großstadt und ein Garten genannt werden kann."

Die Ferdinandbrücke wird in Keplerbrücke umbenannt.
Die Weinzöttlbrücke 1922 neu erbaut.

In Graz existieren etliche Kaffeehäuser: das Cafe Promenade in der Erzherzog-Johann-Allee, das Operncafe und Cafe Schuster-Columbia am Opernring, die Cafes Kaiserhof, Europa und Herrenhof (Thonethof) in der Herrengasse, das Nordstern am Hauptplatz oder das Cafe Rosegger und der Österreichischer Hof in der Annenstraße.

Die Tochter des Wiener Soziologen Theodor Herzl, Mira Harwtig-Spira, heiratet den Grazer Anwalt Robert Spira und übersiedelt nach Graz-Gösting. 1938 muss das Paar nach London emigrieren, kehrt 1948 in die Steiermark zurück, um abermals nach London auszuwandern, wo die Sängerin, Schauspielerin, Autorin und Malerin 1967 stirbt.

1921 Cafe Schuster-Columbia Kaiserhof Herrenhof
Herrenhof Cafe Rosegger
Am Damm Mur Mira Hartwig-Spira   Kälbernes Viertel Radetzkybrücke Augarten

 

Als Antwort auf die 1920 gegründeten christlich-sozialen "Heimwehren" wird 1923 paramilitärische Organisation des "Republikanische Schutzbundes" der Sozialisten ins Leben gerufen.

1923

Heimwehr Schutzbund

Chemieprofessor Fritz Pregl holt mit seiner Arbeit "Mikroanalyse organischer Substanzen" erstmals den Nobelpreis nach Graz. Pregl

Im August tritt im "Schwimm-Hippodrom" der Militärschwimmschule am "Deutschen Bund" der Olympiasieger Johnny Weissmüller an, der kurz zuvor als erster Mensch die 100m Freistil unter einer Minute geschwommen war und später als berühmtester Tarzan-Darsteller in die Filmgeschichte eingeht.

In einem Brief an seine Frau schreibt der Dichter Anton Wildgans: „Heute bin ich vom Rosenberg über die Obere Platte nach Maria Trost gegangen. Es war ein herrlicher Herbsttag, kühl und infolge der Sonne doch warm dabei. Diese Gegend ist einzig in ihrer Schönheit. Ich kann sie nur mit der Umgebung Neapels vergleichen. Überall wachsen in Gärten und Wäldern Edelkastanien, und eine zweite Sommerflora bedeckt die tief und saftig grünen Wiesen. Nur wenige Bäume sind schon herbstlich gefärbt, alles andere ist noch sommerlich grün.“

1924 Militär-Schwimmschule Weissmüller
Schwimmunterricht im Josef-Kodella-Bad ("Bad zur Sonne"). Josef-Kodella-Bad Bad zur Sonne
Refrain des Studentenliedes von Oskar Walzel: "Student sein in Graz, wenn der Flieder blüht, Student sein in Graz, wenn das Weinlaub glüht, wenn im Herzen die feurige Jugendlust brennt, Student sein in Graz, Student sein in Graz." 1925 Korporierte
Aufgrund einer Intervention der Landtagsabgeordneten Frieda Mikula darf der steirische Panther nur mehr aus dem Rachen speien, während bei seinem Grazer Artgenosse nach wie vor aus allen Körperöffnungen Feuerzungen schlagen. 1926 Steiermark Graz
1927-1953 Fürstbischof Ferdinand Stanislaus Pawlikowski 1927 Fuerstbischof.Pawlikowski

800 Jahre Graz

Bau des Hotels International in der Strauchergasse (heute Arbeiterkammer).

1928 800 Jahre Graz
Schloßbergvisionen 1930 Schloßberg
Mehlgrube Inzaghi Schlossergasse Bürgergasse Herrengasse Lendplatz Ursulinenkloster

Ing. Friedrich Schmiedl schießt am 2. Februar mit der von ihm konstruierten ersten Postrakete „V7" 102 Poststücke vom Schöckel ins nahe gelegene St. Radegund, wo diese, an einem Fallschirm hängend, wohlbehalten landen.

Der Gründungsvater und langjährige Leiter des Steirischen Heimatschutzes, Dr. Walter Pfrimer, versucht im September 1931 in einem gescheiterten Staatsstreich, dem Pfrimer-Putsch, in Österreich eine „Heimwehrregierung“ an die Macht zu bringen.

1931 Friedrich Schmiedl Pfrimer Pfrimer Heimwehr
Gösser Bräu 1933

Zinsendorfgasse Annenstraße Jakominiplatz

Bürgermeister Hans Schmid (1934-38).
Unter Landeshauptmann Alois Dienstleder erfolgt die von Kanzler Engelbert Dollfuß diktierte Umwandlung vom demokratischen zum berufsständischen Landtag; es dominiert die "Vaterländische Front".

Der Arbeiterführer Koloman Wallisch, Kommandant des Republikanischen Schutzbundes, wird am 19. Februar in Leoben gehenkt.
1934 Schmid Dienstleder Kolloman.Wallisch
In der Heimatstadt von Admiral Tegetthoff, in Graz, am 16. November in Anwesenheit von Bundespräsident Miklas Wiederaufstellung seines Denkmals aus Pula. Später auch die Tegetthoffbrücke, der Tegetthoffplatz und die Lissagasse seinen Namen. 1935 Tegetthoff

Die Nobelpreisträger Viktor Hess, Otto Löwi und Erwin Schrödinger lehren an der Karl-Franzens-Universität.

Als propagandistisches Werk nationalsozialistischer Ideen ist der Roman „Volk und Amboß“ von Sepp Dobiasch anzusehen: „Zur großen Industriehalle strömten Menschen, die den Festabend der Bezirksorganisation der NSDAP besuchen wollten. Politische Versammlungen waren verboten, nur geschlossene Gesellschaften geladener Gäste erlaubt. Rasch füllte eine Gesellschaft von über 4000 Personen den riesigen Raum. Ein mächtiges Hakenkreuz grüßte über die Bühne, links und rechts davon standen junge SA-Männer in weißen Hemden in Reih und Glied. Die Musik spielte des Deutschlandlied. Brausend, mächtig wie ein Chor des Volkes selbst, erfüllte die Hymne den hohen Raum, der mitzuschwingen schien im Gesang eines ganzen Volkes, das bereit war und willig zu einem großen, festlichen Aufbruch.“

1936 Viktor Hess Löwi Schrödinger
  1937 Annenstraße Annenstraße Oberer Sack

Am 20. und 24. Februar 1938 finden in Graz nationalsozialistische Großkundgebungen statt. Bei letzterer besucht auch Generalfeldmarschall Hermann Göring Graz.

Das Zusammentreffen des Sicherheitsministers Seyß-Inquart mit dem volkspolitischen Referenten der Vaterländischen Front für Steiermark, Prof. Armin Dadieu, am 1. März im Parkhotel in der Merangasse wird zu einem Pro-Hitler-Deutschland-Aufmarsch genutzt. Mit dem Besuch des NS-Innenministers Seyß-Inquart wird der "Hitler-Gruß" und das Tragen des Hakenkreuzsymbols in Graz erlaubt.

1938

 

Seys-Inquart Seyß-Inquart Hauptplatz Fackelzug
Am Tag nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, am 13. März feiern tausende Grazer am Hauptplatz und in der Herrengasse den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Stadt.der.Volkserhebung Hauptplatz 13.3.1938.Oper
Der "Führer" kommt zu einer Kundgebung in der Weitzer Waggonfabrik in Graz.
"Schwere dunkle Bomber, Stukas und Transportmaschinen dröhnten über der Steiermark Richtung Thalerhof bei Graz. Der strahlend blaue Frühlingshimmel ließ die Geschwader gespenstische Schatten über das Land werfen. Sie kamen, triumphal begrüßt, aber man spürte, wieviel Unheil von diesen fliegenden Kriegsmaschinen ausgehen könnte. Auf dem Thalerhof landeten sie sekundengenau; und die Grazer streuten den Fallschirmjägern Frühlingsblumen auf den Ring, über den sie dann defilierten. Unter den Deutschen wurde dieser Feldzug bald nur noch der 'Blumenkrieg' genannt.
Auch Hitler kam am 3. April nach Graz. Auch ich wollte ihn sehen und stand über vier Stunden lang vor dem Landhaushof, bis er nach einer Triumpffahrt eintraf: Das dumpfe Brausen der Heilrufe kündigte sich schon von weitem an, verstärkte sich, je näher er kam, orkanartig. Als er den altehrwürdigen Hof betrat, herrschte totale Stille - nur seine Schritte hallten auf den steinernen Platten. Er war schlanker, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Seine marmorne Blässe fiel mir auf und sein scharfer Blick, den selbst der noch spürte, über den er hinwegging. Ein unheimlicher Ernst umgab diesen Mann, der sich offensichtlich dazu auserwählt fühlte, in die Geschichte einzutreten. Wie ein Magier wirkte er - vielleicht hätte man im gottnahen Mittelalter das Dämonische früher an ihm erkannt..." (Hans Dichand)
Nicht zufällig wählt Hitler für den Auftakt zu seiner Ostmarkfahrt am 2. April Graz, die "Stadt der Volkserhebung", aus. Die Stadt verwandelt sich in ein nationalsozialistisches "Gesamtkunstwerk". Jedes Detail, von der Lichtregie über die Beflaggung, die Lautsprecher, die Bühnentechnik bis hin zur triumphierenden Musik, ist penibel geplant. Es ist schul- und arbeitsfrei. Zehntausende werden mit Sonderzügen und Bussen nach Graz gebracht. Am Abend tritt er in der riesigen Montagehalle der Waggonfabrik Waagner-Biro auf. Über seinem Portrait prangt der Aufruf "Dein 'Ja' für den Führer!". Das "Interessante Blatt" schreibt in einem Sonderbildbericht: "Vor der festlich geschmückten Grazer Bahnhofshalle empfing ein Orkan der Freude den Retter Österreichs, als der Führer Grazer Boden betrat. Der Führer grüßte mit erhobener Hand, im Wagen stehend, und eine überschäumende Begeisterung erfasste die Menschen, die ihren Führer, der aus ihrer Heimat stammt, zum ersten Mal sahen."

Stuka Anschluss Hitler
2. April 1938 Hitler in der Jahngasse 3.4.1938.Hitler.in.Graz 3.4.1938.Hitler
Hitler-Helfrich-Dadieu Weitzer.Waggonfabrik Hitler

Am 10. April stimmen 99,87% der Steirer für den Anschluss an das Deutsche Reich. Volksabstimmung Wahllokal
Hitler ernennt am 22. Mai den SA-Brigardeführer Dr. Siegfried Uiberreither zum Gauleiter und später auch zum Landeshauptmann.
Oberbürgermeister der Gaustadt Graz wird der Rechtsanwalt Julius Kasper (1938-45). Als er sich nach Kriegsende dem Befehl Uiberreithers, die Hauptbrücke zu sprengen, widersetzt, wird er erschossen in Vorstadt aufgefunden.

Uiberreither Dr. Siefried Uiberreither Julius Kasper

Am 25. Juli wird bei der Siegesfeier am Bismarckplatz der "nationalsozialistischen Helden" des Juliputsches von 1934 gedacht. In Anerkennung um die Verdienste der Steiermark und Graz um den Nationalsozialismus verleiht der Führer der Stadt den Ehrentitel "Stadt der Volkserhebung". Der Hauptplatz heißt jetzt "Adolf-Hitler-Platz", der Franzensplatz jetzt "Freiheitsplatz".

Uhrturm Siegesfeier Adolf-Hitler-Platz

In der Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November kommt es in Graz zur Zerstörung jüdischer Einrichtungen. Die Synagoge am Grieskai und die Zeremonienhalle auf dem Zentralfriedhof werden niedergebrannt.

Synagoge zerstörte Synagoge Zentralfriedhof

Im April werden 250 Juden in das KZ Dachau deportiert.

Im Juni wird der steirische "Gautag" in Graz abgehalten.

1939 Juden.Deportation Lisl.Transport Gautag

Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Generalleutnant Dietl am 12. Juli im Rathaus in Anwesenheit von Uiberreither, Dadieu, Mueller-Haccius und Portschy.

Wärmestube in der Zinsendorfgasse.

1940 Dietl Wärmestube
Adolf Hitler besucht am 26. April Graz. 1941 Hauptplatz Hitler in Graz Hitler
Der Maler und Grafiker Heinz Reichenfelser wird Leiter der Sezession. Er gestaltetet einen Gobelin-Entwurf mit dem ursprünglichen Titel „Graz - Stadt der Volkserhebung, Bollwerk gegen den Südosten".
SA-Brigardefuehrer Franz Steindl ist Bundesführer des Steirischen Heimatbunges.
Heinz Reichenfelser Bollwerk gegen Südost Franz Steindl
Propagandaminister Dr. Joseph Goebbels in der Herrengasse.
Eröffnung des Gaustudententages im Kammermusiksaal.
1942 Goebbels Gaustudententag
Über 400 Strafgefangene beginnen am 9. August mit dem Bau des Luftschutzstollen im Schloßberg. Nach Abschluss der Arbeiten 1944 bietet die 5 km lange, 17000 m2 große mit 20 Eingängen bestückte Anlage für 50000 Menschen Platz. Es gibt eine eigene Säuglingsstation, einen gekachelten Gauleiterstollen und sogar einen Bordellstollen mit seperatem Eingang am Kaiser-Josef-Kai.
Neben dem Schloßbergstollen werden noch in den Kalvarienberg, den Plabutsch und den Buchkogel Luftschutzstollen geschlagen.
1943 schlossbergstollen Schloßbergstollen Schlossbergstollen

Seit 1943 überfliegen alliierte, aus Italien kommende Bomber das Land, bis am 16. Oktober auch in Graz erstmals die Sirenen heulen und schwere Schäden entstehen. Fast täglich erfolgen jetzt Angriffe, der schlimmste am 1. November um 11.43 Uhr mit 382 Toten. Am 1.12. sterben 165 bei einem Luftangriff, am 19.Februar 1945 270 Menschen. Der letzte Großangriff auf Graz erfolgt in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag, am 2. April 1945, der 62 Tote fordert.
Von April 1941 bis April 1945 werden von den Alliierten insgesamt 54 Bombenangriffe geflogen, bei den etwa 1980 Menschen getötet und 2000 verwundet werden sowie 45% aller Gebäude der Stadt zerstört.

1944

Luftangriff Bombardement Bahnhof Bahnhof Gösting

 

Weitzer Annenstraße Arbeiterkammer Bürgergasse Bischofsplatz

Opernhaus Hans-Sachs-Gasse Herz-Jesu-Kirche

Im Grazer Landesgericht in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße werden von August 1943 bis Februar 1945 156 NS-Gegner, vor allem Kommunisten, Katholiken und Bauern hingerichtet.
Zwischen 2. April und 2. Mai werden auf Weisung von Gauleiter Uiberreither unter Gestapo-Kriminalkommisar Adolf Herz 219 jüdische Ungarn, Zwangsarbeiterinnen sowie österreichische Widerstandskämpfer durch 16jährige holländische Freiwillige erschossen und in Bombenkratern der Belgierkaserne verscharrt. Als der SS-Kasernenkommandant Wilhelm Schweitzer von der Front zurückkehrt, lässt er die Leichen ausgraben und in ein Massengrab am Feliferhof bringen.

Zelbur, Stepan und Gorbach als Gefangene im Konzentationslage Mauthausen.

1945

Schafott Adolf Herz Zelburg.Stepan.Gorbach
Das ursprünglich 1940 für umgesiedelte Volksdeutsche zwischen Kasernstraße und der Mur mit 190 Baracken errichtete Lager V wird im April 1945 für rund 400 ungarische Juden zur Zwischenstation auf dem Weg vom Bau des Südostwalls nach Mauthausen, wobei 46 ihrer Kranken erschossen werden. Im "Liebenauer Prozess" 1947 wird der dafür verantwotliche Lagerleiter Nikolaus Pichler zum Tode veruteilt und gehenkt. Südostwall Lage V Liebenaue Pozess
Nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai und damit dem offiziellen Ende des 2. Weltkrieges, marschieren in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai russische Truppen, von der Ries kommend, im Osten von Graz ein. Die Stadt wird von fünf Mächten besetzt: den Sowjets, Briten, Amerikanern, Jugoslawen und Bulgaren.

Russeneinmarsch Figl.Krainer ussen

Erst am 23. Juli übernehmen die Engländer als einheitliche Besatzungsmacht das Land. Hauptplatz Briten Militärregierung
Univ.Prof. Engelbert Rückl (1945) wird von Eduard Speck (16.5.1945-31.1.1960) als Bürgermeister abgelöst.
Bei den ersten freien Wahlen nach dem Krieg am 25. November wird Anton Pirchegger zum Landeshauptmann gewählt. Seine Stellvertreter sind Reinhold Machold und Tobias Udier.

Rückl Speck Pirchegger

Heimkehrer.
Ansturm um Brot in der Sackstraße.
Park-Cafe im Stadtpark.

1946 Heimkehrer Sackstraße Stadtpark
1948-1971 Landeshauptmann Josef Krainer I. 1948 Josef Krainer Landtag

Schilfahren auf der Platte.

Steirischer Rundfunk.

1950 Platte ORF
Inthronisation von Diözesanbischof Dr. Josef Schoiswohl (1954-1969) am 19. März in Anwesenheit von Erzbischof Rohracher und Fürstbischof Pawlikowski. 1954 Bischof.Josef.Schoiswohl Bischof Schoiswohl
Am 20. September verlässt der letzte fremde Soldat, ein Brite, die Steiermark.

1955

 

Am 16.November läuft die Serienproduktion des Puchautos an.

1957

Steyr-Puch 500

Bürgermeister Gustav Scherbaum (9.2.1960-24.4.1973)

Griesplatz.
1960 Scherbaum Griesplatz
Nikita Chruschtschow in Graz. 1961 Chruschtschow
Ab 1963 fliegt die AUA mit einer Junkers F13 von Wien über Graz nach Klagenfurt. 1963 Flughafen Graz-Thalerhof Graz-Thalerhof
Arnold Schwarzenegger, Robert Seeger, Günter Ziesel 1964 Schwarzenegger Ziesel
Für den Neubau der Hauptbrücke wird die alte Brücke samt den murseitigen Fleischbänken des "Kälbernen Viertels" abgerissen. 1965  

Vor dem Grazer Dom: Schoiswohl, Ratzinger, Kapellari.

Auf Initiative von Kulturpolitiker und Volkskundler Prof. Hanns Koren wird der "steirische herbst" als Kulturfestival der Avantgarde ins Leben gerufen. Zuvor hat er schon das "Erzherzog-Johann-Gedenkjahr", das Freilichtmuseums in Stübing, die Steirischen Akademie, die Dreiländer-Ausstellung TRIGON, das Forum Stadtpark sowie die Reihe von großen Landesausstellungen initiiert.

Prinzessin Djavidan Hanum stirbt am 8. August. Als "May Török" eines ungarischen k&k-Offiziers und der österreichischen Adeligen Vetter von der Lilie in Philadelphia geboren, lebt sie unter anderem auf Schloss Waasen bei Graz, heiratet als "Hanum-Effendi" den türkischen Vizekönig von Ägypten, gründet nach der Scheidung ein Schönheitsinstitut in Wien, wird Pianistin, Komponistin und Schriftstellerin und lernt den ehemals zaristischer Offizier Simon Kulatschkoff kennen, mit dem sie als Malerin bei Nachfahren des Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall auf Schloss Hainfeld und schließlich in Graz lebt. Eine Gedenktafel am Haus ihres letzten Wohnsitzes am Wittekweg 7 in Graz erinnert an die Künstlerin: "Geboren in den USA, aus ungarischem Adel,
heiratete sie einen ägyptischen Prinzen. Sie befreite sich aus Zwängen und zugedachten Rollen, sie schrieb und musizierte, sie komponierte und malte, war Weltbürgerin in Graz."

1968

Schoiswohl, Ratzinger, Kapellari Hanns Koren Hanum.Djavidam

Franz Nabl schildert präzise das Treiben am Grazer Fetzenmarkt: „Fast in einer Geraden von Nord nach Süd durchschneidet der Fluss die Stadt. Jahraus, jahrein sputet er sich dahin mit trübbraunen, grämlichen Wellen, kein freundliches Bild zwischen den grünen Böschungen, und kaum mag man glauben, dass er einmal ein durchsichtiges Gebirgswasser war und dass die edelsten Fische, Forellen, Äschen und Huchen sich’s in ihm wohl sein ließen. Viermal im Jahr aber spielte sich an seinem rechten Ufer ein eigenartiges Stück Grazer Lebens ab. Der Mittfastenmarkt am Freitag und Samstag nach Mittfasten, der Portiunkulamarkt am 1. und 2. August, der Ägydimarkt am 1. und 2. September und der Andrämarkt am 30. November und am 1. Dezember. „Fetzenmarkt“ nannte sie das Volk, und dieser ein wenig abschätzige und doch alle Grazer anheimelnde Name ist ihnen geblieben bis auf den heutigen Tag. Zum Teil aus Privilegien aus der Mitte des 15. Jahrhunderts rühren sie her und enthüllen ein buntes, seltsames Treiben noch vor Jahrzehnten. Wohl boten auch früher schon berufsmäßige Marktfahrer auf ihnen ihre Dutzendware feil und schlugen sie an den meist vom Lande herbeiströmenden bäuerlichen Besucher los. Das Besondere jedoch waren nicht die üblichen Verkaufsbuden. Auf vielen Tischen oder auch nur auf über die Erde gebreiteten Tüchern mochte jedermann seinen in Rumpelkammern oder auf Dachböden angesammelten, unbrauchbaren Kram, altes Geschirr, verrostete Eisenteile oder Werkzeuge, ja selbst Bücher und Bilderrahmen ausbieten, um vielleicht doch noch ein paar Groschen daraus zu lösen, bevor die fragwürdigen Dinge dem Feuer oder der Müllabfuhr überantwortet wurden.“

Beim Training zum GP von Italien in Monza am 5. September verunglückt Jochen Rindt mit seinem Lotus beim Anbremsen in der Parabolica und stirbt noch im Rettungswagen an den Folgen seiner schweren Verletzungen
1970 Franz Nabl Jochen Rindt
LandeshauptmannFriedrich Niederl (1971-1980). 1971 Niederl
Bürgermeister Alexander Götz (24.4.1973-21.3.1983) 1973 Götz
Neubau Tegetthofbrücke.
Dreigiebelhaus Ecke Landhausgasse Fischplatz
Jakominiplatz
1974 Tegetthofbrücke Fischplatz Jakominiplatz
Landeshauptmann Josef Krainer II. (1980-95). 1980 Krainer
50 Jahre Manuskripte: Wolfgang Bauer, Günter Eichberger, Klaus Hoffer, Gerhard Roth, Alfred Kolleritsch, Gertrud Leutenegger, Reinhard P. Gruber, Gert Jonke, Helmut Eisendle, Franz Buchrieser, Wolf Dieter Eigner, Jörg Laederach, Daniel Walter. 1981 Manuskripte

Bürgermeister Franz Hasiba (21.3.1983-10.1.1985).

Gemälde von Günter Waldorf anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. am 10. September.

1983 Hasiba Waldorf
Bürgermeister Alfred Stingl (10.1.1985-27.3.2003) 1985 Stingl

Thomas Bernhard in seinem Werk "Heldenplatz: "In Graz leben nur Alte und Dumme", "In Graz ist nur Stumpfsinn zu Hause", "Graz, das Nazinest, die absolute Unstadt"

Draken am Flughafen Graz-Thalerhof.

1988 Draken

Wolfgang Bauer über die „Haring“: „Die Haring war eine Stadt in der Stadt. Der Bürgermeister war meist irgendein Irrer. Außer am Vormittag war die Haring kein gemütliches Platzerl. Obwohl die vielen Fäßlein mit ihren liebevollen Bemalungen eine Art Lieblichkeit verströmten, war der Geist, der in ihnen ruhte, ein unruhiger Geist. Schon beim Öffnen der Eingangstür betrat man eine Art Bühne, glitschige Bretter, die hier die Welt bedeuteten. Man wurde nicht in Ruhe gelassen, denn stets war das beinahe shakespearische Getriebe am Laufen. Da wurde gezupft, gelacht, geschrien, geschimpft, ständig inszenierte irgendein Wahnsinniger eine Posse, dort sang einer eine Arie, und hinten im ‚Dichterstüberl‘ pegelte sich die Phonstärke in Höhen ein, daß eine Heyvy Metal Band vor Neid erblaßt wäre. Die Haring war immer ein Abenteuer, manchmal lästig, aber nie langweilig. Besser als jedes Kino und viel besser als jedes Theater. Man war Zuschauer und Hauptakteur zugleich. Kreatives und Triebhaftes vermischte sich zu einem vulkanischen Cocktail. Alle Augenblicke mußte eine Sensation passieren, jeder Satz war gedrechselt, gezielt. Man stand unter einem fremden Gesetz.“

1995 Wolfgang Bauer
Siegfried Nagl wird am 27.3. zum Bürgermeister gewählt.
Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres wird am 25. September das von den Londoner Architekten Peter Cook und Colin Fournier entworfene Kunsthaus eröffnet.

2003

Nagl Kunsthaus Kunsthaus

Die Hauptbrücke wird in Erzherzog-Johann-Brücke umgetauft. 2009  

Nach wochenlangen Gewittern erlebt Graz am 22. Juli mit einem Pegelstand der Mur von 6,40 Metern ein Jahrhunderthochwasser.

Eröffnung der Nahverkehrsdrehscheibe am Grazer Hauptbahnhof.

2012 Mur Murinsel Graz Hbhf

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